Der Wolf sorgt in der Pfalz bei etlichen Nutztierhaltern für Unmut. Sie haben Angst, dass ihre Schafe oder Ziegen gerissen werden.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Mit dem Wolf in der Pfalz leben lernen

Schäfer im Westen der Pfalz uneinig über Wolf

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Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Ein einziger Wolf ist aktuell im Pfälzerwald unterwegs. Das Tier sorgt aber schon jetzt bei einigen Nutztierhaltern für Unmut. Es gab in der letzten Zeit nämlich schon vereinzelte Wolfsrisse.

Die letzten bekannten Wolfsrisse aus der Westpfalz stammen vom 11. und 15. August. Laborproben der Experten des Koordinationszentrums für Luchs und Wolf in Trippstadt, kurz KLUWO, konnten nachweisen, dass zwei Schafe aus Rosenkopf in der Südwestpfalz und eine Ziege aus Martinshöhe im Kreis Kaiserslautern vom Wolf getötet worden sind.

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Nutztierhalter sollen für Wolfsrisse entschädigt werden

Die Nutztierhalter sollen für die vom Wolf gerissenen Tiere finanziell entschädigt werden, sagt Julian Sandrini vom KLUWO. Zusammen mit der Landwirtschaftskammer werde ermittelt, was das gerissen Tier am Markt wert gewesen wäre. Die Summe bekommt der Nutztierhalter als Entschädigung dann ausbezahlt. Über das KLUWO werden laut Julian Sandrini beispielsweise auch Folgekosten für den Tierarzt abgedeckt, wenn ein Tier vom Wolf verletzt wurde.

Pfalz könnte als Präventionsgebiet ausgewiesen werden

Wenn der Wolf sich im Pfälzerwald ansiedelt, erklärt Julian Sandrini, und mit der Zeit ein ganzes Rudel zusammenkäme, dann könnte die Pfalz als sogenanntes Präventionsgebiet ausgewiesen werden. In einem solchen Gebiet hätten dann die Halter von Schafen, Ziegen und Gehegewild die Möglichkeit, die Schutzmaßnahmen gegen den Wolf von Bund und Land fördern zu lassen. Das könnte beispielsweise ein Holzzaun, ein Elektrozaun oder auch ein Herdenschutzhund sein.

Schäfer haben Angst, dass ihre Schafe vom Wolf gerissen werden.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Schäfer haben Angst, dass ihre Schafe vom Wolf gerissen werden.

Das Präventionsgebiet würde gleichzeitig die Halter aber auch verpflichten, ihre Tiere zu schützen. Julian Sandrini erklärt, nur wer innerhalb eines Jahres nach Ausweisung eines solchen Gebietes einen Schutzzaun aufstelle, dem würde der finanzielle Schaden im Falle eines Wolfsrisses zu 100 Prozent ausgeglichen. Im zweiten Jahr gebe es für ein gerissenes Tier noch 50 Prozent, ab dem dritten Jahr dann keine Entschädigungszahlung mehr. Bisher sind in der Zuständigkeit des KLUWO drei Präventionsgebiete ausgewiesen - Taunus, Eifel und Westerwald.

Berufsschäfer in der Westpfalz haben schon seit Jahren Schutzzäune

Sven Keller betreibt in zweiter Generation die Wasgauschäferei in Busenberg. Seit 1990 hält der Betrieb bereits Schafe. Aktuell hat Sven Keller eine Herde von rund 600 Mutterschafen. Auch ohne dass die Pfalz als Präventionsgebiet ausgewiesen ist, schützt er seine Schafe seit Jahren schon mit entsprechenden Schutzzäunen. Das würde er auch seinen Kollegen und den Hobbyschafhaltern empfehlen. Denn nur, wenn die Schäfer auch ihren Teil dazu beitragen, könne eine friedliche Co-Existenz mit dem Wolf funktionieren, erklärt er.

Wolf ist nützlich für den Wald

Obwohl Sven Keller sich nicht direkt über den Wolf freut, hat er aber auch nichts gegen ihn. Der Wolf sei nützlich für den Wald. Er könne dazu beitragen, die Überpopulation an Rehen zum Beispiel einzudämmen. Sven Keller weist aber gleichzeitig daraufhin, dass es auch nicht zu einer Überpopulation von Wölfen kommen dürfe. Vor allem wenn es sogenannte Problemwölfe gebe, die sich aus Bequemlichkeit an eingezäunten Schafherden zu schaffen machen, müsste der Wolf mit ins Jagdrecht aufgenommen werden.

Sven Keller betreibt in zweiter Generation die Wasgauschäferei in Busenberg bei Dahn. Er sagt: Wir müssen mit dem Wolf leben lernen.  (Foto: SWR)
Sven Keller betreibt in zweiter Generation die Wasgauschäferei in Busenberg bei Dahn. Er sagt: Wir müssen mit dem Wolf leben lernen.

Der Wolf sei nämlich ein cleveres Tier. Wenn aus dem Rudel beispielsweise zwei oder drei Tiere geschossen würden, stellte sich ein Lerneffekt ein. Der Wolf würde dann begreifen, dass die Nähe zum Mensch und den Schafen gefährlich ist und sich wieder auf die Jagd nach Dam- und Rehwild konzentrieren.

Meinungen der Schäfer zum Wolf gehen weit auseinander

Sven Keller steht in engem Kontakt zu anderen Schäferkollegen aus der Region. Er sagt, die Meinungen gehen weit auseinander. Etwa die Hälfte sieht im Wolf eine Entwicklung, mit der man lernen muss zu leben, die andere Hälfte würde eine Jagd auf den Wolf befürworten.

Nicht ausreichend gesicherte Schafe könnten für den Wolf eine leichte Beute sein.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Nicht ausreichend gesicherte Schafe könnten für den Wolf eine leichte Beute sein.

Zusammenleben langfristig unumgänglich

Wenn der Wolf sich tatsächlich langfristig in der Pfalz ansiedelt, dann muss der Mensch und speziell auch der Schäfer oder Nutztierhalter lernen, mit ihm zu leben, erklärt Sven Keller.

"Ich denke, auf lange Sicht werden wir den Wolf nicht mehr los. Wir müssen einfach lernen damit zu leben. Und da hilft auch kein schimpfen und keine Hetze."

Der SWR veranstaltet am 28. September einen Mixtalk zum Thema Wolf. Bei dem digitalen Debattenformat sind Leser eingeladen, über das Thema : Raubtier in der Nachbarschaft - was tun mit dem Wolf? zu diskutieren.

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