Es ist früh am Morgen an der Kreisstraße zwischen Winterbach und Wiesbach im Landkreis Südwestpfalz. Die Sonne hat sich bereits durch die Wolken gekämpft, die Temperaturen sind mild und für die kleinen Helferinnen und Helfer beginnt ein besonderes Abenteuer.

Ausgestattet mit bunten Eimern und Handschuhen knien die Viertklässler der Grundschule Wallhalben gespannt am Straßenrand und suchen im hohen Gras nach Kröten und Molchen. Ihr Ziel: Die Tiere sicher über die Straße zu bringen. "Ich wollte unbedingt mal eine Kröte oder einen Molch sehen und den Tieren helfen", sagt Leo, einer der Schüler, der zum ersten Mal dabei ist.
Ein Naturschutzprojekt mit Tradition
Jedes Jahr sterben Tausende Amphibien auf den Straßen, weil sie auf ihrer Wanderung überfahren werden. Um das zu verhindern, gibt es im Landkreis Südwestpfalz an 16 Straßenabschnitten mobile Amphibienzäune. Im vergangenen Jahr wurden wurden dort ca. 20.000 Tiere eingesammelt. In diesem Jahr sind es bisher über 1.100 Amphibien.
Hier werden die Tiere von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aufgesammelt und sicher auf die andere Seite der Straße gebracht. Seit Jahren dürfen auch Schülerinnen und Schüler aus Wallhalben mithelfen – eine Exkursion, die Schulleiterin Stephanie Rothenbusch besonders am Herzen liegt.

Wir sind eine ökologische Schule und finden es unheimlich wichtig, dass die Kinder schon früh mit Tieren, mit Natur und mit Naturschutz in Berührung kommen. Das Retten der Kröten ist eine wunderbare Gelegenheit, dieses kurz geöffnete Fenster für Empathie zu nutzen.
Ein erstes Gefühl für Verantwortung
Mit leuchtenden Augen hebt Ronja vorsichtig eine kleine Kröte hoch: "Es kitzelt ein wenig, und sie sind sehr leicht." Behutsam setzt sie das Tier in einen Eimer. Sobald alle Tiere entlang des gut 600 Metern langen Schutzzauns eingesammelt sind, geht es gemeinsam über die Straße.

Auf der anderen Seite werden die Tiere an einem kleinen Tümpel wieder in die Freiheit entlassen. Ein spielerischer Moment, der den Kindern gleichzeitig eine wertvolle Lektion vermittelt: Naturschutz beginnt im Kleinen und ist eine Aufgabe für jeden Einzelnen. Grundschüler Jakob strahlt über das ganze Gesicht: "Ich finde es einfach toll, Tiere zu retten, damit es mehr Tiere auf der Welt gibt."
Auch wenn es aufwendig ist, ist es für uns wunderbar zu sehen, dass die Kinder unheimlich viel Spaß haben. Wenn man sieht, wie liebevoll sie mit den Tieren umgehen und wie wichtig es ihnen ist, sie zu retten, dann ist das die Mühe wert.
Warum der Einsatz von Kindern so wichtig ist
Das Projekt zeigt: Kinder können nicht nur etwas über Tiere lernen, sondern auch früh ein Bewusstsein für den Umweltschutz entwickeln. Schulleiterin Stefanie Rothenbusch nimmt jedoch immer nur sechs Kinder mit, denn die Strecke ist stark befahren und viele Autos sind zu schnell unterwegs – ein Risiko, das gut abgewogen werden muss.

Dank solcher Aktionen lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur, wie wertvoll Amphibien für das Ökosystem sind, sondern sie erfahren auch, dass sie selbst aktiv etwas bewirken können. Und wer weiß? Vielleicht bleibt dieser erste Naturschutz-Einsatz für einige ein prägender Moment, der ihr Umweltbewusstsein ein Leben lang begleitet.