Alte Rassen sollen am Arche-Hof von Familie Lück Fortbestand haben (Foto: SWR)

Arche-Hof in Dielkirchen züchtet vom Aussterben bedrohte Tiere

Ferdinand, Frieda, Graf Andrassy und Willi wollen weiterleben

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Alexandra Dietz
Alexandra Dietz (Foto: SWR)

Große Knopfaugen, feuchte rosa Mäuler und lautstarkes Federvieh sorgen im Arche-Hof in Dielkirchen für jede Menge Trubel. Familie Lück kämpft gegen das Aussterben von Tier-Rassen.

Das schwarze Bergschaf Willi ist nicht zu übersehen. (Foto: SWR)

Eine feuchte Nase beschnuppert mich, plötzlich schnellt die lange rosa Zunge um meine Finger. Willi, der gigantische Bulle, schaut mir tief in die Augen. Seine beeindruckenden Hörner und sein Schnauben wirken majestätisch, er ist aber vollkommen ruhig. Er scheint mich zu mögen, nochmal Glück gehabt! Also widme ich mich noch ein wenig länger seinem unglaublich süßen Neugeborenen. Die beiden gehören zur Rasse des rätischen Grauviehs und sind vom Aussterben bedroht - wie viele andere Tiere hier.

Im Arche-Hof sollen alte Rassen Fortbestand haben (Foto: SWR)
Im Arche-Hof von Familie Lück in Dielkirchen gibt es Nachwuchs. Das rätische Grauvieh ist vom Aussterben bedroht.

Das schwarze Bergschaf Willi ist ein echter Gigant unter den Schafen und ganz schön frech. Der sanftmütige Bulle Ferdinand - ein rätisches Grauvieh - ist eine echte Seltenheit und ein Kuschelbär. Die bunten Bentheimer Landschweine Erwin und Frieda denken nur ans Fressen, während der ungarische Zackelschaf-Bock Graf Andrassy würdevoll seine Entourage im Arche-Hof von Familie Lück in Dielkirchen im Donnersbergkreis beobachtet. Alle diese Rassen sind vom Aussterben bedroht. Sie teilen sich den Stall des Arche-Hofs aber gerne mit der Diva unter den Zwergzebus Ingrid und dem kleinen flauschigen Lämmlein Wölckchen.

Arche-Hof im Donnersbergkreis ist kein Gnadenhof

Viele glauben, dass ein Arche-Hof wie ein Gnadenhof funktioniert. Das ist allerdings ein Trugschluss. Vielmehr geht es - auch hier am Hofer Hof in Dielkirchen im Donnersbergkreis - darum, alte Tier-Rassen vor dem Aussterben zu bewahren. Familie Lück kümmert sich in ihrer Freizeit um die bedrohten Tier-Rassen.

Thomas und Ulrike Lück mit ihrem Sohn  (Foto: SWR)
Familie Lück züchtet vom Aussterben bedrohte Tiere auf ihrem Arche-Hof in Dielkirchen.

Tiere sind weniger wirtschaftlich als andere Rassen

Um den Hof am Leben zu erhalten, muss Familie Lück neben den alten Nutztier-Rassen auch andere Tiere halten und vermarkten. Denn beispielsweise das Fleisch der Bentheimer Landschweine ist besonders fett. "Das mag nicht jeder", sagt Thomas Lück. Doch es gebe mittlerweile wieder einen Markt für das dunkle Fleisch mit seiner feinen Marmorierung und dem besonderen Geschmack, vor allem in qualitativ hochwertigen Restaurants.

Das Bunte Bentheimer Landschwein im vom Aussterben bedroht.  (Foto: SWR)
Bunte Bentheimer Landschwein-Ferkel trinken Muttermilch auf dem Arche-Hof in Dielkirchen im Donnersbergkreis.

Familie Lück verbringt jede freie Minute auf dem Arche-Hof im Donnersbergkreis

Der Hof in Dielkirchen ist für jeden in der Familie ein schönes, aber oft auch anstrengendes Hobby. Thomas leitet hauptberuflich ein Seniorenheim in seinem Heimatort Marienthal. Seine Frau Ulrike ist Verwaltungsangestellte. In der Lämmerzeit ist sie alle paar Stunden am Stall zum Flasche geben. Auch der 54-Jährige verbringt jede freie Minute auf dem Arche-Hof.

"Es ist viel Arbeit. Man muss mit Herzblut dabei sein und auch ein bisschen bekloppt, um das zu tun. Aber es entspannt mich."

Arche-Hof soll Kindern in Zukunft Landwirtschaft näherbringen

Das Leben mit den Tieren will das Ehepaar Kindern und Jugendlichen in Zukunft regelmäßig näherbringen, damit auch sie die Liebe zu den Tieren entdecken. Denn Familie Lück findet, dass es kaum etwas Besseres gibt, als mit und bei den Tieren abzuschalten und einfach glücklich zu sein. Außerdem wollen sie mit gutem Beispiel voran gehen.

"Unser Motto heißt: weg von der Masse, hin zur Qualität."

Bislang keine staatlichen Förderungen für Arche-Höfe in Rheinland-Pfalz

Der Arche-Hof in Dielkirchen ist der erste seiner Art im Donnersbergkreis. In Rheinland-Pfalz gibt es bislang keine staatliche Förderung, um vom Aussterben bedrohte Tiere zu halten und zu züchten. In anderen Bundesländern wie beispielsweise Bayern sei das bereits der Fall, erklärt Thomas Lück.

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