Feuerwehr löscht Waldbrand (Foto: SWR, picture alliance/dpa | Harald Tittel)

Feuer auf Truppenübungsplatz in Baumholder

Kann sich ein Waldbrand selbst entzünden?

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Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Bei der extremen Hitze gibt es viele Wald- und Flächenbrände - auch im Westen der Pfalz, beispielsweise auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder. Oft heißt es: Der Brand hat sich selbst ausgelöst. Geht das?

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Johann Georg Goldammer ist Feuerökologe an der Uni Freiburg und tätig für das Max-Planck-Institut. Er ist Leiter des Zentrums für globale Feuerüberwachung und der Arbeitsgruppe Feuerökologie in Freiburg. Schon lange erforscht er Feuer und deren Auslöser.

Feuerökologe Prof. Dr. Johann Georg Goldammer (Foto: Foto Global Fire Monitoring Center (GFMC))
Feuerökologe Prof. Dr. Johann Georg Goldammer untersucht und forscht zum Thema Waldbrände.

SWR Aktuell: Herr Professor Goldammer, immer wieder fällt das Wort „Selbstentzündung“ als mögliche Brandursache vieler Wald- und Feldbrände. Wie wahrscheinlich ist denn eine Selbstentzündung als Brandursache?

Johann Georg Goldammer: Das Phänomen der Selbstentzündung haben wir tatsächlich gelegentlich im Bereich der Landwirtschaft. Aber nur in besonderen Fällen. Und zwar dann, wenn Heu oder Stroh in Scheunen zu feucht eingelagert wurde. Dort kann ein Gärungsprozess stattfinden. Dann erhitzt sich das Ganze und kann zu einem Feuer führen. Das ist aber in der natürlichen Vegetation weniger bis gar nicht möglich. Da haben wir solche Situationen nicht.

Aber in der Landwirtschaft ist es tatsächlich früher sehr häufig gewesen, dass dann im Offenland gelagerte Heu- oder Strohvorräte sich selbst entzünden konnten. Auch wenn sie zu früh und nicht ausreichend ausgetrocknet in Scheunen eingelagert wurden.

"Selbstentzündungen finden nur dann statt...wenn ein Blitz einschlägt."

In der Vegetation, im Wald, oder auch auf Offenlandflächen, wie Naturschutzgebieten oder Landwirtschaftsflächen, finden Selbstentzündungen nur dann statt – und jetzt kommen wir zur Natürlichkeit der Feuer – wenn hier ein Blitz einschlägt. Ansonsten gibt es keine Selbstentzündung.

Baumholder

Gefahr noch nicht gebannt Kein Feuer mehr auf Truppenübungsplatz in Baumholder

Auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder brennt es nicht mehr. Entwarnung für das Areal gibt es aber noch nicht. Nach Angaben der Bundeswehr könnte das Feuer jederzeit wieder aufflammen.

SWR Aktuell: Bei dem Großbrand auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder in dieser Woche hieß es als erste Begründung der Bundeswehr auch, es sei Selbstentzündung gewesen. Wenn diese Möglichkeit aber ausfällt, könnte dann beispielsweise eine vergessene Patronenhülse aus Metall der Auslöser des Brandes gewesen sein? Könnte die sich vielleicht so stark erhitzt haben, dass sie das darunterliegende Gras entzündet haben könnte?

Goldammer: Wir haben in langjährigen Beobachtungen und auch in Hinblick darauf, dass sich auch international viele Untersuchungen mit der Selbstentzündung befasst haben, noch nicht feststellen können, dass durch erhitztes Metall alleine ein Brand ausbricht. Das ist nicht nachgewiesen, es gibt keine Evidenz dafür.

Wenn wir aber auf den Truppenübungsplätzen oder auch auf den Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges Munition vorfinden, die noch intakt ist, weil sie entweder weggeworfen wurde oder auf Truppenübungsplätzen, vor allem in Ostdeutschland, von den abziehenden Truppen im Gelände vergraben wurde, da haben wir folgendes Phänomen. Jahrzehnte später fangen die abgelegten Munitionskörper an zu korrodieren und durchzurosten. Und dann besteht in folgendem Fall die Gefahr einer Selbstentzündung, wenn in der Munition selbst Phosphor enthalten ist. Das ist zum Beispiel bei Leuchtspurmunition der Fall.

Und wenn jetzt dieses Phosphor, durch die Öffnung des Metalls, an die Luft gelangt und Sonneinstrahlung, wie an so heißen Tagen wie in diesem Sommer, ausgesetzt ist, dann kann es zu einer Selbstentzündung kommen. Aber das ist ein Sonderfall. Ob das in Baumholder der Fall gewesen sein könnte, müsste man durch forensische Untersuchungen nachweisen.

Gefährliche Trockenheit und Hitze Weiterhin hohe Waldbrandgefahr in RLP - Feuer auf Feldern und in Wäldern

Die extreme Hitze und Trockenheit führen auch in Rheinland-Pfalz vermehrt zu Bränden. Die meisten Regionen im Land hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) aktuell in die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe eingeordnet.

SWR Aktuell: Nach Angaben der Bundeswehr sollen auf dem Truppenübungsplatz Mäharbeiten stattgefunden haben. Reicht es aus, wenn eine Mähmaschine vielleicht über eine leere Patronenhülse mäht, dass dabei ein Funkenschlag entsteht, der den Brand auslösen kann?

Goldammer: Ja, wir sehen auf vielen Teilen der Welt, auch in Deutschland, dass beim Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen Feuer entstehen. Das kann zum einen durch heiß gelaufene Maschinen passieren, das sehen wir häufig auch zur Erntezeit.

Neben den Landwirtschaftsmaschinen kann aber auch ein geparktes Auto mit einem heißen Katalysator beispielsweise eine Wiese in Brand stecken. Zum anderen kann es sein, das ein mechanisches Gerät an Steine stößt. Beim Mähen oder Mulchen kann dann ein Funkenflug ausgelöst werden.

SWR Aktuell: Im Moment kommt es zu sehr vielen Bränden, auch in der Westpfalz. Könnten Feuer durch zurückgelassene Gegenstände, wie beispielsweise Glasscherben, ausgelöst werden?

Goldammer: Es wird ja immer wieder darauf hingewiesen, dass Glasscherben oder Flaschen, die in der Natur liegen, durch den Linsen- oder Lupeneffekt ein Feuer auslösen können. Damit haben sich auch schon einige Wissenschaftler befasst und haben versucht, das in kontrollierten Studien nachzuahmen. Dabei haben sie herausgefunden, dass das praktisch nicht stattfindet.

"Über experimentelle Nachstellungen ist es nicht gelungen, ein Feuer in Gang zu setzen."

Es ist also so einzuschätzen, dass es vielleicht, theoretisch passieren könnte, aber allgemein eher unwahrscheinlich ist. Aber generell sollten Flaschen und Scherben nicht in der Natur zurückgelassen werden. Nicht unbedingt wegen der Waldbrandgefahr, sondern um die Natur einfach sauber und intakt zu halten.

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