Stefan Kölbel, Ortsbürgermeister von Otterbach, sitzt an seinem Schreibtsich im Mehrgenerationenhaus. (Foto: SWR)

Zum 31. August ist Schluss

Warum Otterbachs Bürgermeister Stefan Kölbel von seinem Amt zurücktritt

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Sarah Korz
SWR-Reporterin Sarah Korz (Foto: SWR)

Seit gut drei Jahren ist Stefan Kölbel Ortsbürgermeister von Otterbach im Kreis Kaiserslautern. Doch Corona und der Ukraine-Krieg zwingen ihn jetzt zum Rücktritt.

Stefan Kölbel ist seit 2019 ehrenamtlicher Ortsbürgermeister von Otterbach im Kreis Kaiserslautern. Doch ab September steht die Gemeinde erst mal ohne Bürgermeister da. Denn Stefan Kölbel hört vorzeitig auf. Er tritt zum Endes des Monats von seinem Amt zurück.

SWR Aktuell: Herr Kölbel, nach knapp drei Jahren hören Sie auf als Ortsbürgermeister von Otterbach. Was ist der Grund?

Stefan Kölbel: Ich habe noch einen Hauptberuf. Ich bin Architekt, habe ein Architekturbüro und zusätzlich noch eine Bauträgerfirma mit einem Partner zusammen. Dann ergab sich 2019, dass ich in den Job als Ortsbürgermeister rein kam. Das war für mich noch mal eine neue Aufgabe, hat mich interessiert. Und anfangs hat auch alles gut funktioniert. Doch dann hat sich die Welt verändert: Corona kam. Das hat viele Veränderungen mitgebracht, vieles ging nicht mehr vorwärts, es gab viele Krankheitsfälle in der Verwaltung. Es war durch Corona aber auch etwas ruhiger in meinem Amt, weil es zum Beispiel keine Feste gab. Auf der einen Seite war es also schwieriger, aber auf der anderen Seite hatte man zeitliche Räume.

"Ich denke, so habe ich das für mich gesehen, ist es besser so einen Schritt zu gehen. Die Alternative, das einfach weiterzumachen, irgendwie, war für mich auch nicht der richtige Weg."

SWR Aktuell: Corona ist aber nicht der Hauptgrund warum Sie als Ortsbürgermeister von Otterach zurücktreten?

Kölbel: Leider hat sich mit dem Kriegsbeginn der Ukraine ziemlich viel verändert, gerade in meinem Beruf. Parallel laufen in Otterbach jetzt nach Corona wieder viele Dinge an. Es gibt ein Neubaugebiet, es gibt einen Kita-Neubau, Straßen sollen saniert werden. Es tut sich einiges. Gleichermaßen hat sich aber eben in meinem Hauptberuf als Architekt und in meiner zweiten Firma vieles drastisch verändert durch den Krieg in der Ukraine. Es gibt Materialprobleme, Lieferprobleme, Preise, Kosten. Der Aufwand ist viel größer geworden. Wir müssen schauen, dass wir unsere Projekte noch in einem Preisrahmen realisieren, ohne dass wir auf der Strecke bleiben. Das bedeutet einen enormen Aufwand. Dazu kommt immer noch Corona, viele Ausfälle in den Verwaltungen. Es geht alles schwer und schleppend voran. Das hat sich alles summiert und geballt.

SWR Aktuell: Das klingt alles nach viel Arbeit: Ortsbürgermeister, noch voll berufstätig und sie haben ja auch noch ein Privatleben, eine Familie.

Kölbel: Ich hab zwei Kinder, die studieren. Und natürlich hat es sich auch in meiner Familie bemerkbar gemacht, dass ich eine gewisse Unzufriedenheit hatte, weil ich mich um alles intensiv kümmern wollte, weil ich einen Anspruch habe. Das hat mir zunehmend Probleme bereitet. Jetzt waren wir ein paar Tage in Urlaub, haben uns in der Familie beratschlagt und gesagt, dass ich mir was einfallen lassen muss, weil es so nicht mehr weitergehen kann. Die Essenz ist, dass ich das Amt als Ortsbürgermeister von Otterbach niederlege zum 31. August.

SWR Aktuell: Es klingt aber nicht so, als hätten Sie sich die Entscheidung aufzuhören leicht gemacht.

Kölbel: Viele sind traurig, ich auch. Es waren nette Leute in der Verwaltung, ich hatte gerne mit allen zu tun. Auch mit den Parteien, es war immer in Ordnung. Es hat mir Spaß gemacht. Dass ich aufhöre kommt mit Sicherheit nicht aus dem Job des Bürgermeisters oder den Problemen, die dabei entstehen können oder aus politischen Aspekten heraus. Es kommt aus dem Gefühl, dass ich diese drei Jobs, in der Situation wie wir sie jetzt haben, nicht mehr ausüben kann, wie ich mir das vorstelle. Es wird ja auch von einem Ortsbürgermeister viel erwartet. Man hat viele Sitzungen, viele Feste und Abendtermine, die Familie leidet darunter. Ich habe die Entscheidung getroffen aufzuhören. Die Alternative, das einfach weiterzumachen, irgendwie, war für mich auch nicht der richtige Weg.

SWR Aktuell: Das Amt des Ortsbürgermeisters haben Sie ehrenamtlich ausgeübt. Denken Sie, dass das als Ehrenamt überhaupt machbar ist?

Kölbel: Otterbach hat knapp 4.000 Einwohner. Das ist schon eine Größe, die meines Erachtens, ein Hauptamt erfordert. Die Anforderungen steigen stets. Die Bürokratie, die Gelder werden immer eingeschränkter, sie müssen immer mehr Aufwand betreiben die Gelder zu generieren. In den Verwaltungen herrscht Personalmangel. Es fehlt an allen Ecken. Ich glaube, da muss grundsätzlich neu gedacht werden. Ein Rentner, der aus dem Job ist, das passt dann vielleicht noch mit dem Amt des ehrenamtlichen Ortsbürgermeisters. Aber jemand, der im Beruf ist, das wird zunehmend schwieriger in einem Ehrenamt.

"Ein Ort wie Otterbach kann sicher nicht ohne Bürgermeister geführt werden. Das wird kaum gehen."

SWR Aktuell: Es gibt Gemeinden in Rheinland-Pfalz, die keine Nachfolger für das Amt des Bürgermeisters finden. In Blaubach im Kreis Kusel ist das zum Beispiel der Fall. Das Amt übernimmt da der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan. Wäre diese Möglichkeit auch für Otterbach denkbar?

Kölbel: Es gibt kleine Orte mit 500 bis 700 Einwohner. Das ist eine andere Größenordnung. Aber der Harald Westrich ist ja ein Verbandsbürgermeister, der wirklich einen guten Job hat. Der sehr engagiert ist, auch sicherlich extrem eingespannt und immer präsent ist. Dann noch so ein Amt für Otterbach, mit knapp 4.000 Einwohnern. Dass er das noch mitleistet, kann ich mir kaum vorstellen, das wäre zu viel.

Bürgermeisterwahl in Otterbach im November geplant

Ab September soll nach Angaben von Kölbel die erste Beigeordnete Susanne Coressel (FWG) die Amtsgeschäfte in Otterbach im Kreis Kaiserslautern kommissarisch übernehmen. Das sei das Ergebnis einer "Krisensitzung“. Am 27. November soll dann ein neuer Ortsbürgermeister gewählt werden. Kandidaten gebe es bislang zwar noch keine. Kölbel sagte aber, er sei zuversichtlich, dass sich jemand für den Posten finde. Stichtag für eine Bewerbung sei der 10. Oktober.

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