Zwei Masten einer Stromtrasse vor bewölkttem Himmel (Foto: dpa Bildfunk, Karl-Josef Hildenbrand)

Energiekrise

Experte aus Kaiserslautern: "Bereiten Sie sich auf die Katastrophe vor"

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Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion (Foto: Annkatrin Gentges)

Wenn Gas knapp wird, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für einen Blackout. Ein Experte aus Kaiserslautern erklärt, wie Sie sich wappnen können, wenn der Strom ausfällt.

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Wenn aus der Steckdose kein Strom mehr kommt, dann bleiben die Lichter aus, der Kühlschrank taut auf und es könnte unter Umständen auch kein Wasser mehr aus der Leitung kommen. Dieses Szenario eines kompletten Stromausfalls ist auch als Blackout bekannt.

Blackouts werden durch die Energiekrise 2022 wahrscheinlicher

Deutschland produziert noch immer einen großen Teil seines Stroms aus konventionellen Energieträgern, darunter auch Gas. Wenn das in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine knapp wird, könnte ein Blackout wahrscheinlicher werden. Lukas Kalnik ist Ingenieur für Katastrophenschutz in Kaiserslautern. Wenn ein Blackout oder eine andere Katastrophe in der Westpfalz eintreten sollte, ist er zumindest vorbereitet. Diese Tipps hat der Experte:

Tipp 1: Genug Essen und Trinken im Haus haben

Bei einem Stromausfall bleiben Supermärkte und Tankstellen eventuell geschlossen, denn deren Kassensysteme funktionieren nicht mehr, auch Kühl- und Gefrierschränke fallen aus. Bis der Staat für die Versorgung im Extremfall sorgen kann, hilft es, einen Vorrat zuhause zu haben. Experte Kalnik rechnet mit 1.000 bis 1.500 Kalorien pro Tag pro Person und empfiehlt, nur die Art Konserven zu kaufen, die sich sowieso in den wöchentlichen Speiseplan integrieren lassen.

Auch wenn der Vorrat nur für wenige Tage ausreichen würde, sei das kein Grund jetzt die Supermarkt-Regale leer zu kaufen: "Ein kleiner Vorrat ist besser, als gar kein Vorrat." Er rät, bei jedem Einkauf eine Dose mehr mitzunehmen, damit würde sich schnell ein guter Grundstock ansammeln, ohne, dass die Supermärkte durch die gestiegene Nachfrage überlastet würden.

Bei der Wasserversorgung geht Kalnik auf Nummer sicher. Er habe selbst 20 Kästen Wasser im Wohnzimmer stehen. Das sehe zwar nicht gut aus, hilft aber im Notfall. Alternativ sei auch ein Wasserfilter eine gute Lösung. Mit dem kann Regen- zu Trinkwasser aufbereitet werden.

"Ein kleiner Vorrat ist besser, als gar kein Vorrat."

Tipp 2: Campingkocher, Kerzen und Taschenlampe griffbereit halten

Für die Zubereitung eignet sich ein Campingkocher, der sich mit einer Gas-Kartusche befeuern lässt. Alternativ empfiehlt Kalnik einen Trockenbrennstoffkocher oder den Grill, auf dem bei Familien-Festen die Würstchen brutzeln. "Ob der nun mit Holzkohle oder Gas funktioniert, ist egal. Hauptsache ein Grundstock zum Erwärmen von Lebensmitteln ist vorhanden."

Wenn der Strom fehlt, gehen buchstäblich die Lichter aus. Ein Paket Kerzen, Feuerzeug und Streichhölzer sind deshalb ein Muss im Notfall-Koffer. Auch eine Taschenlampe hilft beim Stromausfall - die gibt es auch als Solar- oder Kurbel-Modell, dabei wird der Strom mechanisch durchs Kurbeln erzeugt. "Ich habe außerdem einen Notizblock, Stifte und ein Kartenspiel für den Notfall bereit. Wichtig ist in einer Chaos-Situation nämlich auch, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu geraten", sagt Kalnik.

