Zum 8. Juli

Emmerich Smola - zum 100. Geburtstag einer Kaiserslauterer Legende

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AUTOR/IN
Jürgen Rademacher
Bild von Jürgen Rademacher, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

40 Jahre leitete Emmerich Smola das SWF Rundfunkorchester Kaiserslautern - und hat darüber hinaus Spuren hinterlassen. Am 8. Juli wäre er 100 Jahre alt geworden.

Dirigent - Emmerich Smola 100. Geburtstag (Foto: SWR)
So kannten die Musiker des SWF-Rundfunkorchesters ihren Dirigenten Emmerich Smola - immer konzentriert und hochprofessionell.

Emmerich Smola wurde am 8. Juli 1922 in Böhmen geboren. Im Alter von drei Jahren erkrankte er schwer. Sein Vater versprach dem kleinen Emmerich, mit ihm einen Tontechniker zu besuchen, wenn er wieder gesund werden würde. Gesagt, getan - "von diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich zum Rundfunk wollte", erinnerte sich Smola später.

Die Chance bot sich 1946: Smola trat dem neu gegründeten "Funkorchester Kaiserslautern" als Kontrabassist bei. Nur zwei Jahre später wurde er dessen Chefdirigent. Und egal ob als "SWF Unterhaltungsorchester" oder als "SWF Rundfunkorchester" - Emmerich Smola blieb der Leiter und Chefdirigent, fast 40 Jahre lang.

Dirigent - Emmerich Smola 100. Geburtstag (Foto: SWR)
Über 15.000 Aufnahmen unter der Leitung von Emmerich Smola liegen in den Archiven des SWR. Bild in Detailansicht öffnen
Fast 40 Jahre führte Emmerich Smola das SWF-Rundfunkorchester Kaiserslautern. Bild in Detailansicht öffnen
In diesem Gebäude in Kaiserslautern kam das SWF-Rundfunkorchester direkt nach dem Krieg unter. Bild in Detailansicht öffnen
Das damalige Unterhaltungsorchester des SWF bei Proben im Jahr 1946 in Kaiserslautern. Ganz links am Kontrabaß der junge Emmerich Smola. Bild in Detailansicht öffnen
Die Arbeit mit jungen Musikerinnen und Musikern lag Emmerich Smola besonders am Herzen. Bild in Detailansicht öffnen
Emmerich Smola in der damaligen Regie des SWF Studios in Kaiserslautern. Bild in Detailansicht öffnen
Emmerich Smola hatte keine Berührungsängste mit der sogenannten U-Musik. Hier ist er mit Swing-Legende Paul Kuhn zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen

Smola: "Es gibt nur gute und schlechte Musik"

Große Künstlerinnen und Künstler gaben sich bei Emmerich Smola in Kaiserslautern die Klinke in die Hand, von Julia Migenes über Johannes Heesters, Herrmann Prey und Heidi Brühl bis hin zu Anneliese Rothenberger. Sie alle aufzuzählen, würde diesen Rahmen sprengen. Wichtig: Smola machte keinen Unterschied zwischen E- und U-Musik, also zwischen ernster und Unterhaltungsmusik: "Es gibt nur gute und schlechte Musik", sagte er einmal.

Über 15.000 Aufnahmen von und mit Emmerich Smola und dem SWF Rundfunkorchester liegen in den Archiven des SWR - von Sinfonien über Opern- und Operettenlieder bin hin zu Schlagern. 1987 beendete er seine Tätigkeit beim SWF. Am 16. August 2011 starb Emmerich Smola im Alter von 89 Jahren - in seinem Haus direkt neben "seinem" SWR Studio.

Emmerich Smola hat nicht nur viel und gute Musik hinterlassen, sondern auch unzählige Anekdoten. Nur einige wenige davon sollen hier erzählt werden.

Anekdote 1: Smola bekommt sein neues SWF-Studio in Kaiserslautern

In der Anfangszeit des SWF Rundfunkorchesters spielten die Musiker in einem alten Bankgebäude oder der Alten Eintracht in Kaiserslautern. Daran führte eine O-Bus-Linie vorbei - außerdem flogen amerikanische Militärflugzeuge häufig über das Gebäude. Folge: "Wir mussten häufig Aufnahmen wiederholen, weil es so viel Krach gab", sagte Smola.

