Wasser wird in Glas gefüllt (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Illegale Müllablagerung nach Bauarbeiten

Gefährdet giftiger Bauschutt Trinkwasser bei Kaiserslautern?

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Daniel Novickij
Daniel Novickij (Foto: SWR)

In der Nähe eines Trinkwasserbrunnens, der die Menschen im Kreis Kaiserslautern mit Wasser versorgt, ist ein großer Haufen giftiger Bauschutt aufgetaucht. Ein Biologe aus Trippstadt schlägt Alarm.

"Als ich hier spazieren war, ist mir diese seltsame Schlacke aufgefallen", sagt Jürgen Ott, Biologe aus Trippstadt. Damit meine er das schwarze, glänzende Gestein, welches er in großer Menge in einem Berg aus Bauschutt am Unterhammer entdeckt hatte. Der Unterhammer bei Trippstadt ist ein ehemaliges Eisenwerk, das aus mehreren Gebäuden besteht und als Industriedenkmal an die industriellen Anfänge in der Pfalz erinnert.

Giftiger Haufen Bauschutt bei Trippstadt (Foto: SWR)
In diesem Haufen Bauschutt wurde von Jürgen Ott giftiges Chrom nachgewiesen. Der Bauschutt liegt in der Nähe eines Trinkwasserbrunnens bei Trippstadt.

Der Bauschutt liegt am Rande eines neuen Parkplatzes, nur wenige Meter von einem Café entfernt. Eine Landstraße führt direkt daran vorbei. Als der Parkplatz am Unterhammer gebaut wurde, seien dort mehrere Monate immer wieder die Gesteinsbrocken abgelagert worden, so Ott. Zwar sei der Parkplatz inzwischen seit einigen Wochen fertig, doch der Bauschutt samt Schlacke sei immer noch dort. Einige dieser schwarzen, glänzenden Steine liegen aber nicht nur im Bauschutt selbst, sondern auch reichlich auf dem Parkplatz verteilt.

Große Mengen an giftigem Chrom im Bauschutt

"Ich dachte mir nun, an dieser Schlacke ist irgendwas faul", sagt Ott. Er habe daraufhin eine Probe entnommen und an ein Labor in Darmstadt geschickt. Das Unternehmen UDL Umweltdienstleistungen Wagner UG aus Darmstadt habe die Probe untersucht, ausgewertet und ein geologisches Gutachten erstellt (das Dokument liegt der Redaktion vor).

Parkplatz am Unterhammer (Foto: SWR)
Beim Bau des neuen Parkplatzes am Unterhammer bei Trippstadt wurde ein großer gifitger Schuttberg hinterlassen.

Grenzwerte deutlich überschritten

Die Ergebnisse aus der Untersuchung hätten Otts Vermutung bestätigt. Im Labor ist im Gestein des Bauschutts am Unterhammer Chrom nachgewiesen worden, wobei dessen Menge die gesetzlichen Grenzwerte in Rheinland-Pfalz deutlich überschreitet. "Chrom ist ein Schwermetall und ein Zellgift." Damit sei es für die Gesundheit der Menschen gefährlich. "Nachdem ich die Laborergebnisse erhalten habe, habe ich direkt die Stadtwerke und die Kreisverwaltung in Kaiserslautern darüber informiert", sagt Ott.

Bauherr will Schutt abtransportieren lassen

Bauherr Vincent Verschoor sagte dem SWR, er werde den Schutt so schnell wie möglich abtransportieren lassen. Außerdem werde weiterer Bauschutt dort nicht mehr gelagert. Denn: Die Bauarbeiten an dem Parkplatz seien noch nicht abgeschlossen. Er geht davon aus, dass die mit Chrom belasteten Steine von einem ehemaligen Eisenwerk dort stammen. Sie hätten seiner Ansicht nach schon rund 100 Jahre im Boden gelegen und seien durch die Bauarbeiten jetzt ans Tageslicht gekommen.

Stadtwerke Kaiserslautern: Zurzeit keine Gefahr für die Gesundheit

Nur einige Kilometer vom Parkplatz am Unterhammer entfernt entnimmt die Stadtwerke Kaiserslautern (SWK) aus einem Tiefbrunnen im Moosalbtal Trinkwasser. "Das Trinkwasser wird regelmäßig von uns untersucht, unter anderem auf Chrom", sagt Dorothea Schröder von den Stadtwerken Kaiserslautern. Demnach seien bislang keine erhöhten Chrom-Werte im Trinkwasser festgestellt worden.

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Trinkwasser laut SWK nicht gefährdet

Zwar sei es grundsätzlich möglich, dass das Chrom aus dem Bauschutt am Unterhammer in das Grundwasser gelange, doch das sei sehr unwahrscheinlich. Der Trinkwasserbrunnen im Moosalbtal sei besonders geschützt. Zum einen durch seine Tiefe von etwa 80 Metern. Zum anderen durch ein spezielles Sperrrohr, das das Grundwasser gegen eindringendes oberflächennahes Wasser abdichtet.

Die SWK sehen aber dennoch sehr kritisch, dass in ihrem Trinkwassergebiet giftiger Bauschutt in der Natur liege, so Schröder. Daher wurde die Ablagerung des Bauschutts bei der Kreisverwaltung Kaiserslautern als zuständige Behörde angezeigt.

Kreisverwaltung Kaiserslautern: Giftiger Bauschutt soll abgeholt werden

Auch die Kreisverwaltung in Kaiserslautern sieht im Bauschutt am Unterhammer aktuell keine Gefahr für die Gesundheit der Menschen. Allerdings müsse er trotzdem so schnell wie möglich vom Bauherrn entfernt werden. "Dieser ist dafür zuständig", sagt Georgia Matt-Haen, Sprecherin der Kreisverwaltung. Der Bauschutt hätte nämlich vom Bauherrn überhaupt nicht am Unterhammer im Karlstal abgelagert werden dürfen. "Es gibt dafür keine Genehmigung."

Die Kreisverwaltung habe sich in der Zwischenzeit mit dem Bauherrn darauf geeinigt, dass der Bauschutt demnächst entfernt werde. Sollte das aber nicht zeitnah passieren, habe die Verwaltung angekündigt, den Abtransport per Anordnung durchzusetzen. Sie kann nach momentan aber noch nicht sagen, ob dem Bauherrn eine Strafe droht.

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