Am Landgericht Kaiserslautern geht der Prozess um die getöteten Polizisten bei Kusel weiter. (Foto: SWR, SWR)

Prozess um getötete Polizisten bei Kusel

Zeugin: Florian V. hat Hauptangeklagten schwer belastet

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Vor dem Landgericht Kaiserslautern hat am Donnerstag unter anderen eine Polizeibeamtin ausgesagt. Sie war bei der zweiten Vernehmung des mutmaßlichen Komplizen von Andreas S. dabei. Florian V. habe darin den Hauptangeklagten schwer belastet.

Was geschah in der Nacht, in der zwei Polizisten auf einer Kreisstraße bei Ulmet im Kreis Kusel sterben mussten? Diese Fragen versuchen die Richter am Landgericht Kaiserslautern auch am vierten Prozesstag zu beantworten. Am Donnerstag sagte eine Polizistin aus, die den mutmaßlichen Komplizen des Hauptangeklagten Andreas S. vernommen hat. Sie erzählt, dass Florian V. ausgesagt habe, dass beide Männer am frühen Morgen des 31. Januar die Wilderei beenden wollten, als sie ein weiteres Wildschwein auf einem Feld nahe Ulmet im Kreis Kusel sahen.

Mitangeklagter stellt Tatnacht im Kreis Kusel anders dar

Dieses eine Tier hätten sie zusätzlich noch mitnehmen wollen, gab Florian V. der Kripobeamtin zufolge zu Protokoll. Der 33-Jährige sei dafür aus dem Transporter ausgestiegen, habe dann aber plötzlich Scheinwerferlicht gesehen. Er (Florian V.) habe sich darauf schnell in einer Böschung versteckt. Im nächsten Moment will Florian V. gehört haben, wie Andreas S. gefragt wird, wo sein Kollege - also Florian V. - sei. Der 39-Jährige habe ihn daraufhin zu sich zurückgerufen. 

Kaiserslautern

Prozess um getötete Polizisten im Kreis Kusel Hauptangeklagter Wilderer sagt jetzt doch selbst aus

Zu Prozessbeginn am Landgericht Kaiserslautern um die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten im Kreis Kusel hat der Hauptangeklagte geschwiegen. Am dritten Prozesstag hat sich Andreas S. doch selbst zur Tatnacht geäußert. Das Magazin "Stern" berichtet, dass er die Schüsse angekündigt haben soll.

Am Mittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Erster Schuss sei kurz nach erstem Funkspruch gefallen

Der Hauptangeklagte habe zu diesem Zeitpunkt verdeckt zwischen den beiden Fahrzeugen gestanden. Anschließend, so erzählt es die Polizeibeamtin im Zeugenstand, habe Florian V. einen Funkspruch gehört, in dem die Begriffe "dubiose Personen" und "Wilderei" gefallen seien. Wenige Sekunden später sei der erste Schuss gefallen. 

Mitangeklagter berichtet von lautem Schmerzensschrei

Gesehen habe V. in diesem Moment weder Andreas S. noch den Polizisten. Die junge Polizeianwärterin habe dagegen sichtbar vor einem der Fahrzeuge gestanden. Plötzlich sei sie dann mit voller Wucht umgefallen. Florian V. will anschließend einen weiteren Funkspruch gehört haben: "Die schießen!", erzählt die Polizistin von der Vernehmung. Kurz darauf soll es noch einen lauten Schmerzensschrei gegeben haben - V. geht davon aus, dass dieser vom Polizeioberkommissar ausging.

Hatte Florian V. Angst vor dem Hauptangeklagten?

In seiner Vernehmung habe Florian V. weiter ausgesagt, dass er aus Angst zu den toten Polizisten gerannt sei, so die Zeugin. Er habe vorher noch nie einen toten Menschen gesehen. Andreas S. habe dann schon wieder im Transporter gesessen. Florian V. sei auch in das Fahrzeug eingestiegen und mit S. weggefahren.

Später soll Andreas S. das Handy von Florian V. verlangt haben. Er habe Angst gehabt, dass der ihm etwas antue, gab V. zu Protokoll. Der 39-Jährige soll auch ein Jagdmesser an seinem Gürtel getragen haben. Dass die Aussagen von Florian V. zur Tatnacht von Furcht geprägt waren, bestätigen am vierten Prozesstag in Kaiserslautern weitere Vernehmungsbeamte.

Smartwatch von Yasmin B. ausgewertet

Daneben kamen am Donnerstag Kriminaltechniker zur Wort, die detailliert von ihrer Spurensicherung berichteten. Außerdem legte eine LKA-Beamtin Daten der Smartwatch der getöteten Polizeianwärterin vor, die das Landeskriminalamt ausgewertet hat. Demnach hatte Yasmin B. am 31. Januar um 4:28 Uhr das letzte Mal Puls, der zu diesem Zeitpunkt bei 74 lag.

Verteidiger beantragen Video der Vernehmung abzuspielen

Die Anwälte des Hauptangeklagten beantragten unterdessen, dass das Video der ersten Vernehmung von Florian V. bei einem der nächsten Termine abgespielt wird. Sie wollen, dass das Gericht die Glaubwürdigkeit und Authentizität des mutmaßlichen Komplizen, Florian V. bewertet. Die Ausstrahlung der Videoaufnahme ist demnach für Mitte August geplant.

Hauptangeklagter wegen Mordes vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Hauptangeklagten Andreas S, vor, Ende Januar auf einer Kreisstraße im Kreis Kusel zwei Polizisten erschossen zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. Dem Mitangeklagten wirft die Staatsanwaltschaft Wilderei vor. Außerdem soll er geholfen haben, Spuren zu verwischen. Auf die Polizisten geschossen hat Florian V. nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern nicht.

Kaiserslautern

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