Dirigent Daniele Squeo mit Taktstock (Foto: Pressestelle, Daniele Squeo)

Neuer Generalmusikdirektor Daniele Squeo

Ein Italiener dirigiert am Pfalztheater in Kaiserslautern

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AUTOR/IN
Kerstin Bachtler

Das Pfalztheater in Kaiserslautern hat einen neuen Generalmusikdirektor. Der Italiener Daniele Squeo liebt die italienische Oper. Sein Temperament passt zu den Pfälzern.

Eigentlich ist Daniele Squeo schon eine Weile in Kaiserslautern, denn er trat seinen Dienst schon in der vergangenen Spielzeit an. Doch wegen der Corona-Zwangspause blieben er und das Orchester des Pfalztheaters zunächst weitgehend ungehört. Jetzt ändert sich das, und nun darf Daniele Squeo seine musikalischen Ideen in Kaiserslautern verwirklichen.

„Ich bin ein Verdi-Fan, ich liebe diese Musik. Ich finde, die Nuancen, die Verdi in seiner Musik zeigt, sind großartig und immer aktuell. Das ist etwas, was Verdis Musik groß macht. Es ist alles wie in unserem täglichen Leben, das sind Themen, die uns immer nah sind, das ist das, was für mich wichtig ist.“

Daniele Squeo ist neue Generalmusikdirektor am Pfalztheater in Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Daniele Squeo)
Dirigent Daniele Squeo Pressestelle Daniele Squeo

Ein Italiener in Deutschland

Daniele Squeo beschäftigt sich aber nicht nur mit Verdi oder anderen italienischen Komponisten, er hat auch viel Erfahrung mit deutscher Musik gesammelt. Er studierte unter anderem in Deutschland Klavier und Dirigieren, und er war als Dirigent an der Oper in Karlsruhe tätig, bevor er nach Kaiserslautern kam. In Karlsruhe hat er sich intensiv mit Richard Wagner auseinandergesetzt.

„Ich habe sogar das Glück gehabt, dort die 'Götterdämmerung' zu dirigieren. Wenn man das mit einem Orchester macht, das das Stück kennt, und man dann als kleiner Junge, als kleiner Italiener kommt und macht das, das war schon eine große Herausforderung für mich. Aber es hat viel Spaß gemacht. Und da hat mein Chef gesagt: 'Das hast du auch italienisch dirigiert', so kann man das mit Wagner auch machen. Er meinte mit italienisch, da waren viele Sachen schnell, ziemlich flott, aber wir gehen jetzt ein bisschen in den Klischeemodus, ich mag das eigentlich nicht. Ich finde, es gibt gute Italiener, aber es gibt auch schlechte Italiener. Und es gibt auch bestimmt ein paar deutsche Dirigenten, die deutsche Musik nicht gut, aber gute italienische Musik machen. Jetzt 2021 ist alles so international, es spielt eigentlich keine so große Rolle mehr, woher man kommt.“

Erfahrungen auf Bühnen in aller Welt

Daniele Squeo ist selbst schon viel in der Welt herumgekommen. Er hat Orchester in Italien, Österreich, der Schweiz, in Russland, Korea und in Deutschland geleitet. Nachdem er in Italien begonnen hatte, Klavier und Chordirigieren zu studieren, kam er 2008 an die Musikhochschule in Weimar, um dort sein Studium als Dirigent fortzusetzen. Außerdem arbeitete der damals 23-Jährige als Assistent des Kantors der Nikolaikirche in Leipzig. Die Arbeit und das Leben in Deutschland haben ihm die deutsche Kultur und Musik näher gebracht, doch es bleiben immer noch Aufgaben zu meistern.

„Da ist zum einen die Sprache. Ich spreche deutsch, aber wenn ich zum Beispiel manche Texte aus 'Rheingold' von Alberich lese, da habe ich natürlich keinen schnellen Zugang. Ich habe Glück, dass ich in Deutschland studiert habe und eine gewisse Empathie für diese Musik habe, sie gefällt mir.“

Daniele Squeo ist Dirigent am Pfalztheater in Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Daniele Squeo)
Der Italiener Daniele Squeo am Pfalztheater Pressestelle Daniele Squeo

Wie Daniele Squeo deutsche Musik dirigiert, das kam in Deutschland von Anfang an gut an. Er wurde als Stipendiat vom deutschen Musikrat gefördert und gewann unter anderem den deutschen Operettenpreis.

„Klingt vielleicht komisch, ein Italiener gewinnt den deutschen Operettenpreis, aber irgendwie ist die Operettenwelt von der Oper gar nicht so weit weg, auch wenn jetzt einige Leute sagen, oh Gott. Aber gute Operette zu machen, ist auch eine Kunst.“

Wie Daniele Squeo zur Musik kam

Dass Daniele Squeo überhaupt zur Musik fand und dass sein Talent als Dirigent entdeckt wurde, war nicht selbstverständlich. Er stammt aus keinem besonders musikalischen Elternhaus und begann relativ spät, selbst Musik zu machen.

