Bürgermeisterin Stefanie Körbel mit zwei Geflüchteten, die von der Flüchtlingshilfe Quirnbach betreut werden (Foto: SWR)

Integrationspreis des Landes

Ganzes Dorf packt mit an: Preis für "Flüchtlingshilfe Quirnbach"

Stand

Im Herbst 2015 sind 15 Flüchtlinge aus Pakistan und Eritrea in dem 500-Seelen-Dorf Quirnbach im Kreis Kusel gelandet. Sie zu integrieren war ein Kraftakt - aber er ist gelungen.

"Quirnbach ist gut", sagt Abraham Mesgina Isak in gebrochenem Deutsch. "Leute gut, meine zweite Familie", ergänzt er lächelnd. Der 31-Jährige ist aus Eritrea nach Deutschland geflüchtet. Seit mehr als fünf Jahren lebt er jetzt schon in Pfalz. Anfangs ist ihm das nicht leicht gefallen. "In Deutschland leben viele Menschen alleine", hat er festgestellt. Und die Sprache sei schwer zu lernen.

Abraham Mesgina Isak, Flüchtling aus Eritrea, der jetzt in Quirnbach lebt (Foto: SWR)
Abraham Mesgina Isak hofft auf einen Job als Eletriker. Aus Quirnbach will er nicht mehr weg, das Dorf im Kreis Kusel ist seine neue Heimat geworden.

Aber: Abraham hat nicht aufgegeben. Hat einen Integrationskurs besucht, Praktika absolviert. Jetzt ist er bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt. Quirnbach "Ich wohne hier, ich bleibe hier", sagt er bestimmt.

ich liebe Quirnbach egal wohin ich gehe, nachts will ich in Quirnbach schlafen

Es klingt wie eine Liebeserkärung, wenn Abraham und Jabran über ihre neue Heimat Quirnbach sprechen. Abraham kommt aus Eritea, Jabran aus Pakistan, und beide leben seit 2015 in dem kleinen Ort im Kreis Kusel. Zusammen mit 13 anderen Geflüchteten sind sie damals in das 500-Seelen-Dorf gekommen. Ihre neue Heimat war zunächst gewöhnungsbedürftig, gesteht Abraham

Jabran Ahamed, Flüchtling aus Pakistan, der jetzt in Quirnbach lebt (Foto: SWR)

Auch Jabran hat es zunächst Mühe gekostet, sich an die deutsche Kultur zu gewöhnen:

"Wie isst man, wie geht man einkaufen - solche Sachen haben wir gelernt. Ein Jahr war e sehr schwer, aber nach dem ersten Jhar läuft es sehr gut"

Dass es so gut läuft, haben die beiden vor allem Stefanie Körbel zu verdanken. Der Bürgermeisterin war schnell klar: Damit sich die jungen Männer aus Eritrea und Pakistan integrieren, müssen alle im Ort die Ärmel hochkrempeln und sie unterstützen. So kam die Idee zur "Flüchtlingshilfe Quirnbach“:

"Am anfang hat jede rmit spenden geholfen - ob das hygienearzikel warne, kleider, fahhrräder. Es haben sich auch einheimishc efirmen erjkrt, praktik azur verfügung zu stellen.

es ist egal, ob#s um führerscheine get, um versicherung, um bangeschäfte . es gibt imme w zu tun

Stefanie Körbel ist sich sicher: Der Einsatz lohnt sich, bis heute! Von den 13 Flüchtlingen, die noch in Quirnbach leben, haben alle einen Job. Jabran zum Beispiel macht eine Ausbildung zum Metallbauer, Abraham ist bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt. Zu Stefanie Körbel sagen die beiden inzwischen "Mama"... und die stolze Mama erzählt gern:

"Wenn ich beispielsweise einkaufen gehe, heißt es immer: Eure Jungs sind so nett und so höflich. "ih Quirnbache rhattet Glück mit euren Flüchtlingen. Wir hatten kein Glück, wir haben uns gekümmert. Und das ist leider Gottes in vielen anderen Gemeinden nicht der Fall."

Bürgermeisterin Stefanie Körbel, Quirnbach, Ehrenamtliche bei der Flüchtlingshilfe Quirnbach (Foto: SWR)

Für ihr Engagement bekommt Stefanie Körbel auch ganz viel zurück, sagt sie:

ganz viel menschlichkeit. wenn's den jungs gut ghet, geht's mir auch gut"

Mit dem Integrationspreis 2020 würdigt das Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz das Engagement haupt- und ehrenamtlicher Aktiver, die Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration unterstützen und damit zu einem Zusammenwachsen der Gesellschaft beitragen. (500 Einwohner) In einer digitalen Veranstaltung verlieh Integrationsministerin Anne Spiegel am 30. November den Integrationspreis Rheinland-Pfalz 2020 an die Preisträger in den drei Kategorien „Starke Frauen im neuen Leben“, „Wurzeln schlagen – in zwei Kulturen“ und „Erfahrungen teilen – Chancen nutzen“ sowie einen Sonderpreis. Den Integrationspreis Rheinland-Pfalz 2020 in der Kategorie „Sonderpreis“ erhielt die Ortsgemeinde Quirnbach für ihr Projekt „Flüchtlingshilfe Quirnbach“. Frau Ministerin Spiegel wählte aus einer Vorauswahl der neunköpfigen Jury Quirnbach als ihren Favoriten aus und hielt selbst die Laudatio auf die Gewinner. Stellvertretend für die engagierten Quirnbacher Bürgerinnen und Bürger nahmen Ortsbürgermeisterin Stefanie Körbel und Kathi Körbel den Preis online in Empfang. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro verbunden. Seit 2015 steht bei dem Projekt „Flüchtlingshilfe Quirnbach“ die Integration von Flüchtlingen in das Dorfleben im Vordergrund. Unter Mitwirkung der Dorfgemeinschaft konnten Sprachkurse angeboten, Wohnraum zur Verfügung gestellt sowie Praktika und Arbeits- bzw. Ausbildungsplätze vermittelt werden. Auch wurden die Flüchtlinge aktiv in das Dorfgeschehen und das Vereinsleben eingebunden. So konnten nach und nach Barrieren abgebaut werden. Dank der Bemühungen der ganzen Dorfgemeinschaft gelang es, alle 15 Flüchtlinge in Arbeit bzw. Ausbildung zu integrieren.

Die Flüchtlingshilfe Quirnbach im Kreis Kusel hat den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis des Integrationspreises Rheinland-Pfalz bekommen. Vor fünf Jahren hatten Ehrenamtliche damit begonnen, sich um 15 Geflüchtete zu kümmern, die mittlerweile fast alle eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle gefunden haben. Engmaschige Betreuung, Eritrea und Pakistan, bei Veranstaltungen eingebunden, in Vereine eingebunden, unterstützen bei Behördengänge und organisieren Praktika -> alle haben Wohnraum, Ausbildungsplatz Marina Höh, „über Nacht zur Flüchtlingshelferin, standen in Wohnung… gelernte Krankenschwester, Deutsch-Unterricht, zusammen einkaufen Stefanie Körbel: organisiert Jobs für Flüchtlinge, betreibt auch Dorfkneipe, Nachbarn Flüchtlinge; alle in Lohn und Brot, auch abgeschlossene Ausbildung, „wollen ein bisschen Heimat vermitteln“

Stand
AUTOR/IN
SWR