Was ist in einer Kirche erlaubt?

Kirche als Laufsteg: Modenschau in Zweibrücken polarisiert

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Die Alexanderskirche in Zweibrücken verwandelt sich am Samstag in eine Bühne für nachhaltige Mode. Das Event soll zeigen, dass Mode und Kirche zusammenpassen können. Aber längst nicht alle sind überzeugt.

Eine Blondine, 1,85 Meter groß, leicht bekleidet in Dessous und das direkt vor dem Altar! So haben sich laut Oliver Duymel manche Kritiker die Modenschau in der Alexanderskirche in Zweibrücken vorgestellt. Er ist für die Öffentlichkeitsarbeit im protestantischen Dekanat Zweibrücken zuständig und hat die Modenschau in der Kirche mitorganisiert.

Als das Event angekündigt wurde, habe es nicht nur begeisterte Reaktionen gegeben, erzählt er. Einerseits hätte es unschöne Kommentare und sogar einen Shitstorm in den Sozialen Netzwerken gegeben. "Da hieß es dann, dass die Kirche damit das christliche Abendland verrät", sagt Oliver Duymel kopfschüttelnd.

Manche Leute aus der Zweibrücker Kirchengemeinde hätten die Veranstaltung aber auch einfach missverstanden. Zwar wird am Samstag der Altarraum der Alexanderskirche zum Laufsteg und die Sakristei vermutlich zum Aufenthaltsbereich für die Models. Aber eine Modenschau wie in Paris, London oder Amsterdam ist nicht geplant. Denn: Bei dieser Modenschau geht’s nicht um die neuesten Trends, sondern um Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in der Modeindustrie.

Wir möchten die jüngere Generation und auch kirchenferne Menschen ansprechen, sodass Kirche auch wieder attraktiver wird.

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Modenschau in Zweibrücken: Nachhaltige und faire Mode

Die Idee, die Kirche zur Bühne für nachhaltige Mode zu machen, kommt von Karin Wadle. Das Model setzt sich schon länger für ein Umdenken in der Modebranche ein. Sie modelt deshalb auch nur mehr für faire und nachhaltige Mode, erzählt sie. Modenschau und Kirche ist für sie jedenfalls kein Widerspruch. "Es gibt Werte, die ich selbst habe, die aber auch genau zu den Werten der Kirche passen."

Karin Wadle ist überzeugt, dass Mode auch in einem kirchlichen Rahmen präsentiert werden kann – vor allem, wenn sie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit berücksichtigt.

Nachhaltigkeit überzeugt in Zweibrücken auch Kritiker

Mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit bei der Modenschau konnte Oliver Duymel vom protestantischen Dekanat Zweibrücken dann auch manche Kritiker wieder beruhigen. Er selbst sagt, dass sich die Kirche heutzutage einfach mehr trauen muss, um die Menschen zu erreichen. "Kirche ist nicht nur ein Raum für den Gottesdienst. Sie muss sich wandeln und öffnen. Das wird immer wichtiger."

Auch Silke Gundacker, die designierte Dekanin im Kirchenbezirk Zweibrücken, steht hinter der Modenschau in der Alexanderskirche. "Wir möchten die jüngere Generation und auch kirchenferne Menschen ansprechen, sodass Kirche auch wieder attraktiver wird."

Modenschau in Zweibrücken zeigt Mode für alle

Auf dem Laufsteg der Alexanderskirche werden übrigens nicht nur junge Models zu sehen sein, sondern Models aus allen Altersgruppen und mit unterschiedlichen Kleidergrößen. Ein weiteres Highlight: Der Schmuck, der bei der Modenschau präsentiert wird, besteht größtenteils aus recyceltem Material. Und die nachhaltige Mode kommt auch aus der Region. Zum Beispiel werden Brautkleider aus einem Zweibrücker Brautmodengeschäft gezeigt und Secondhand-Fashion aus Pirmasens.

Modenschau in der Alexanderskirche in Zweibrücken
Sie bereiten alles für die Modenschau in der Alexanderskirche vor: Karin Wadle (links) und Alexandra Schlemmer, die Inhaberin des Zweibrücker Brautmodengeschäfts.

Karin Wadle hofft, dass sie mit der nachhaltigen Modenschau in Zweibrücken die Besucher ein wenig zum Nachdenken anregen kann. "Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man selbst ganz viel dazu beitragen kann, dass die Welt ein bisschen besser wird."

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