Erich Weiss kann sich noch gut an die Eröffnung des Outlets im Jahr 2001 erinnern. Schon damals hatte der heutige Vorsitzende des Pirmasenser Einzelhandelsverbands seine Bedenken. Ein Shopping-Mekka direkt an der Autobahn und das in unmittelbarer Nähe zu Pirmasens? Das könnte dem Einzelhandel ganz schön wehtun. Er hatte wohl recht: "Bei der Eröffnung wurde analysiert, dass durch das Outlet dem Pirmasenser Einzelhandel ein Umsatzrückgang von 10 Prozent entsteht. Heute wissen wir, dass es deutlich mehr ist." Statistiken würden belegen, dass der Umsatz um 40 Prozent zurückgegangen sei, erklärt Weiss.

"Einzelhändler stehen mit dem Rücken zur Wand"
Erich Weiss bezeichnet den Einzelhandel in Pirmasens als "gebranntes Kind". Die Händlerinnen und Händler litten bereits genug unter dem großen Nachbarn in Zweibrücken. Aber nicht nur. Auch wegen der US-Streitkräfte, die längst abgezogen wurden und wegen des Niedergangs der Schuhindustrie. Altbekannte Probleme. Eine zusätzliche Vergrößerung des Zweibrücker Outlets hätte verheerende Folgen für die Gewerbetreibenden, die die Fahnen noch hochhalten, klagt Weiss.
"Wir können nur von Glück sprechen, dass wir noch zwei große Kleidungsunternehmen in der Fußgängerzone haben. Würden die schließen, könnte das ein Dominoeffekt auslösen."

Die Kritik an der Erweiterung kommt aber nicht nur aus der Nachbarstadt Pirmasens. Auch den Einzelhandelsverbänden in Kaiserslautern und dem benachbarten Saarland schmecken die Pläne nicht. Schon jetzt sollen mehr Leute aus Kaiserslautern zum Shoppen ins Outlet fahren als in die Städte Mannheim und Saarbrücken, berichtet Matthias Pallmann-Heger, Vorstand des Kaiserslauterer Einzelhandelsverbands.
Rechtliche Bedenken
Die Verbände beziehen sich immer wieder auf den Landesentwicklungsplan. Dieser schreibt vor, in welchem Umfang das Outlet erweitert werden darf. In dem Plan ist auch festgehalten, dass großflächiger Einzelhandel nur den inneren Ortslagen vorbehalten ist - außerhalb von Städten und Ortschaften ist das also nicht erlaubt. Um die Erweiterung trotzdem zu ermöglichen, läuft derzeit ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren. Das haben die Stadt Zweibrücken und Ventura Via Outlets beantragt.
Zweifel gibt es auch an den Öffnungszeiten
Auch die verkaufsoffenen Sonntage bereiten den benachbarten Händlerinnen und Händlern Kopfschmerzen. Diese seien ursprünglich wegen des ehemaligen Flughafens in Zweibrücken zugelassen worden. Der Flugverkehr sei aber seit Jahren eingestellt worden, kritisiert Pallmann-Heger.
Einzelhandel bekommt Rückendeckung
Die Einzelhändler sind nicht allein mit ihrer ablehnenden Haltung. Die Stadt Pirmasens behält sich sogar vor, rechtliche Schritte einzuleiten. Das hat Oberbürgermeister Zwick (CDU) bei der jüngsten Stadtratssitzung mitgeteilt. Die Stadtverwaltung habe außerdem einen Gutachter beauftragt, den Stadtrat bei dem Thema zu beraten. In einer der nächsten Sitzungen will die Verwaltungsspitze dazu in einen intensiven Austausch mit den Mitgliedern treten. Gegenwind kommt auch von offizieller Seite aus den Städten Kaiserslautern, Saarbrücken und Saarlouis.

Nicht alles schlecht wegen Outlet
Sandra Cleemann ist die Vorsitzende des Vereins "Gemeinsamhandel" in Zweibrücken. Sie betrachtete das Projekt differenziert. Zum einen sagt sie:
"Die Besorgnis der umliegenden Städte ist absolut nachvollziehbar."
Allerdings habe man feststellen können, dass das Fashion Outlet eine spezielle Zielgruppe anspreche, da man sich dort auf exklusive Marken spezialisiert habe. Trotz der günstigen Preise seien viele der Marken nicht für alle Kunden erschwinglich. Die Geschäfte in der Zweibrücker Innenstadt hätten hingegen eine Vielfalt unterschiedlicher Angebote und ein anderes Preissegment. Die Innenstadt locke außerdem mit einem kulturellen Stadterlebnis, zum Beispiel dem Rosengarten. Außerdem sieht Cleemann Synergien vor allem im Bereich Tourismus.