Profine in Pirmasens von außen. (Foto: SWR)

Fachkräftemangel

Pirmasenser Unternehmen holt Auszubildende aus Afrika

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Daniel Novickij
Daniel Novickij (Foto: SWR)

In der Westpfalz suchen viele Betriebe nach Personal. Viele Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Profine hat daher entschiedenen, drei Nachwuchskräfte aus Nordafrika einzustellen.

Wer im Moment durch eine Einkaufsstraße läuft, wird vermutlich an den Fensterscheiben oft das Schild "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht" entdecken. Auch bei Profine in Pirmasens wird nach Fachkräften gesucht. Denn die neue Generation im Betrieb lässt auf sich warten. Aktuell gibt es 60 Ausbildungsplätze - und es wird nach Angaben eines Sprechers immer schwieriger, diese zu besetzen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat Profine nun entschieden, drei Nachwuchskräfte aus Nordafrika zu holen.

Unternehmen finden Fachkräfte durch "THAMM"

Ermöglicht wird dies durch die sogenannte Unterstützung regulärer Arbeitsmigration und Mobilität zwischen Nordafrika und Europa, kurz THAMM. Das ist ein Pilotprojekt der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und von der Agentur für Arbeit, an dem sich unter anderem auch Profine beteiligt. Das Programm hilft Unternehmen, Fachkräfte oder Auszubildene aus Ägypten, Marokko und Tunesien zu finden. Dabei werden bereits Vorgespräche mit den Bewerberinnen und Bewerbern geführt und den Firmen eine Vorauswahl vorgestellt.

Drei Auszubildende aus Tunesien jetzt bei Profine

"Es ist mein Traum. Ich möchte hier eine Ausbildung zur Elektronikerin machen", erzählt Fatma Agrebi. Die 27-jährige kommt ursprünglich aus dem Süden Tunesiens und ist jetzt froh, zusammen mit Hatem Brini und Houda Houyouni einen neuen Beruf zu erlernen. Die Ausbildung bei Profine sei eine schöne Erfahrung für sie. Dabei ist ihre Berufswahl kein Zufall. Die Liebe zur Elektrotechnik wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. "Fatma hat uns erzählt, dass ihr Vater schon als Elektriker in Tunesien arbeitet, weshalb sie das auch machen wollte", so Nicolas Veith, Ausbilder und Referent für Personalentwicklung bei Profine.

Fatma Agrebi in der Werkstatt von Profine. (Foto: SWR)
"Es ist mein Traum. Ich möchte hier eine Ausbildung zur Elektronikerin machen", sagt die 27-jährige Fatma Agrebi aus dem Süden Tunesiens. Bild in Detailansicht öffnen
Hatem Brini (Foto: SWR)
Auch Hatem Brini ist froh, eine Ausbildung in Pirmasens machen zu können. Bild in Detailansicht öffnen
Houda Hayouni bei Profine in Pirmasens. (Foto: SWR)
Die 29-jährige Houda Hayouni ist die dritte im Bunde der tunesischen Lehrlinge bei Profine. Gemeinsam mit ihren beiden Azubi-Kollegen wird sie noch zusätzlichen Deutschunterricht bekommen, damit es in Zukunft keine sprachlichen Barrieren mehr gibt. Bild in Detailansicht öffnen

Ausbildung in der Westpfalz als Chance

"Hier eine Ausbildung zu machen, ist für mich die Möglichkeit, einen guten Berufsabschluss zu bekommen", sagt Brini, einer der drei tunesischen Auszubildenen bei Profine. Auch seine Mitauszubildene Houyouni ist für die Möglichkeit, in der Westpfalz zu arbeiten, dankbar: "Meine Familie ist sehr stolz auf mich, weil sie weiß, dass ich in Zukunft viel erreichen kann", sagt Houyouni. Die 29-jährige will nach ihrer Ausbildung in den Beruf einsteigen und durch das Gehalt ihre Familie in Tunesien finanziell unterstützen.

Deutschkurs für die Azubis aus Tunesien

Ausbilder Nicolas Veith ist mit der Entwicklung der drei Nachwuchskräfte aus Tunesien bislang zufrieden. "Der Eindruck ist sehr positiv", sagt Veith. Sie seien sehr engagiert und würden sich viel Mühe geben. Allerdings berge ihr Neustart in der Westpfalz viele Hürden. Obwohl sie bereits in Tunesien ein halbes Jahr Deutsch gelernt hätten, müssten sie die Sprache noch besser lernen. "Wir werden einen extra Deutschkurs für sie organisieren, dass auch die Sprachbarrieren überwunden werden können", so Veith.

Herausforderungen im Alltag

Allerdings ist nicht nur die Sprache ungewohnt. Die Kulturen in Tunesien und in der Westpfalz seien sehr unterschiedlich. Daher seien selbst manche Alltagssituationen etwas ungewohnt. Beispielsweise hätten die Nachwuchskräfte viele Fragen zu Preisschildern im Supermarkt, erzählt Noah Morgan, der in der Personalentwicklung bei Profine tätig ist. "Das hat mich erstmal geschockt, weil für mich klar ist, für was der Preis steht", sagt Morgan. Er betreue Fatma Agrebi, Hatem Brini und Houda Houyouni und habe ihnen seit dem ersten Tag ihrer Ankunft geholfen, sich in Deutschland zurechtzufinden. Er ist sich sicher, dass sie ihre Aufgaben beruflich und privat meistern werden.

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