Region soll wirtschaftlich und kulturell profitieren

Musikantentum aus der Pfalz soll UNESCO-Kulturerbe werden

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Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Das Westpfälzer Musikantentum soll immaterielles UNESCO-Kulturerbe werden. Anfang des Jahres ist eine Bewerbung an die Kulturorganisation abgeschickt worden.

Musikantenlandmuseum Mackenbach (Foto: SWR)
Im Museum in Mackenbach wird die Geschichte der Westpfälzer Wandermusikanten lebendig.

Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Geschichte des Westpfälzer Musikantentums. Die Region war damals sehr arm, erklärt Bärbel Holzmann. Sie leitet das Westpfälzer Musikantenmuseum in Mackenbach im Kreis Kaiserslautern und hat die Bewerbung an die UNESCO mit verfasst. Es gab zu dieser Zeit wenig Landwirtschaft, weil die Böden unfruchtbar waren, kaum Industrie - und somit auch kaum Möglichkeiten für die Menschen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Musik aber spielte in der Region immer schon eine große Rolle.

Von der Not zur Erfolgsgeschichte

Die Bewohner seien damals mit ihren Instrumenten um die Häuser gezogen und hätten Musik gemacht. Manche Leute hätten ein bisschen Geld aus den Fenstern geworfen. Das sei die Initialzündung gewesen, mit dem Musizieren Geld zu verdienen, so Holzmann. So entstand aus großer finanzieller Not eine Erfolgsgeschichte.

Von Mackenbach aus in die ganze Welt

Die Musiker sind damals von Mackenbach, Jettenbach oder auch von Reipoltskirchen aus mit ihren Instrumenten, vorwiegend Blechblasinstrumente und Geigen, zu Fuß zum Bahnhof in Ramstein gelaufen. Mit dem Zug fuhren sie dann zum Beispiel nach Bremen oder Hamburg, wo große Schiffe in die ganze Welt hinaus ablegten. Einige Musiker spielten in Clubs und Orchestern in Deutschland, andere fuhren bis nach Amerika, Australien oder Afrika. Und dort waren die Musikanten aus der Westpfalz sehr erfolgreich.

Frank Sinatra hatte ersten Auftritt mit Mackenbacher

Heinrich Jacob, ein Mackenbacher, hatte es bis nach New York geschafft und spielte dort mit seiner Band "Bill Henry and the Headliners" in diversen Clubs. Bärbel Holzmann erzählt, dass in einem der Clubs ein junger Kellner gearbeitet hat. Heinrich Jacob habe den Mann gefragt, ob er nicht Lust hätte, mit der Band ein wenig zu spielen. Das war der erste Auftritt des späteren Weltstars Frank Sinatra.

Mackenbach Musikantenland-Museum (Foto: SWR)
Die Westpfälzer Musikanten spielten sehr unterschiedliche Instrumente.

Im Herbst fällt die Entscheidung der UNESCO

Das Westpfälzer Musikantentum hat bis heute Spuren in der Region hinterlassen. Es sei sehr wichtig, dieses Erbe, diese Kultur auch in Zukunft zu bewahren, so Bärbel Holzmann. Im Herbst trifft die UNESO die Entscheidung darüber, ob das Westpfälzer Musikantentum als immaterielles Kulturerbe anerkannt wird. In der Region sind zum Beispiel auch schon die Pfälzerwaldhütten immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe.

Kulturerbe könnte Aufschwung für die Westpfalz bedeuten

Bernhard Bauer unterstützt die Bewerbung zum UNESCO-Kulturerbe. Er ist selbst leidenschaftlicher Musiker und zusammen mit seiner Frau hat er eine Stiftung, die sich für die musikalische Erziehung von Kindern einsetzt. Das Erbe der Wandermusikanten zu erhalten, sei aus vielen Gründen wichtig und richtig, erklärt er.

Molsberg

Warum Streuobstwiesen zum immateriellen Kulturerbe zählen

Früher ernährten sie die Bevölkerung. Doch der Aufwand und die Ernte der alten Obstbäume rentierte sich nicht mehr. Heute sind sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO ernannt worden.

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