Kurt Wilhelm kümmert sich seit mehr als 30 Jahren um verletzte Wildvögel.  (Foto: SWR)

Vorsicht auch vor Katzen

So helfen Sie einem Vogel, der gegen eine Scheibe geflogen ist

Stand
AUTOR/IN
Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Immer wieder fliegen Wildvögel gegen Scheiben oder fahrende Autos und verletzten sich dabei. Helfen kann den verunglückten Vögeln jeder, sagt Vogelexperte Kurt Wilhelm aus Kaiserslautern.

Er betreibt seit mehr als 30 Jahren eine ehrenamtliche Wildvögelauffangstation. Die erste und wichtigste Hilfe für einen Wildvogel, ist der Schutz vor Katzen. Liegt der Vogel am Boden, sollte man erst einmal nachsehen, ob der Vogel noch atmet oder seine Augen bewegt. Wenn der Vogel noch lebt, dann hat er wahrscheinlich ein sogenanntes Anflugtrauma, eine Art Gehirnerschütterung. Man sollte ihn vorsichtig vom Boden hochheben und in einen Kasten oder Schuhkarton mit vielen Luftlöchern setzen.

Der Vogel sollte möglichst dunkel stehen, damit er denkt es wäre Nacht und sich erholen kann, erklärt Kurt Wilhelm aus Kaiserslautern. Den Vogel dann rund zwei Stunden zur Ruhe kommen lassen - auch kein Wasser oder Futter anbieten in dieser Zeit. Erst danach den Kasten öffnen und sehen, ob der Vogel von alleine wegfliegt. Fliegt er weg, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich nicht schlimmer verletzt hat und überlebt, sehr hoch. Bleibt er aber sitzen, sollte der Vogel professionelle Hilfe bekommen. Entweder durch einen Tierarzt oder bei einer Auffangstation.

Der größte Feind des Vogels ist die Katze

Wenn der Vogel, der gegen die Scheibe geflogen ist, ohne Hilfe am Boden liegen bleibt, dann könnte eine Katze den Vogel töten oder schwer verletzen. Laut Kurt Wilhelm spielen die Katzen meistens mit den Vögeln. Allerdings komme es sehr häufig vor, dass der Vogel dabei gebissen wird. Im Speichel der Katze sind Bakterien, an denen die Vögel fast immer sterben. Ein Karton, am Besten im Haus oder der Wohnung aufgestellt, schützt den verletzten Vogel vor Fressfeinden.

Aufkleber oder dreckige Scheiben helfen Vögeln

Um es bestmöglich zu verhindern, dass überhaupt ein Vogel gegen eine Scheibe oder Balkontür fliegt, gibt es spezielle Vogel-Silhouetten-Aufkleber für die Fenster. Wichtig dabei ist laut Wilhelm aber, dass der Vogelaufkleber nach unten zeigt und damit aussieht, als wäre der Vogel im Sturzflug. Ein Vogel der Auffliegt, bedeutet keine Gefahr.

Alternativ dazu helfen den Vögeln auch dreckige Fensterscheiben oder Vorhänge. Dadurch reflektieren die Scheiben nicht zu sehr und der Vogel erkennt, dass es dort nicht weitergeht.

Täglich rund zehn Anrufe wegen verletzter Vögel

Bei Kurt Wilhelm in Kaiserslautern klingelt das Telefon jeden Tag mindestens zehn Mal sagt er. Viele Menschen riefen ihn an, um verletzte Vögel zu melden. In den letzten 30 Jahren hat er sich, wie er selbst sagt, schon um rund 4.300 verletzte Vögel gekümmert. Im Garten hat er drei Vogelvolieren gebaut, um die Vögel unterzubringen und gesund zu pflegen.

Kurt Wilhelm kümmert sich seit mehr als 30 Jahren um verletzte Wildvögel.  (Foto: SWR)
Kurt Wilhelm kümmert sich seit mehr als 30 Jahren um verletzte Wildvögel. Er betreibt eine ehrenamtliche Vogelauffangstation in Kaiserslautern.

In diesem Moment kommt schon der nächste Patient. Eine Turmfalkendame, die in der Nähe der Airbase Ramstein gegen ein fahrendes Auto geprallt ist und orientierungslos neben der Straße saß. Kurt Wilhelm untersucht den Vogel und stellt fest, dass dieses Turmfalkenweibchen Junge hat. Der Vogel ist arg benommen, macht auch in der Voliere keinen Versuch zu fliegen. Wilhelm hofft, dass sich der Zustand des Weibchens in den kommenden ein bis zwei Tagen bessert. Falls sich der Turmfalke bis dahin nicht erholt hat oder sogar an inneren Verletzungen sterben sollte, sterben höchstwahrscheinlich auch die Turmfalkenküken, weil sie von der Mutter nicht mehr versorgt werden.