Die Scheune des Theodor-Zink-Museums in Kaiserslautern öffnet am Samstag wieder ihre Türen. Besucherinnen und Besucher können dann eine neue Ausstellung mit dem Titel "Am wollenen Faden: Die Kammgarnspinnerei Kaiserslautern" besuchen. Sie handelt von einer Ära, die Kaiserslautern über 100 Jahre begleitet hat. Die Ära der Kammgarnspinnerei, die Mitte des 19. und bis Ende des 20. Jahrhunderts für viele Menschen in der Stadt ein wichtiger Anker war. Sie war Arbeitsstelle, aber zeitgleich auch ein Stück Familie. Zusammengestellt wurden die Exponate von Museumsleiter Bernd Klesmann und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Simone Holt. Fleißig unterstützt wurden die beiden von vielen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.
Wenn man die Ausstellung durch das schwere Scheunentor betritt, fallen einem gleich große Fotografien an den Wänden auf. Sie zeigen verschiedene Werkshallen der Kammgarnspinnerei aus den 30er bis 50er Jahren. Arbeiter tauchen große Garnspulen voller Wolle in Bottiche, um sie zu färben. Frauen stehen an riesigen Spinnmaschinen, an denen das Garn geplättet wird - an den sogenannten Liseusen. Die Bilder stammen aus dem Depot des Museums. Ursprünglich hingen sie aber wohl in den Fabriken selbst, erzählt Simone Holt bei einem Rundgang.

Private Erinnerungsstücke aus Kaiserslautern
Die Ausstellung ist thematisch unterteilt: Während es im Erdgeschoss noch um die Abwicklung der täglichen Arbeit in der Spinnerei geht, wird es im oberen Stockwerk viel detaillierter und vor allem privater. In mehreren Vitrinen werden persönliche Erinnerungsstücke aus der Blütezeit der Spinnerei ausgestellt. Die hatten ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter extra für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Eine Kegelkugel, Sportpokale und Fotos von gemeinsamen Ausflügen machen deutlich, dass die Kammgarnspinnerei Kaiserslautern mehr war, als nur ein Arbeitsplatz.
"Die Arbeitszeiten waren zwar länger als heute (...) aber wir haben schöne Zeiten gehabt. Wir waren wie eine Familie."
Von Norbert Krämer stammen viele Erinnerungsstücke in der Ausstellung. Er hatte ab 1951 selbst 30 Jahre in der Spinnerei gearbeitet und auch viel Freizeit dort verbracht.

Mehr Familie als nur Arbeitgeber
Kuratorin Simone Holt kann solche Aussagen wie die von Norbert Krämer gut nachvollziehen, denn: Die Spinnerei hatte viel getan, um ihr Personal bei Laune zu halten.
"Es wurde ein eigenes, kleines Schwimmbad gebaut. Es gab ein Freizeitheim in dem Tischtennisplatten standen und eine Kegelbahn."
Unterbrochen werden die historischen Exponate immer wieder von Zitaten auf großen Tafeln, die über den Gängen an den alten Scheunenbalken befestigt wurden. Darauf stehen Sätze wie:
"Michael stellt die letzte Ladung vor den Reißwolf. (…) Dann gesellt er sich zu den anderen. Leuchtröhren geleiten über den Werkhof auf die nächtliche Straße."
Diese kleinen Textbausteine stammen aus einer Erzählung von Karoline Kriechbaum. Sie hatte Anfang der 30er Jahre selbst einen Großteil ihres Berufslebens in der Spinnerei verbracht und irgendwann angefangen über ihre Erfahrungen zu schreiben. Beim Lesen der Sätze kommen einem als Besucher der Ausstellung direkt Bilder in den Kopf. Sie bilden eine Art lebendigen Kontrast zu den schweigenden Porträts in den Vitrinen.
Erzählcafé in Kammgarnspinnerei Kaiserslautern geplant
Die Ausstellung soll mindestens bis zum 17. April geöffnet sein. Zusätzlich zu den normalen Besuchszeiten sollen auch verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Zum Beispiel ist ein sogenanntes Erzählcafé geplant, bei der sich Veteranen der Kammgarnspinnerei treffen und austauschen können. Teilnehmen und den Geschichten zuhören, soll aber jeder können, sagt die Mitarbeiterin des Stadtmuseums, Simone Holt.