Rüstungsindustrie im Donnersbergkreis

Einstieg in Militärtechnik: Mörsergranaten aus der Eisengießerei Gienanth in Eisenberg

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Immer mehr Elektroautos, gleichzeitig weniger Verbrenner. Die Lage der Zulieferer der klassischen Automobilindustrie ist nicht ganz einfach. Daher ist Gienanth in Eisenberg nun bei der Militärtechnik eingestiegen.

Hans-Jürgen Brenninger, blauer Kittel über dem Anzug, weißer Schutzhelm, Schutzbrille – so steht der Geschäftsführer von Gienanth in Eisenberg vor einem großen Stahlofen in einer der Produktionshallen in Eisenberg. Hinter ihm glüht Stahl. "Die ersten Wehrtechnikprodukte, die wir hier produzieren, sind Mörsergranaten", erklärt Brenninger. Denn seit Februar 2025 baut Gienanth auch wehrtechnische Produkte.

In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Hans-Jürgen Brenninger ist seit 2016 Geschäftsführer von Gienanth. Seit Anfang 2025 ist das Unternehmen in Eisenberg auch im Bereich der Wehrtechnik aktiv und stellt Mörsergranaten her.

5.000 Mörsergranaten pro Woche aus Eisenberg

Bisher produziere Gienanth pro Woche 5.000 Mörsergranaten, sagt der Geschäftsführer. Das mache derzeit ein Prozent des sogenannten Kleingusses aus. Damit stehe das Unternehmen noch am Anfang. Aber das Geschäftsfeld soll wachsen und ausgebaut werden. Man habe Strategien und Pläne entwickelt, wie die Produktionsmenge vervierfacht werden könne.

In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Ein Motorblock wird in Eisenberg bei Gienanth gegossen. Das Material war eben noch 1.400 Grad heiß. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Die Motorblöcke werden in Eisenberg von Hand gegossen. Dafür braucht das Unternehmen Fachleute. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Insgesamt produziert Gienanth 50 verschiedene Varianten von Motorblöcken. Die werden sowohl als Antriebs- wie auch als Notstromaggregate auf Schiffen und für große Rechenzentren in aller Welt verwendet. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Die Kunden der Motorblöcke kommen aus aller Welt. Gienanth ist nach eigenen Angaben zudem der weltgrößte Hersteller für Motorblöcke zwischen 500 Kilo und fünf Tonnen. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Hier lagern Teile der Gußformen für die Motorblöcke. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Ein Mitarbeiter von Gienanth in Eisenberg bearbeitet die Bratpfannen, die das Unternehmen ebenfalls herstellt. Und zwar für das Start Up-Unternehmen zweier Foodblogger. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Die Pfannen aus Eisen wurden mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Hier sind die kleinen Pfannen in der Bearbeitung. Insgesamt gibt es drei verschiedene Größen. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Ein weiteres Geschäftsfeld von Gienanth in Eisenberg sind Träger für Bremsbeläge von Lkw. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Im Hintergrund ist einer der Schmelzöfen von Gienanth zu sehen, im Vordergrund der Warmhalteofen für das Eisen. Bild in Detailansicht öffnen
In der Eisengießerei Gienanthin Eisenberg werden unter anderem Motorblöcke hergestellt
Ein Mitarbeiter von Gienanth beobachtet, wie das geschmolzene Eisen in einen Behälter gefüllt wird. Bild in Detailansicht öffnen

Der Einstieg von Gienanth in die Wehrtechnik war sehr, sehr wichtig."

Dadurch, dass Gienanth in die Produktion von Wehrtechnik eingestiegen sei, könne das zurückgehende Geschäft im Automobilbereich kompensiert und gegebenenfalls auch überschritten werden. Bisher habe Gienanth nämlich unter anderem auch Teile für Kupplungen hergestellt. "Kupplungen gehen tendenziell wegen der Elektrifizierung der Autos zurück." Dazu komme, dass in den Autos immer weniger Handschaltungen verbaut würden, erklärt Brenninger. "Der Bereich ist nicht nur rückläufig, sondern fallend."

Gienanth Eisenberg ist weltweit größter Hersteller für große Motorblöcke

Ein wesentlicher Geschäftsbereich der Eisengießerei ist auch die Herstellung von Motorblöcken. Im Segment zwischen 500 Kilo und fünf Tonnen sei Gienanth der weltgrößte Hersteller, sagt Geschäftsführer Brenninger. "Wir produzieren in diesem Jahr 12.000 Motorblöcke." Von denen würden etwa 80 Prozent in Notstromaggregaten verbaut. Die restlichen 20 Prozent sind unter anderem für zivile und militärische Schiffe vorgesehen. Dort entweder als Antrieb oder aber auch als Notstromaggregat.

Geschäftsfeld Wehrtechnik soll bei Gienanth in Eisenberg wachsen

Insgesamt macht das Geschäftsfeld Wehrtechnik – also die Mörsergranaten und der entsprechende Anteil der Motorblöcke – einen Anteil von zehn Prozent der Gesamtproduktion aus. Aber der Bereich soll wichtiger werden, sagt Hans-Jürgen Brenninger. "Wir wollen da sicher auf 15 Prozent weiterwachsen."

Bei einer Abstimmung unter den Usern des WhatsApp-Kanals des SWR Studios Kaiserslautern hatte der größte Teil der Teilnehmer kein Problem damit, dass Gienanth nun auf Wehrtechnik setzt. Über 100 Menschen stimmten für die Option "Im Krieg wird Geld verdient. Ist doch gut, wenn ein lokaler Betrieb so wieder auf die Beine kommt." Demgegenüber klickten gut 30 Teilnehmer auf die Option "Ich finde das unmoralisch. Waffenhersteller schlagen Profit aus dem Leid der Menschen."

Die Abstimmung zu Gienanth auf dem Whatsapp-Kanal des SWR Studios Kaiserslautern
Die Abstimmung zu Gienanth auf dem Whatsapp-Kanal des SWR Studios Kaiserslautern.
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SWR