SWR1: Herr Maas, welche Biomüll-Erfahrungen machen Sie aktuell in Pirmasens?
Michael Maas: Die größten Herausforderungen sind nach wie vor die Kunststoffbeutel, die statt Papier zum Verpacken der Bioabfälle genutzt werden. Die sorgen für viele Umstände bei der Verwertung und Entsorgung der Bioabfälle und führen bei uns zu Problemen.
Die Klassiker sind Katzenstreu, Kleintiermist, Staubsaugerbeutel und Hygieneartikel. Manchmal sieht es so aus, als meinen die Leute es gut, denn das sind biogene Stoffe, die vielleicht rein gehören könnten. Aber sie passen nicht rein, weil sie nicht kompostierbar oder nur mit großem Aufwand verwertbar sind. Ganz schlimm sind vorsätzliche Fehlbefüllungen mit Bauschutt, Metallen oder Kunststoffen – das geht schon in Richtung Vorsatz.
SWR1: Wie erklären Sie sich, dass so viele Dinge in die Biotonne entsorgt werden, die dort gar nicht hingehören?
Maas: Ich glaube, das liegt auch an Desinteresse an dem Thema Abfall oder Reststoffe. Viele interessieren sich nicht dauerhaft dafür. Wenn sie zum Beispiel eine Autobatterie haben und nicht wissen, wohin damit, fehlt die Antwort – dann ist es oft bequem, das einfach irgendwo reinzuwerfen, zum Papier oder Biomüll.
Ich unterstelle aber auch Bequemlichkeit, denn die Informationsvielfalt ist groß, und wer will, kann schnell im Internet herausfinden, wo er Reststoffe richtig entsorgt. Wir unterscheiden zwei Gruppen: Die einen wollen alles richtig machen – die erreichen wir gut mit Aufklärung. Die anderen ist das Thema Reststoffverwertung egal, die füllen die Tonnen vorsätzlich falsch. Da hilft nur noch der Griff zum Bußgeld.
Biomüll ist kein Reststoff, sondern ein Wertstoff. Aus organischen Abfällen können wir Energie erzeugen.
SWR1: Welche Verbrauchergruppen trennen am schlechtesten?
Maas: In Ein- und Zweifamilienhäusern gibt es soziale Kontrolle, da Fehlbefüllungen leichter zuzuordnen sind. In großen Wohnanlagen mit Sammelcontainern ist die Anonymität hoch. Das verleitet manche dazu, Sachen unterzumischen, die nicht in die Biotonne gehören.
SWR1: Was passiert, wenn falsche Stoffe wie Katzenstreu im Biomüll landen?
Maas: Diese Reststoffe gehen in die Verwertung, meistens Kompostierung. Katzenstreu besteht aus mineralischem Material, das sich nicht kompostieren lässt – aus Sand wird eben Sand. Das stört die Prozesse, die sehr empfindlich sind, etwa pH-Werte oder biologische Einflüsse. Das beeinträchtigt die Kompostierung oder auch Vergärungsprozesse, bei denen wir Energie gewinnen wollen, die wir ins Gasnetz einspeisen können.
SWR1: Wie reagieren die Pirmasenser, wenn die Biotonne stehen bleibt?
Maas: Eigentlich sehr gut. Wir haben schon Kampagnen mit einer gelben und roten Karten gemacht – dann wird umsortiert. Viele machen es richtig. Es gibt aber auch einige, die sich nicht an die Regeln halten und dann illegal entsorgen, etwa am Straßenrand, Parkplätzen oder in andere Tonnen. Da müssen wir genau hinschauen.
SWR1: Was ändert sich ab 1. Mai konkret?
Maas: Bei den organischen Abfällen sind maximal drei Prozent Fremdstoffe erlaubt, davon maximal ein Prozent Kunststoff. Wird das überschritten, kann der Entsorger die Tonne ablehnen. Das führt zu Zusatzkosten, die den Verursachern in Rechnung gestellt werden.
SWR1: Pirmasens hat ein neues Müllauto mit Sensoren bestellt. Warum ist das nötig?
Maas: Bisher gab es nur Sichtkontrollen, bei denen Mitarbeiter die Tonnen öffnen und kontrollieren. Das ist sehr zeitintensiv und auf Dauer nicht praktikabel. Mit den neuen Detektionssystemen an den Fahrzeugen können wir schneller und effizienter kontrollieren, was in den Tonnen ist. Wenn der Fremdstoffanteil zu hoch ist, bleibt die Tonne stehen. Das ist einfacher und schneller für uns.
SWR1: Und wie sorgen Sie dafür, dass der Müll nicht im Wald landet?
Maas: Wir klären auch auf: Biomüll ist kein Reststoff, sondern ein Wertstoff. Aus organischen Abfällen können wir Energie erzeugen, die wir zum Heizen oder für Strom nutzen. Es entstehen stoffliche Restprodukte, die wir verwerten können. Dieses Bewusstsein wollen wir stärken, damit die Leute verstehen, dass sie mit der richtigen Trennung auch die Gebühren niedrig halten können.
Herr Maas, vielen Dank für das Gespräch!