2G-Plus-Schild in einem Restaurant (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sina Schuldt)

Wegen aktueller Corona-Maßnahmen

Gastronomie in der Westpfalz leidet

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In der Westpfalz ist die aktuelle Corona-Situation für viele Gastronomen existenzbedrohend. Wie der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Rheinland-Pfalz (DeHoGa), Gereon Haumann, befürchtet, werden viele Betriebe das kommende Jahr nur schwer überstehen.

Im Dezember sind die Restaurants und Gaststätten normalerweise gut gefüllt. Viele Menschen treffen sich vor Weihnachten oder zwischen den Jahren mit Familie, Freunden und Bekannten zu einem gemeinsamen Essen. In diesem zweiten Corona-Winter sieht es allerdings vielerorts ganz anders aus: Leere Tische und Stühle - und fehlende Gäste. In vielen Gastronomiebestrieben in der Westpfalz ist der Umsatz allein für den Monat Dezember um bis zu 90 Prozent eingebrochen.

Fast alle Weihnachtsfeiern abgesagt

Grund sind, so Dehoga-Präsident Gereon Haumann, beispielsweise die vielen abgesagten Weihnachtsfeiern – eine wichtige Einnahmequelle für die Gastronominnen und Gastronomen im Dezember. "In der Westpfalz sind von 60 Weihnachtsfeiern etwa 58 von den Kundinnen und Kunden abgesagt worden", sagt Haumann. Die Verunsicherung in der Bevölkerung sei aktuell wegen der geltenden Corona-Maßnahmen sehr groß.

Dehoga-Präsident Gereon Haumann (Foto: SWR)
Dehoga-Präsident Gereon Haumann

"2G-Plus ist ein faktischer Lockdown für die Gastronomie"

Eine weitere mögliche Ursache sieht der Dehoga-Präsident in der seit Anfang Dezember auch in der Gastronomie geltenden 2G-Plus-Regelung in Rheinland-Pfalz. Ein zusätzlicher negativer Testnachweis, den Geimpfte und Genesene aktuell bei einem Restaurantbesuch vorzeigen müssen.

"Viele Menschen sind nicht bereit sich testen zu lassen, wenn sie bereits geimpft oder genesen sind."

Die Gäste würden wegen der 2G-Plus-Regelung vermehrt zuhause bleiben. Die Menschen würden stattdessen daheim ohne Abstands- und Hygieneregeln feiern. Haumann betont: "Die Gastronomie ist nicht das Problem, sondern eine Lösung in der Pandemiebekämpfung."

"2G-Plus ist ein faktischer Lockdown für die Gastronomie"

Die aktuelle Situation sei in der Gastronomie katastrophal. Haumann fordert von der Politik eine schnelle Rückkehr zu 2G in den Lokalen, wonach nur Geimpfte und Genesene ohne zusätzlichen negativen Testnachweis ins Restaurant dürfen.
Die Regelung sei zwar bereits bei vielen Gastronominnen und Gastronomen in der Westpfalz auf Gegenwind gestoßen, habe aber eine positive Wirkung gezeigt. "Wir haben als DeHoGa Rheinpfalz die Einführung der 2G-Regelung durch die Landesregierung unterstützt", betont der Dehoga-Präsident. Zwar seien auch hier bereits weniger Gäste als bei 3G in die Restaurants und Cafés gekommen, dennoch sei es vertretbar gewesen.

Geteilte Meinung zu einem möglichen harten Lockdown ab 28. Dezember

Obwohl in den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz vom 21. Dezember zunächst keine weiteren Corona-Einschränkungen für die Gastronomie beschlossen worden sind, hält Haumann einen harten Lockdown ab dem 28. Dezember für möglich. Für ihn sei eine 2G-Plus-Regelung aber immer noch besser, als wenn die Gastronomie bei einem möglichen harten Lockdown schließen müsste. Dann würden auch noch die bereits vielerorts gebuchten Silvesterfeiern für die Betreiberinnen und Betreiber als Einnahmen ausfallen.

Denn die Wirtschaftshilfen der Bundesregierung würden nicht ausreichen, um die Betriebe vor der Insolvenz und die Mitarbeiter vor der Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit zu schützen, wenn die Betriebe schließen müssten. "Im vergangenen Jahr wurden noch drei Viertel des Umsatzes erstattet, nun nur noch ein Teil der Fixkosten. Das reicht hinten und vorne nicht", kritisiert Haumann.

Jedoch hat Alf Schulz, Kreisvorsitzender DeHoGa Kaiserslautern und Vizepräsident DeHoGa Rheinland-Pfalz, eine andere Meinung zum Thema harter Lockdown: "Ich fände persönlich einen harten Lockdown besser als die 2G-Plus-Regelung, denn ein Lockdown light hat bereits im vergangenen Jahr nicht funktioniert." Für ihn sei es nur wichtig, dass der harte Lockdown nur für einen kurzen Zeitraum stattfinde und danach von der Politik eine klare Strategie in der Pandemiebekämpfung vorgegeben werde, so dass die Gastronomen im kommenden Jahr besser planen könnten.

Gastronomie verliert wegen Pandemie viele Fachkräfte

Wegen der angespannten Lage in der Branche während des zweiten Corona-Winters würden viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einen anderen Beruf wechseln. "Wir haben allein im Monat Dezember ein Viertel unserer Beschäftigten in der Gastronomie verloren", sagt Gereon Haumann. Die Menschen würden zunehmend in die Berufszweige wechseln, die wie die Paketdienste oder der Lebensmittelhandel von der Pandemie profitiert hätten. Die Gastronomen hätten auch große Schwierigkeiten, neue Fachkräfte für ihren Betrieb zu rekrutieren. Der Arbeitsmarkt sei wie leergefegt.

Höhere Löhne in der Gastronomie ab 2022

Daher habe der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Rheinland-Pfalz und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) einen neuen Tarifvertrag vereinbart. Dieser soll ab April 2022 in Kraft treten. Darin werden beispielsweise die Ausbildungslöhne um 35 – 70 Prozent in zwei Schritten insgesamt je nach Ausbildungsjahr angehoben. Auch die Einstiegslöhne sollen steigen. Dadurch sollen künftig mehr Menschen an das Gewerbe gebunden werden.

Allerdings werden die Preise für Speisen und Getränke ab kommendem Frühjahr um bis zu 15 Prozent teurer. Damit sollen die Mehrkosten und die Verluste durch die Corona-Krise kompensiert werden.

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