Wie durch Geisterhand bewegt sich das etwas seltsam aussehende Gefährt gemütlich vorwärts. Wie ein herkömmlicher Linienbus sieht der Bus der Technischen Universität in Kaiserslautern nicht aus. Eher, als hätte ein Kind in der Kita ein Auto gemalt und die Entwickler es anhand dieser "Studie" nachgebaut. Doch hinter dem putzigen Aussehen steckt hochmoderne Technik.
Autonomer Bus wird an der TU Kaiserslautern entwickelt
"Wir sind zuversichtlich, dass das ein Baustein des Mobilitätskonzepts der Zukunft wird", erklärt Karsten Berns vom Lehrstuhl Robotersysteme. Der Bus soll ohne Fahrer mit seiner Umgebung interagieren und seine Fahrtroute selbst finden. Dabei bewegt sich der kleine blaue Bus so ruhig, als würde man als Fahrgast mit einer Gondel über eine Skipiste schweben. Der Bus kann außerdem, deswegen auch das etwas eigentümliche Aussehen, in beide Richtungen vorwärts fahren.
Fahrgast wählt per Touchscreen sein Ziel aus
Der Bus wurde ohne Lenkrad gebaut, denn das Ziel der Entwickler ist es, auf einen sogenannten Sicherheitsfahrer zu verzichten. Das Fahrzeug soll komplett autonom unterwegs sein. Die Fahrgäste werden per Touchscreen oder Spracheingabe ihr Ziel auswählen können. "Der Bus wird den Leuten dann irgendwann sagen, wenn er an der Zielposition angekommen ist. Dort können sie anschließend einfach aussteigen", so Berns.
Zwei Jahre Entwicklungsarbeit in Kaiserslautern
Zwei Jahre lang haben der Professor und seine Studenten den Prototypen entwickelt, bis die ersten Entwürfe umgesetzt waren. Kein Wunder bei so viel Technik: zwei Hochleistungscomputer, mehrere Kilometer Kabel, zehn komplexe Sensoren, Kameras und sogar Laserscanner sind mit an Bord. Viele Teile dienen vor allem der Sicherheit der Fahrgäste.

Bus verfügt über ein Notsystem für gefährliche Situationen
"Wir haben ein Notsystem eingebaut", berichtet Karsten Berns. "Wenn jemand dem Bus zu nahe kommt, wird bei geringen Geschwindigkeiten ein Notstopp ausgelöst." Normalerweise sei der Bus aber in der Lage, die Umgebung und die Verkehrssituation aufzunehmen, zu verarbeiten und sich entsprechend anderer Autos und Fußgänger anzupassen.
Ein Verkehrsmittel für ältere Menschen in der Innenstadt
Diese sogenannten Kleinstbusse könnten in der Zukunft beispielsweise in verkehrsberuhigten Bereichen eingesetzt werden, unter anderem um ältere Menschen zum Arzt zu bringen. Doch da beginnen bei einem normalen Linienbus die Schwierigkeiten: "Im Moment haben wir das Problem, dass die Busse sonstwo stehen bleiben und immer noch ein Kilometer bis zum Ziel fehlt. Das ist für viele ältere Menschen nicht möglich." Deswegen fordert Berns neue Mobilitätskonzepte, damit die autonomen Busse sinnvoll eingesetzt werden können.
Testphase in der Innenstadt in Kaiserslautern soll bald starten
55 Kilometer pro Stunde könnte der kleine blaue Bus mit einer Sondergenehmigung fahren. Im Moment zuckelt er in Schrittgeschwindigkeit über den Campus der TU Kaiserslautern. In sechs bis neun Monaten wird es dann hoffentlich ernst für die Entwickler: Dann soll der Bus die Innenstadt - nein, eben nicht unsicher - ein bisschen sicherer machen. Vorerst aber nur zu Testzwecken.