44 Verdachtsfälle soll es seit 1947 bei der evangelischen Kirche der Pfalz gegeben habe. Das berichtete Kirchenpräsidentin Wüst bei der Landessynode in Kaiserslautern. (Foto: IMAGO / Christian Ohde)

Kirchenpräsidentin: "Ich schäme mich"

44 Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch bei pfälzischer Landeskirche

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Jan Jaworski
Bild von Jan Jaworski, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Wenn es um Kirche und Missbrauchsfälle geht, ist meistens von der katholischen Kirche zu hören. Aber auch die Protestanten beschäftigt dieses Thema sehr. Die Rede ist von 44 Verdachtsfällen in der Pfalz.

Diese Zahl nannte die Präsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, am Freitag bei der Landessynode in Kaiserslautern. Seit 1947 seien diese 44 Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt innerhalb der evangelischen Kirche bekannt. Es gehe zum Beispiel um übergriffiges Verhalten und auch um strafrechtlich relevante Taten. Jeder Fall sei einer zu viel.

Wüst berichtete von einem Forum für Betroffene, das im März in Mannheim stattfand. Dort hätten Betroffene erzählt, wie sie als Kinder oder Jugendliche in kirchlich-diakonischen Heimen zum Teil über Jahre hinweg geschlagen und missbraucht wurden.

"Ich schäme mich und es tut mir unendlich leid, dass wir weggesehen haben, dass wir nicht sehen wollten."

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Foto: Evangelische Kirche der Pfalz)
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

Missbrauchsfälle "messen" evangelische Kirche in der Pfalz

Wie die Kirche künftig damit umgeht, daran "wird man uns messen". An die Opfer seien bislang rund 100.000 Euro ausgezahlt worden. Das Ganze sei ein Thema, dass die Kirche noch lange beschäftigen werde, es sei die "aktuelle kirchliche Gretchenfrage", so Wüst.

Das Thema stehe ganz oben auf der Agenda der protestantischen Kirche in der Pfalz, man wolle transparent sein. Das Ziel: Die pfälzische Landeskirche soll ein "Schutzraum" werden - und zwar für alle. Und damit sprach die Kirchenpräsidentin ein weiteres Thema auf der Landessynode an. Denn auch Menschen, die sich von der Kirche distanziert haben, sollen künftig wieder mehr angesprochen werden.

Protestantische Kirche setzt künftig voll auf Klimaschutz

Die Kirche sei zwar keine "Volkskirche" mehr, aber der Anspruch sei weiterhin da, allen Menschen offen zu begegnen, so Kirchenpräsidentin Wüst. Daher ging ihr Blick auch auf die Integration von Geflüchteten. Viele von ihnen könnten die Gesellschaft mit ihren Fähigkeiten bereichern. "Migration ist kein Stigma, Integration ist keine Unmöglichkeit."

Eine weitreichende Entscheidung trafen die Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirche in Sache Klimaschutz. Der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen soll langfristig gesehen fast komplett beendet werden. Dafür beschloss die Synode ein Klimaschutzgesetz: Gebäude sollen effizienter genutzt und die Artenvielfalt auf Grundstücken gefördert werden.

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