Bravo, Pirmasens! Die vergleichsweise kleine Stadt in Rheinland-Pfalz hat gezeigt, wie man mit strittigen Themen umgehen kann und sollte. Und zwar im Dialog. In Zeiten, in denen selbst Bundespolitiker gefühlt oft nur noch via Internet oder Talkshows miteinander kommunizieren, eine Wohltat.
Nachdem die diesjährige Hugo-Ball-Preisträgerin Hito Steyerl mit Oberbürgermeister Zwick (CDU) über ihre Bedenken in Sachen Antisemitismus gesprochen hatte, haben beide gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Innerhalb kurzer Zeit organisierte die Stadt eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde zum Thema "Antisemitismus gestern und heute“.
Großes Lob für Pirmasens
Dort ging es inhaltlich durchaus zur Sache. Letztlich war der Ton aber immer sachlich und auf ein gemeinsames Ziel orientiert. Was aber fast noch wichtiger war: Die Diskussionsteilnehmer haben sich gegenseitig nicht unter Generalverdacht gestellt, sondern einander ernsthaft zugehört. Und dabei trotzdem eindeutig Position bezogen.
So wie Oberbürgermeister Zwick, der klar machte, dass die Stadt allen Diskussionen zum Trotz am Hugo-Ball-Preis festhält. Nur sollen die dunklen Kapitel im Werk des berühmten Dadaisten in Zukunft auch in der breiten Öffentlichkeit bekannter gemacht werden. Am Ende gab es dafür unter anderem ein großes Lob vom Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, Meron Mendel.
Pirmasens ist Vorbild für andere Städte
Er sagte, Pirmasens habe gezeigt, wie man offensiv und konstruktiv mit antisemitischem Gedankengut bei verstorbenen und lebenden Künstlern umgehe. Und zwar im Dialog – ein Dialog, wie er beispielsweise bei der umstrittenen Kunstausstellung Documenta 15 nicht möglich gewesen sei. Andere Städte, so Meron Mendel, könnten sie da eine Scheibe abschneiden. Bravo, Pirmasens!