Jahrelang beantragte Smola beim SWF ein neues Studio - immer wurde es abgelehnt. Seine Chance kam Anfang der 1950er-Jahre, als der Intendant des SWF auf der Durchreise Station in Kaiserslautern machte. Smola bat ihn, ein paar Worte an die Musiker zu richten. "'Meine Damen und Herren' - weiter kam er nicht", erinnerte sich Smola später. Gerade in diesem Moment flog eine amerikanische Fliegerstaffel mit Höllenlärm über das Gebäude. "Ist das hier immer so?", fragte der Intendant. Smola bejahte und hatte ein paar Jahre später sein neues Studio - übrigens schalldicht.

Altes SWF Studio - Emmerich Smola 100. Geburtstag (Foto: SWR)
1958 wurde das neue SWF Studio in Kaiserslautern gebaut. Emmerich Smola hatte einen großen Anteil daran, dass es überhaupt so weit kam.

Anekdote 2: Smola entdeckt in Kaiserslautern Kammersängerin Erika Köth

Emmerich Smola gilt als Entdecker vieler Musik-Größen - eine davon ist Kammersängerin Erika Köth. "Mein Sekretär sagte zu mir: 'Ich war gestern in einem Konzert. Da ist eine kleine Sängerin, die schielt und hinkt - aber das wird ein Weltstar'", erinnerte sich Smola. Er geht hin - es gibt den "Vogelhändler" von Carl Zeller. Direkt am Anfang hat Köth ihren Auftritt: Sie rutscht aus und landet auf dem Allerwertesten. Und singt statt "Hier ist die Christel von der Post" "Hier sitzt die Christel von der Post". Smola ist begeistert und bittet Erika Köth zu ersten Aufnahmen ins Studio - der Beginn einer Weltkarriere.

Erika Köth (Foto: SWR, SWR -)
Kammersängerin Erika Köth - eine der Entdeckungen von Emmerich Smola.

Anekdote 3: Smola entdeckt den "Jahrhundert-Tenor" Fritz Wunderlich

Die größte Entdeckung von Emmerich Smola war sicherlich Fritz Wunderlich. Smola war für eine Aufnahme auf der Suche nach einem Studentenchor. Ein befreundeter Musiker macht ihn auf seinen Chor in Kusel aufmerksam. Die Soli singt Fritz Wunderlich - in kurzen Hosen. "Na - da haben sie mir aber einen professionellen Sänger untergejubelt", ist Smola beeindruckt.

Wenig später steht Wunderlichs Mutter mit ihrem kleinen Fritz in Smolas Büro. "Der Junge hatte damals immer noch kurze Hosen an - an einem kalten Novembertag", erinnerte sich Smola. Die Mutter will ihrem Sohn eine Gesangskarriere ermöglichen, hat aber kein Geld. Smola besorgt ihm ein Stipendium in Freiburg. Wunderlich wird ein Star, der vor einem Engagement an der Met in New York stand, als er bei einem Unfall ums Leben kam.

Fritz Wunderlich (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/-akg-images/Horst-Maack)
Fritz Wunderlich - der spätere Weltstar machte seine ersten musikalischen Schritte unter Emmerich Smola.

Anekdote 4: Emmerich Smola und die Aufnahmen mit Fritz Wunderlich

Auch als Star kam Fritz Wunderlich gerne für Aufnahmen mit seinem Mentor Emmerich Smola nach Kaiserslautern zurück. Einmal nahmen sie eine schwere Opernarie auf. Danach wollte Wunderlich den Schlager "Ich küsse ihre Hand, Madame" singen. "Erst so etwas schweres - und dann so eine Schnulze?", fragt Smola. Wunderlich beharrt darauf. "Ich habe dieses Lied nie schöner gesungen gehört", war Smola auch Jahre später noch begeistert. "Ich sitze vor dem Lautsprecher und begreife gar nicht, wie man so etwas so schön singen kann."

Musikthema Zum 100. Geburtstag des Dirigenten Emmerich Smola

Am 8. Juli wäre der Dirigent Emmerich Smola 100 Jahre alt geworden. Nachdem er zunächst als Kontrabassist im SWF-Unterhaltungsorchester gespielt hatte, übernahm er 1948 dessen Leitung. Er blieb fast 40 Jahre lang Chefdirigent. SWR2-Kulturredakteurin Kerstin Bachtler erinnert an den beeindruckenden Musiker und Menschen.

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