Sujetbild Katastrophenschutz (Foto: dpa Bildfunk, Oliver Hanser)

Versorgung der Bevölkerung

Pirmasens stellt Plan für Katastrophenschutz vor

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Sebastian Zobel
Bild von Sebastian Zobel, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)
Jürgen Rademacher
Bild von Jürgen Rademacher, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Wie mit Katastrophen umgehen? Diese Frage stellen sich viele Kommunen in der Westpfalz nach der Flutkatastrophe. Pirmasens hat eine Antwort darauf gegeben.

"Wir hoffen nicht, dass diese Fälle eintreten", sagte der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) bei der Vorstellung der Pläne. "Es ist aber gut, vorbereitet zu sein und vom schlimmsten Fall auszugehen." Im Katastrophenfall hätte er die Einsatzleitung, denn der Katastrophenschutz ist Sache der Kreise und kreisfreien Städte.

Pirmasens informiert über Radio, Lautsprecher und App

Der Plan geht von vielen Szenarien aus. Dazu zählen nicht nur Naturkatastrophen, sondern unter anderem auch ein Blackout nach einem Stromausfall, ein Verlust der Kommunikationswege oder eine starke Beeinträchtigung des Gesundheitssystems. Auch eine Verknappung des Gases mit im schlimmsten Fall Abschaltungen der Gasversorgung spielt eine Rolle. Die Stadt würde über Katastrophenfälle mit Lautsprecher- und Radiodurchsagen und über die Katwarn-App informieren. Letztere funktioniert aber nur, wenn das mobile Internet noch stabil ist.

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Nach Angaben von Zwick umfasst der Katastrophenschutz drei Bereiche: Die Vorbereitung der Verwaltung, die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung und die Rekrutierung und Einteilung von freiwilligen Helfern. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal habe sich die Verwaltung verstärkt mit diesen Themen auseinander gesetzt. Dabei gebe es verschiedene "Eskalationsstufen": Von kleineren Schäden über Großbrände bis hin zu Lagen, die die ganze Stadt betreffen.

Pirmasens: OB Zwick stellt Katastrophenschutz-Plan vor (Foto: SWR)
Der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) und der neue Katastrophenschutz-Plan.

Zwick: "Pirmasens gut aufgestellt"

Insgesamt sieht OB Zwick seine Verwaltung gut aufgestellt. Man habe sich zum Beispiel mit der Polizei und dem Technischen Hilfswerk (THW) eng abgestimmt, um im Notfall die Versorgung mit Medikamenten oder Benzin sicherstellen zu können. Außerdem stehe die Stadt mit Vereinen in Kontakt, um ein Helfer-Netzwerk aufzubauen. Wer sich als freiwilliger Helfer für den Ernstfall registrieren lassen will könne dies unter bueroob@pirmasens.de tun.

Die Schulen und Kitas sollen laut Katastrophenschutz-Plan bei einem Gasmangel geöffnet bleiben. Die Hälfte werde über Fernwärme versorgt. Wo eine Schule oder Kita noch am Gasnetz hänge, könnten die Schüler im Notfall in andere Schulen umziehen oder sollen ins Homeschooling gehen.

Neue Ämter sollen in Pirmasens Versorgung sicherstellen

Die Stadt Pirmasens hat außerdem ein Ernährungs- und ein Wirtschaftsamt aufgebaut. Diese gab es früher schon mal, die Stadt hat sie jetzt eigenständig wieder aufgebaut. Das Ernährungsamt soll die Versorgung mit Lebensmitteln sicherstellen, das Wirtschaftsamt die mit Treibstoff. Denn in Pirmasens gibt es keine Tankstelle mit einer Notstromversorgung.

Auch aus diesem Grund hat die Stadt einige Notstromaggregate angeschafft - weitere sollen folgen. Genauso wie Satellitentelefone und Feldbetten. Es wurde zudem eine Datenbank angelegt, in der zum Beispiel erfasst wurde, welche Menschen in Pirmasens außerhalb der Krankenhäuser beatmet werden müssen - zum Beispiel in Pflegeheimen.

"Leuchttürme" sollen Anlaufstellen für Pirmasenser sein

Im Falle eines Blackouts, wenn wegen Stromausfalls Handynetze und das Wärmenetz zusammen gebrochen sind, werden sogenannte "Leuchttürme" eingerichtet. Dort können Menschen zum Beispiel Notrufe absetzen, es wird aber auch Erste Hilfe geleistet. Einige solcher "Leuchttürme" sind die Hauptfeuerwache, die Sanitätswache an der Schachenstraße, das THW auf der Husterhöhe und Außenstellen in Ruhbank und Gersbach.

Zwick: "Nicht alle 40.000 Pirmasenser gleichzeitig versorgen"

Im Notfall ist Pirmasens laut Zwick in der Lage, die kritische Infrastruktur (also zum Beispiel Krankenhäuser) für einen gewissen Zeitraum mit Strom zu versorgen. Pirmasens habe wegen seiner überschaubaren Größe und seiner guten Infrastruktur einige Vorteile, sagte Zwick. "Das macht es uns leichter."

Oberbürgermeister Zwick betonte aber, dass all diese Pläne die Auswirkungen einer Katastrophe nur abfedern könnten. Im Ernstfall könnten nicht alle 40.000 Einwohner von Pirmasens auf einmal versorgt werden. Deshalb appellierte er an die Bevölkerung, auch privat vorzusorgen. "Das ist aber keine Panikmache", sagte Zwick. Die Empfehlung, sich für Krisen in gewissem Maß zum Beispiel mit Kerzen oder haltbaren Lebensmitteln einzudecken, gebe es schon lange. Die Stadt will ihre Bürger Ende Oktober mit Flyern und im Internet über die Katastrophenschutzpläne informieren.

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