Beim Spazierengehen in der Südwestpfalz soll ein Pitbull einer Jugendlichen ins Gesicht gebissen haben. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich das dann aber anders dar. Die Polizei geht jetzt davon, dass die 17-Jährige in der Wohnung einer Nachbarin von einem 'American Staffordshire Pitbull-Mix' angegriffen wurde. Der Hund wurde beschlagnahmt. Das Mädchen liegt schwer verletzt im Krankenhaus.
17-Jährige wurde nicht im Wald gebissen, sondern in einer Wohnung Jugendliche in der Pfalz durch Hundebiss verletzt: Neue Erkenntnisse der Polizei
Beim Spazierengehen in der Südwestpfalz soll ein Pitbull einer Jugendlichen ins Gesicht gebissen haben. Jetzt ist klar: Das alles ist ganz anders passiert.
Wenn der Hund plötzlich in unangemessene Verhaltensweisen verfällt, ist schnelles Handeln gefragt – das weiß Hundetrainer Klaus Schmidt aus Hochspeyer nur zu gut. Er kennt die Signale, die oft übersehen werden, und zeigt, wie man durch konsequente und liebevolle Erziehung wieder ein starkes Team mit seinem Vierbeiner bildet. Ob Problemhund oder Erziehungsfragen, Schmidt hilft, bevor aus kleinen Missverständnissen größere Konflikte entstehen.

SWR Aktuell: In der ersten Meldung zum Hundebiss in der Südwestpfalz hieß es, ein fremder Pitbull sei plötzlich aus dem Wald aufgetaucht und habe den Chihuahua und das Mädchen gebissen. Was könnte der Auslöser für so ein aggressives Verhalten sein?
Klaus Schmidt: Der Fall kam mir gleich seltsam vor. Ein Hund, der einfach aus dem Wald rennt, um einen anderen Hund anzugreifen, ist eher selten. Ein Auslöser für solch ein aggressives Verhalten kann ungerichtete Aggression sein. Das bedeutet, dass der Hund den anderen Hund angegriffen hat, ohne dass es einen klaren Grund gibt – er wollte ihn beißen oder sich einfach nur durchsetzen. Wenn dann die Familie dazwischen geht, kann es passieren, dass der Mensch verletzt wird - nicht selten schwer.
SWR Aktuell: Die Polizei hat nun ermittelt, dass das Mädchen in der Wohnung einer Nachbarin von einem Hund schwer gebissen wurde. Wie zeigt ein Hund Abwehrverhalten, bevor er möglicherweise beißt?
Schmidt: Hunde zeigen verschiedene Anzeichen, wenn sie etwas nicht mögen. Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass ein Hund sich freut, wenn er mit dem Schwanz wedelt. Aber das Schwanzwedeln ist nicht immer ein Zeichen von Freude. Ein Hund, der abwehrend reagiert, kann steif werden, seinen Kopf wegdrehen oder sich von der Situation distanzieren. Wenn er knurrt oder brummt, ist das ein weiteres Zeichen, dass er sich unwohl fühlt. In extremen Fällen kann es dann auch zu einem Biss kommen.
SWR Aktuell: Bei dem Hund handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 'American Staffordshire Pitbull-Mix'. Kann man pauschal sagen, dass bestimmte Hunderassen aggressiver sind als andere?
Schmidt: Grundsätzlich haben bestimmte Hunderassen, wie der Staffordshire Terrier, eine höre Beißstärke - gut zwei Tonnen haben die auf dem Zahn. Damit geht ein Biss von solchen Hunden meist übel aus. Auch zeigen solche Hunde ein gewisses Beutefangverhalten. Das heißt, der Hund hat einen ausgeprägten Drang zum Jagen. Er reagiert auf schnelle Bewegungen und hetzt hinter seiner Beute her.

Das bedeutet aber nicht, dass diese Hunde per se aggressiv sind. Vielmehr hängt es von der Haltung und dem Verhalten des Besitzers ab. Ein Hund, der schlecht erzogen oder falsch behandelt wird, kann aggressiv werden, unabhängig von seiner Rasse.
SWR Aktuell: Was sollte man tun, wenn eine Hundebegegnung doch nicht friedlich verläuft?
Schmidt: Ich rate dringend davon ab, weil das sehr gefährlich sein kann. Wenn die Leine noch dran ist, kann man versuchen, die Hunde mit der Leine auseinanderzuziehen. Falls man Wasser zur Hand hat, kann man es zwischen die Hunde schütten, um sie zu trennen. Aber auf keinen Fall sollte man in den Kampf eingreifen, indem man tritt oder schlägt, da dies die Situation nur verschärfen könnte. Die Stimmung zwischen den Hunden wird dadurch meist noch aggressiver und der Mensch kann dabei sehr schwer verletzt werden.
SWR Aktuell: Was halten Sie als Experte von einer Maulkorb- und Leinenflicht für gefährliche Hunde und wie sinnvoll ist ein Hundeführerschein?
Schmidt: Ich halte eine Maulkorb- und Leinenpflicht für sinnvoll, besonders für Hunde, die bereits aggressives Verhalten gezeigt haben oder die als potenziell gefährlich eingestuft werden. Auch sollte die Zuverlässigkeit des Hundehalters besser überprüft werden. Kennt er sein Tier wirklich, ist er in der Lage den Hund zu führen?
Einen Hundeführerschein finde ich für alle Hundebesitzer sinnvoll. Er ist meiner Meinung sehr hilfreich, um sicherzustellen, dass Hundehalter mit ihren Tieren verantwortungsvoll umgehen. Qualifizierte Verbände bieten einen solchen Schein schon. Das Basis-Training müsste aber noch besser angenommen und staatlich gefördert werden.