Direkt neben der Autobahn A6 im Naturschutzgebiet Spießwald-Streitwiese bei Bruchmühlbach-Miesau streift Stefanie Venske durch dichtes Unterholz. Sie ist unterwegs am Glan. Denn hier hat sich mindestens ein Biber angesiedelt.
Seit 2002 arbeitet Stefanie Venske im Biber-Projekt, seit 2005 leitet sie das Biber-Zentrum Rheinland-Pfalz. Melden aufmerksame Menschen, die in der Natur unterwegs sind, Spuren wie angenagte Baumstämme bei ihr, dann zieht sie los und macht sich auf die Suche nach dem dazugehörigen Biber.

So war das auch 2021, als sie die Meldung über typisch abgenagte Baumstämme im Naturschutzgebiet Spießwald-Streitwiese in Bruchmühlbach-Miesau bekam. Den sonst gemächlich vor sich hin fließenden Glan, hat ein Biber hier mit einem Damm an einer Stelle gestaut. In Reih' und Glied liegen arm-dicke Stämme quer über den Fluss. "Hier kann der Biber in Ruhe jagen und schwimmen", sagt Stefanie Venske.
Deshalb sind die gestauten Fluss-Abschnitte für den Biber so wichtig und dürfen nur von Expertinnen und Experten entfernt werden, und nur nach vorheriger, eingehender Prüfung.

Rückkehr des Bibers in RLP: Von drei auf mehr als 300
Seit 1840 hatten Forschende in Rheinland-Pfalz keine Biber mehr beobachten können. Doch durch die Ansiedelung in benachbarten Bundesländern wie Baden-Württemberg und Hessen sind die Tiere wieder nach Rheinland-Pfalz eingewandert. Stefanie Venske erinnert sich, dass beim Beginn des Biber-Projekts Anfang der 2000er Jahre gerade mal drei Biber in Rheinland-Pfalz gezählt wurden. Heute sind es mehr als 300.

Ein paar Meter den Glan in Bruchmühlbach-Miesau hoch, findet Biber-Expertin Venske noch einen weiteren Damm und eine weitere Spur: die Biberburg. Was für Laien aussieht wie ein Haufen wilder Äste, ist dem Biber ein Zuhause, und "das ist ein klarer Hinweis darauf, dass hier eine ganze Biber-Familie wohnen könnte. Und wer weiß, vielleicht haben Sie ja gerade Junge", so Venske. Einmal im Jahr wirft eine Biber-Dame zwei bis sechs Junge.
Biber sind nachtaktiv
Die Biberfamilie vom Glan bei einem Spaziergang am Nachmittag zu Gesicht zu bekommen, ist laut Stefanie Venske so gut wie ausgeschlossen: "Biber sind nachtaktive Tiere. Die ruhen jetzt in ihren Verstecken. Uns Menschen bleibt nur die Möglichkeit, ihre beeindruckenden Holzarbeiten zu bewundern."