Das Vorhaben könnte "zu einer erheblichen russischen Reaktion führen, die die Aussichten auf eine militärische Eskalation mit der Nato erhöhen könnte", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Mittwoch. Man habe daher auch kein Interesse, die Kampfjets in US-Gewahrsam zu haben. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe sich aber bei Polen für die Bereitschaft bedankt, nach Wegen zu suchen, die Ukraine zu unterstützen.
Pentagon: Krieg darf nicht noch zerstörerischer werden
Man müsse bei jeder Entscheidung darauf achten, das "Potenzial für eine Eskalation" nicht noch zu erhöhen, sagte Kirby weiter. Denn das sei weder gut für die Nato, die USA oder für die Ukraine. Der Krieg dürfe nicht noch zerstörerischer werden - auch mit Blick darauf, welche Möglichkeiten Russlands Präsident Wladimir Putin noch zur Verfügung habe. Kirby fügte außerdem hinzu: "Wir gehen davon aus, dass die Aufnahme von Flugzeugen in das ukrainische Inventar die Effektivität der ukrainischen Luftwaffe im Verhältnis zu den russischen Fähigkeiten wahrscheinlich nicht wesentlich verändern wird." Der Gewinn aus so einer Verlegung sei daher gering.
Polen bot USA Tauschgeschäft an
Das polnische Außenministerium hatte am Dienstag mitgeteilt, dass man gewillt sei, alle Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 unverzüglich und kostenlos nach Ramstein in der Pfalz zu verlegen und den USA zur Verfügung zu stellen. Die Maschinen sollten anschließend der Ukraine als Unterstützung im Kampf gegen Russland geliefert werden. Im Gegenzug ersuchte Polen die USA, dem Land gebrauchte Flugzeuge mit entsprechender Einsatzfähigkeit zu überlassen.
Die Regierung des Nato-Mitgliedstaats reagierte mit diesem Angebot nach eigener Aussage auf Äußerungen von US-Außenminister Antony Blinken bei einer Reise in Europa. "Wir befassen uns aktiv mit der Frage von Flugzeugen, die Polen an die Ukraine liefern könnte", hatte der amerikanische Chefdiplomat in Moldau gesagt.
Eine direkte Lieferung in das Nachbarland schloss Polen indes wiederholt aus. "Entscheidungen über die Lieferung von Offensivwaffen müssen auf der Ebene der gesamten Nato einstimmig getroffen werden", sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki am Dienstagabend. Polen könne keine eigenständigen Schritte unternehmen, weil es nicht an diesem Krieg beteiligt sei.
Pentagon äußert "ernsthafte Bedenken"
Bereits direkt nach dem Tauschvorschlag Polens am Dienstag hatte sich das US-Verteidigungsministerium zu Wort gemeldet und ihn als "nicht haltbar" bezeichnet. Eine Top-Diplomatin des Außenministeriums, Victoria Nuland, bezeichnete das zuvor offenbar nicht mit Washington abgestimmte Angebot Polens in einer Anhörung im Senat als "überraschenden Schritt".
Baerbock: Dürfen uns nicht an Krieg beteiligen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich ebenfalls zurückhaltend zu Überlegungen, polnische MiG-29 an die Ukraine zu liefern. Man müsse sicherstellen, dass sich dieser Krieg nicht auf Nato-Gebiet ausweite, sagte sie der "Bild". Auch mit Waffenlieferungen dürfe keine Steilvorlage dafür gegeben werden, dass gesagt werde, "wir beteiligen uns am Krieg", sagte die Grünen-Politikerin. Es kämen zudem ohnehin nur Flugzeuge infrage, die von ukrainischen Piloten geflogen werden könnten.
Ukraine bittet um Kampfflugzeuge im Krieg gegen Russland
Die Ukraine bittet den Westen seit Beginn des Krieges um Kampfflugzeuge, um sich gegen russische Luftangriffe verteidigen zu können. "Wenn Sie uns nicht wenigstens Flugzeuge liefern, damit wir uns schützen können, dann wollen Sie auch, dass wir einen langsamen Tod sterben", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem seiner emotionalen Appelle an die westliche Welt.
Die ukrainischen Luftwaffenpiloten sind ausschließlich an Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29 und Suchoi-27 ausgebildet. Laut dem Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) verfügen in der EU außer Polen noch die Slowakei und Bulgarien über MiG-29.