„Meine Eltern sind beide keine Musiker, aber mein Onkel hat im Chor gesungen. Das war ein sehr guter Chor damals. Und dann habe ich gedacht, ich will das auch probieren. Ich war schon alt, ungefähr elf, da fing ich erst einmal an zu singen. Deswegen auch meine Liebe zu Opern. Und dann hat mir das so viel Spaß gemacht. Und ich bin fast besessen, wenn ich etwas mache, dann will ich es gut machen, dann will ich alles wissen. Und so habe ich beschlossen, ich will Musik lernen.“

Nach zwei bis drei Jahren erwachte in ihm der Wunsch, Dirigent zu werden. Das war allerdings in seiner Heimat nicht leicht umzusetzen.

„Ich komme aus einer ganz kleinen Stadt in Süditalien, da gab es keine große Dirigentenschule, es war eher eine Chorleitungsschule. Ich habe dann in Arezzo Chorleitung studiert. Und da hatte ich Peter Neumann, einen deutschen Dirigenten aus Köln als Lehrer, und der hat zu mir gesagt: 'Junge, du musst nach Deutschland kommen, das ist perfekt für dich.' Er hat auch ein gewisses Talent gesehen. Gott sei Dank haben mir viele Leute geholfen, ich habe ihnen viel zu verdanken.“

Generalmusikdirektor in Kaiserslautern

Mittlerweile hat sich Daniele Squeo in Deutschland einen Namen gemacht, hat mit vielen namhaften Orchestern gearbeitet und leitet jetzt das Orchester des Pfalztheaters in Kaiserslautern als Generalmusikdirektor. Die Chemie zwischen ihm und dem Orchester stimmt.

„Das ist ein Opernorchester, die sind gewohnt zu begleiten, und das macht sie sehr flexibel. Das ist das, was ich liebe, dass sie schnell reagieren. Man muss das Atmen spüren, von der Bühne, vom Orchester, auch von mir als Dirigent, und so etwas ist einfacher mit so einem Klangkörper zu gestalten als mit einem Sinfonieorchester, das ist das, was mich hier fasziniert.“

Derzeit steht Rossinis komische Oper „Die Italienerin in Algier“ auf dem Kaiserslauterer Spielplan, im kommenden Jahr folgt die Oper „Roméo et Juliette“ von Charles Gounod. Weiter möchte Daniele Squeo nicht in die Zukunft schauen und große Wünsche hat er momentan gar keine - weil er rundum zufrieden ist.

„Ich nehme alles mit, was ich im Moment mitnehmen kann, und es ist eigentlich alles eine Schule für das, was danach kommt. Ich habe das große Glück, jetzt hier und in Zürich zu dirigieren, das ist schon ein sehr großer Schritt in meiner Karriere. Aber wissen Sie: Was kommt, kommt. Man muss natürlich Visionen haben, aber trotzdem mit den Füßen auf dem Boden bleiben und viel arbeiten. Ich bin immer verliebt in das, was ich im Moment mache. Das ist so großartige Musik, dass ich überhaupt nicht die Zeit und den Kopf habe, mir auszudenken, was könnte ich noch machen. Es ist schön, sich immer neu zu verlieben, das ist das Schönste, was in der Musik passieren kann.“

Engagement für die Jugend

In Kaiserslautern fällt Daniele Squeo auf, dass er hier viele junge Menschen auf den Straßen und Plätzen sieht. Er würde sich freuen, wenn die auch einmal ins Pfalztheater kämen.

„Leider haben viele junge Leute keinen Zugang zum Theater. Aber ich glaube, man könnte viel mehr mit den jungen Leuten machen als bisher. Crossover wäre eine gute Idee, dass man zum Beispiel Hip Hop mit Johann Sebastian Bach mischt, hat man nie gemacht, aber wieso eigentlich nicht? Vielleicht mit ein paar Tänzern, die zu Hip Hop oder Techno-Musik tanzen, auf dem Platz vor dem Pfalztheater. Es ist einfach schwer, junge Leute ins Theater zu kriegen. Wichtig für die Zukunft ist die Vermittlung, die Musikpädagogik.“

Der Dirigent liebt die Pfalz

Nun wohnt der Italiener in der Westpfalz. Der Umzug nach Kaiserslautern ist ihm leicht gefallen. In der schönen Umgebung und vor allem im Wald hat er sich sofort wohl gefühlt.

"Die Landschaft der Pfalz ist wunderschön. Ich gehe oft mit meinem Hund im Pfälzerwald spazieren, es ist einfach traumhaft schön. Und auch was die Pfalz künstlerisch zu bieten hat, nicht nur landschaftlich, das ist viel mehr, als ich gedacht habe, bevor ich hierher kam. Das ist auch eine Herausforderung für mich, diese kulturhungrigen Leute hier zu 'füttern'".

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Kerstin Bachtler