Kühe fressen Heu auf dem Bornwiesenhof in Wilzenberg-Hußweiler. (Foto: SWR)

Russlands Angriffskrieg in der Ukraine

Landwirte im Westen der Pfalz leiden unter Gaskrise

Stand
AUTOR/IN
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion (Foto: Annkatrin Gentges)

Die Preise für Düngemittel explodieren. Das bekommen die Landwirte zu spüren. Gleichzeitig wollen die Kunden nicht mehr für Lebensmittel zahlen.

Viele Landwirte in der Westpfalz sind derzeit in Erwartung. Allerdings in keiner freudigen. Denn das, was sie erwarten, ist essentiell für einen guten Ertrag: Dünger. Einer der wartenden Landwirte ist Michael Haack aus Martinshöhe. Die Preise explodierten seit geraumer Zeit, sagt er. Doch durch die Gaskrise im Zuge des Krieges in der Ukraine habe sich die Situation verschärft, teilweise sei gar kein Dünger mehr bestellbar. Denn der wird aus Erdgas hergestellt und kommt häufig auch aus den beteiligten Ländern, der Ukraine und Russland.

30 Prozent weniger Ertrag wegen fehlendem Dünger

Haack hat sich bereits nach alternativen Düngerquellen umgesehen, arbeite schon mit einer Biogasanlage zusammen. Doch: "Die kann auch nicht den ganzen Bedarf decken. Und dann muss ich wieder hoffen, dass Dünger anderweitig verfügbar und nicht zu teuer ist." Landwirt Christian Kau aus Reifenberg hat durch die verzögerte Düngemittel-Lieferung bereits Einbrüche beim Ertrag der Wintergerste. 30 Prozent weniger habe er im Vergleich zum Vorjahr einfahren können. "Außerdem leidet die Qualität meines Getreides, wenn ich weniger dünge", erklärt er. Der Eiweißgehalt sei dann zu gering. Anstatt das Getreide für Brot zu verwenden, könne er es "nur" den Tieren verfüttern.

"Für große Milchviehbetriebe kann fehlender Dünger das Aus bedeuten."

Kau hat außerdem noch ein anderes Problem: Die Molkerei brauche viel Gas für die Verarbeitung seiner Milch. "Uns wurde schon gesagt, wenn kein Gas mehr da ist, oder es zu viel kostet, dann wird die Molkerei die Milch nicht abholen", erklärt er. Die Kühe allerdings müssten trotzdem gemolken werden. Und die Milch könne er nicht lagern, also müsse er sie wegschütten. Sollte dieser Fall eintreten, sei das für Landwirt Kau aber nicht ganz so problematisch. Er stützt den Betrieb neben seinen 45 Milchkühen auch auf den Ackerbau: "Doch für große Milchviehbetriebe kann das das Aus bedeuten."

Molkerei Hochwald: Weiterverarbeitung der Milch trotz Gasmangel gewährleistet

Die Molkerei Hochwald hat auch in Kaiserslautern einen Sitz. Auf Anfrage teilt sie mit, dass einige Standorte Kombibrenner nutzen würden. Damit sei es möglich rund die Hälfte des üblichen Gasbedarfs einzusparen. Im Falle eines Gasmangels sei die Weiterverarbeitung der Milch gewährleistet.

In Hütschenhausen kann der Bio-Landwirt David Nau über die Düngemittel-Probleme nur mit den Schultern zucken. Nicht nur, dass er in seinem Wohnhaus mit Solarthermie und einem Holzofen heizt. Auch für seinen Betrieb setzt er auf eigenen Dünger aus seiner Rinderhaltung. Allerdings hat er bereits seit Jahren einen Rückgang in der Nachfrage nach Bio-Produkten bemerkt. Die durch die Gaskrise gestiegenen Lebenshaltungskosten treffen ihn deshalb indirekt doch: "Die Menschen müssen überall tiefer in die Tasche greifen und dann sparen sie im Supermarkt bei den Bio-Lebensmitteln. Das bemerke ich schon."

Kaiserslautern

Trockenheit und Brände Wann regnet es wieder richtig im Westen der Pfalz?

Der kurze Schauer hat bei Land- und Forstwirten nicht die erhoffte Entspannung gebracht. Landwirte melden bereits Ernteausfälle.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Artenschutz Reiche Ernte mit weniger Pestiziden – Landwirte müssen umdenken

Bis 2030 soll die Landwirtschaft den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel um die Hälfte reduzieren. Welche Alternativen gibt es – und welche Nebenwirkungen haben sie?

SWR2 Wissen SWR2