Eine Nottfall-Box für den Katastrophenfall (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Jochen Tack)
Wer immer ein paar haltbare Lebensmittel wie zum Beispiel Konserven und Nudeln zu Hause hat, der ist zumindest für ein paar Tage versorgt. Experte Lukas Kalnik rät, diesen Vorrat in den alltäglichen Speiseplan zu integrieren. Dann kann auch keins dieser Lebensmittel ablaufen. Weitere Tipps finden sich auch auf den Internetseiten des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Tipp 3: Medikamente und Verbandskasten beschaffen

Wer täglich auf Medikamente angewiesen ist, der sollte sich Gedanken darüber machen, wie diese gelagert und beschafft werden können in einem Blackout. Kalnik: "Wenn die gekühlt werden müssen, dann sollte ich an Kühlakkus und eine Kühlbox denken. Das überbrückt zumindest die ersten Stunden bis Tage." Ansonsten lohne es sich auch, den Verbandskasten noch einmal auf Vollständigkeit zu überprüfen: "Diese goldenen Wärmedecken sind wirklich hilfreich, wenn es kalt wird."

Tipp 4: Personalausweis, Geburtsurkunde und wichtige Verträge sichern

In jedem Quartal sichert Kalnik außerdem seine wichtigsten Dokumente noch einmal auf einem USB-Stick. Darauf befinden sich dann - teils als Kopie, teils im Original - Geburtsurkunde, Ausweisdokumente, Zeugnisse, Verträge und Dokumente, die unter keinen Umständen verloren gehen sollten.

Alternativ könnten diese auch in einer Cloud im Internet gesichert werden: "Dann muss ich aber damit rechnen, dass ich darauf erst nach dem Katastrophenfall wieder Zugriff habe, einfach weil ich ja keinen Strom habe." Wer einen Organspende-Ausweis besitzt oder wegen einer chronischen Krankheit gewisse Medikamente nicht bekommen darf, der sollte diese Information immer bei sich tragen.

Tipp 5: Batteriebetriebenes Radio besorgen

Informationen und Warnmeldungen können im Krisenfall überlebenswichtig sein. Doch Fernseher und Internet funktionieren nur mit Strom - und dieser fehlt bei einem Blackout. Es lohnt sich also auf ein batteriebetriebenes Radio zu setzen und Reservebatterien zuhause zu haben. Auch Radios gibt es als Solar- und Kurbel-Modelle. Es könne außerdem zu Situationen kommen, in denen auch der Notruf 112 und 110 nicht mehr funktioniere, so Kalnik. Dann werde im Radio durchgesagt, welche Stationen im Umkreis angesteuert werden könnten für Hilfe.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt auf seinen Seiten auch detaillierte Listen mit Empfehlungen zu Lebensmitteln, Medikamenten und dem Verhalten im Katastrophenfall aus.

Situation in der Westpfalz sei kein Grund zur Panik

Tatsächlich werden die Stromnetze immer instabiler, gibt Kalnik zu: "Das kommt aber vor allem dann vor, wenn alle einfach ihre 3.000-Watt-Heizlüfter gleichzeitig in die Steckdose stecken. Das ist dann zu viel fürs Netz." Dass die geringen Erdgas-Vorräte zu einem Blackout führen, hält Kalnik für unwahrscheinlich. Versorger und Politik seien bereits dabei vorzusorgen. Auch die Industrie-Verbände würden sich der Lage bewusst sein und wenn jeder ein bisschen "runterfahre", würde keiner frieren müssen: "Gemeinsam schaffen wir das!"

Trotzdem stellt er fest, dass die Menschen sich vermehrt Gedanken um Katastrophen-Szenarien machen und das findet er gut: "Wir sollten uns mit der Familie auch fragen, wer holt im Notfall Oma oder Opa ab, wenn wir uns plötzlich nicht mehr erreichen können. Wer kümmert sich um die Hilfsbedürftigen in der Familie?" Die Situation der Energiekrise momentan sollte laut dem Experten ein Anlass sein, um genau diese Fragen zu klären - denn nichts sei schlimmer, als in der Katastrophe das Gefühl zu haben, allein zu sein.

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