"Morgens weiß ich eigentlich nie, wen ich vor mir am Schreibtisch sitzen habe", gesteht Michelle Körbel, Sozialpädagogin von Donum Vitae in Landstuhl. Sie berät Schwangere. Das sei individuell und intensiv. "Wir machen zum Beispiel Konfliktberatung. Das sind oft mehrstündige Beratungen, wenn eine Frau über einen Abbruch nachdenkt", erzählt Körbel.
Aber auch ganz allgemeine Sexualberatung gehört zum Tagesgeschäft von Donum Vitae und Michelle Körbel: "In den Gesprächen geht es auch ganz einfach um Fragen wie zum Beispiel 'Wie funktioniert ein Kondom?' oder 'Welche Verhütungsmittel gibt es?' Genauso wie Fragen rund um das Eltern- oder Kindergeld."
Entscheidung des Papstes sorgt für Start in Landstuhl
Angefangen hat die Beratung am 5. Juni 2000 in Landstuhl, in den Räumlichkeiten des Deutschen Roten Kreuzes. Vorausgegangen war eine Entscheidung der katholischen Kirche. Der frühere Papst Johannes Paul II. hatte den kirchlichen Beratungsstellen für Schwangere untersagt, den für eine straffreie Abtreibung notwendigen Beratungsschein auszustellen.
Diese Entscheidung stieß bei vielen Katholiken auf Protest. Mit dem Ergebnis: In Deutschland gründete sich 1999 Donum Vitae. Seither bietet der Verein eine unabhängige und gesetzeskonforme Beratung für Schwangere. Landstuhl war damals die zweite Beratungsstelle in Deutschland und die erste in Rheinland-Pfalz, die staatlich anerkannt wurde.
Donum Vitae will die Beratung in Landstuhl fortsetzen
Darauf ist die Beratungsstelle in Landstuhl stolz. Christine Joniks, die Geschäftsführerin des Landesverbandes in Rheinland-Pfalz, weiß aber auch, wie wichtig die Arbeit von Donum Vitae ist. "Mir sind viele Schicksale in Erinnerung geblieben. Es ging um sexuellen Missbrauch, Gewalt in Beziehungen und es ging auch um Mord und Selbsttötung. Dennoch konnten wir einigen hilfreich sein", sagt Joniks.
Helfen möchte Donum Vitae auch in Zukunft. Es gibt auch schon weitere Projekte. "Wir haben neue Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen. Es geht um Trauerbegleitung bei Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbruch. Da braucht es weitere Hilfe und da sind wir dabei, uns für die Zukunft aufzustellen", sagt Sozialpädagogin Michelle Körbel.