Klaus Stemmler will ein Ansprechpartner sein

Flüchtlinge in Kusel: Ein Kümmerer als Bindeglied

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Die Stadt Kusel hat nun einen sogenannten Kümmerer. Klaus Stemmler wird Ansprechpartner für die Menschen sein, wenn es sich um Fragen oder auch Sorgen zur Flüchtlingssituation in der Stadt dreht. In Kusel ist er ein bekanntes Gesicht.

Nach einem solch bekannten Gesicht habe man gezielt gesucht, sagte der Kuseler Stadtbürgermeister Jochen Hartloff (SPD). Den Wunsch nach einem sogenannten Kümmerer hat er schon länger. "Es ist wichtig, dass es eine solche Person gibt, die man ansprechen kann, die informell arbeiten kann", so Hartloff.

Viele Menschen in Kusel hatten im Herbst ihre Ängste geäußert, weil sie sich wegen der vielen Flüchtlinge nicht mehr sicher gefühlt hatten. Sie sagten, die zeitweise rund 1.000 Geflüchteten seien für eine kleine Stadt wie Kusel zu viel. Mit dem Kümmerer soll es nun ein Bindeglied geben - zwischen Bürgern, der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und Behörden.

Kümmerer war lange Jahre bei der Polizei in Kusel

"Wir haben uns Gedanken gemacht, wer dafür in Betracht kommt. Die Person sollte ein bisschen verankert sein", sagte Hartloff. Mit Klaus Stemmler sei so jemand gefunden worden. Der 67-Jährige war lange Jahre unter anderem Polizist in Kusel, Ortsvorsteher von Bledesbach und auch Mitglied des Stadtrates. "Er kennt Land und Leute, seine ehemaligen Kollegen bei der Polizei, kennt die Behörden", sagte Hartloff.

Auch soll der Kümmerer einen engen Kontakt zur Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) auf dem Kuseler Windhof halten. Dankbar zeigte sich Hartloff, dass die Stelle von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) finanziert werde. Die Aufsichtsbehörde ist auch für den Betrieb der Erstaufnahmeeinrichtung zuständig.

Akzeptanz der Aufnahmeeinrichtung soll verbessert werden

"Überall, wo es Aufnahmeeinrichtungen gibt, ist die Akzeptanz ein wichtiges Thema", sagte Herbert Fischer-Drumm von der ADD. In Speyer gebe es seit zwei Jahren einen Kümmerer. "Wir haben mit diesem Projekt gute Erfahrungen gemacht", so Fischer-Drumm. Der Kümmerer soll eine Art "Seismograph" in der Stadt sein. "Er muss ein offenes Ohr haben und bemerken, wo es bebt", beschreibt es Fischer-Drumm.

Klaus Stemmler sagte, er sei zunächst überrascht gewesen, als die Anfrage kam. "Ich habe mir das dann auch zwei Tage überlegt." Die Sorgen der Menschen müsse man ernst nehmen, auch wenn es zuletzt wieder ruhiger in Kusel geworden sei.

Ängste der Menschen in Kusel sollen genommen werden

Für ihn gehe es darum, "ein Stückweit Akzeptanz zu schaffen und auch vielleicht Ängste zu nehmen, um ein normales Miteinander zu gewährleisten". Erste Gespräche habe er bereits geführt, unter anderem mit Inhabern von Geschäften in Kusel. "Unabhängig davon bin ich auch unterwegs und versuche für die Menschen, die mich ansprechen, da zu sein." Stemmler ergänzte: "Ich bin das Ohr an der Gesellschaft, ein schneller, informeller Kontakt, wenn was ist."

Derzeit leben rund 500 Menschen in der AfA in Kusel

In der Erstaufnahmeeinrichtung in Kusel leben derzeit rund 500 Menschen. Deutlich weniger als noch im Herbst. Das habe sich auch auf die Situation in der Stadt ausgewirkt, so Jochen Hartloff. "Es hat sich ein Stück entspannt." Nach den Protesten im Herbst seien Ordnungsamt und auch Polizei verstärkt in der Stadt unterwegs gewesen. "Es musste aber nur ganz wenig eingegriffen werden. Und dann betraf es eher Kuseler Gruppen als AfA-Bewohner", sagte der Stadtbürgermeister.

Geplant ist, dass im Frühjahr auch die Stelle eines Streetworkers ausgeschrieben wird. Dieser soll eine Ergänzung zur Arbeit des Kümmerers sein. Der Streetworker soll direkt mit den Flüchtlingen in Kontakt sein, so der Stadtbürgermeister.

Kümmerer auch an anderen AfA-Standorten in Rheinland-Pfalz geplant

Die ADD erwartet, dass im Laufe des Jahres wieder mehr Menschen in die AfA nach Kusel kommen. Die Erfahrung zeige, dass in den Wintermonaten weniger Flüchtlinge ankommen. Der Grund: Die Fluchtrouten - zum Beispiel über das Mittelmeer - seien zu dieser Jahreszeit noch gefährlicher als sonst.

"Wir gehen nicht davon aus, dass sich Zuwanderung wesentlich verändern wird. Umso mehr sind wir darauf angewiesen, dass die Einrichtungen vor Ort Akzeptanz erfahren. Der Kümmerer ist ein Beitrag dazu", sagte Fischer-Drumm. Das Projekt soll deswegen auch noch ausgeweitet werden - an den weiteren Orten in Rheinland-Pfalz, an denen es Aufnahmeeinrichtungen gibt.

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