Ab dem 1. Juni 2022 können Fahrgäste für neun Euro im Monat Bus und Bahn fahren. Das Ticket kann man in allen Mobilitätszentralen in der Westpfalz, an Fahrkarten-Schaltern der Deutschen Bahn und an den Verkaufsstellen der jeweiligen Verkehrsbetriebe kaufen. Auch digital per App oder über das Internet wird das Monatsticket angeboten. Auch die meisten der regionalen Busunternehmen verkaufen die günstigeren Monats-Fahrscheine in ihren Bussen. Das „9-Euro-Ticket“ gilt vorerst für Juni, Juli und August und ist bundesweit im Nahverkehr der 2. Klasse gültig.
Überwiegend positive Reaktionen aus Kaiserslautern
In Kaiserslautern überwiegt die Zustimmung zum Sonderangebot, viele Menschen standen heute in Warteschlangen, um sich das Angebot zu sichern. Es gibt aber nicht nur positive Stimmen in der Region. Viele Pendler kritisieren die schlechte Anbindung aus ihren Ortschaften an die Städte in der Westpfalz. Ohne guten ÖPNV helfe auch das günstigste Ticket nicht, sagen sie.
9-Euro Ticket noch nicht überall erhältlich
Wir haben den Selbstversuch gemacht und wollten das 9-Euro-Ticket am Hauptbahnhof in Kaiserslautern kaufen. An der Mobilitätszentrale haben schon einige Leute gewartet. Wer also keine halbe Stunde Zeit zum anstellen hat, dem sei der Fahrkartenautomat empfohlen. Dort haben wir in drei Minuten die Karte für die drei Sommermonate Juni, Juli und August erworben. Die Online-Buchung wird noch nicht von allen Anbietern angeboten. Auch in der DB-App oder anderen Apps der Anbieter im ÖPNV haben wir in dem Wust von Ticket-Angeboten ziemlich lange und manchmal auch erfolglos nach dem günstigen 9-Euro-Ticket gesucht.
Bürokratie hoch - Nachfrage auch
Mehrere ÖPNV-Anbieter sprechen von großen Herausforderungen, deutlicher Mehrarbeit bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und hoher Nachfrage nach dem 9-Euro Ticket. Insgesamt seien die Systeme aber alle so programmiert, dass die Kunden auch online über Apps und verschiedene Homepages unkompliziert an das Sonderangebot kommen. Die Stadtwerke Pirmasens Verkehrs GmbH spricht von einer bombastischen Resonanz.
Wir haben bisher 200 Tickets für den Juni, 70 für den Juli und 70 für den August verkauft. (Stand Montagnachmittag 15:02 Uhr) Die Verkaufszahlen steigen im Minutentakt.
Anstieg der Fahrgastzahlen könnte zum Problem werden
Die Stadtwerke Pirmasens beispielsweise befördern an Schultagen (Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten) rund 7.000 Fahrgäste an einem Wochentag. Eine Sprecherin sagte dem SWR, die Bus-Flotte erlaube es nur sehr begrenzt, stark frequentierte Strecken kurzfristig zu verstärken. Insofern müssten sich Fahrgäste im Fall einer deutlichen Überschreitung der Kapazitäten auf Wartezeiten an den Haltestellen einstellen. Das Problem seien aber weniger die Busse, es fehle schlichtweg am Fahrpersonal, das nicht spontan für drei Monate eingestellt werden könne. Zumal Personal am Markt auch nicht verfügbar wäre.
Der Kreis Kusel sieht im 9-Euro-Ticket grundsätzlich eine Chance für die Region, vor allem für den ländlichen Raum. Sollte das Angebot ab dem 1. Juni 2022 von Berufspendlern zu Schulzeiten stark genutzt werden - wovon man im Kreis Kusel zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeht - wären die Busse zu den Schulzeiten einem größeren Andrang aber nicht gewachsen, heißt es vom Kreis. Auch beim Ruftaxi-Angebot könnte es zu Engpässen kommen. Landrat Otto Rubly (CDU) sagt, das Sonderangebot sei eine gute Werbung für das ÖPNV-Angebot. Wünschenswert wären aber flächendeckend und dauerhaft günstige Abo-Preise und einfache Tarife.
Zoo Kaiserslautern hofft auf mehr Besucher
Der Zoo in Kaiserslautern begrüßt das günstige Monatsticket für die Sommermonate. Dort erhofft man sich mehr Besucher, bleibt aber dennoch kritisch: "Wir hier im Zoo rechnen nicht mit einem Ansturm, denn unsere Anbindung an den Nahverkehr ist nicht optimal, am Wochenende erst recht nicht", sagte eine Sprecherin des Zoos. Allerdings würde sich der Zoo natürlich freuen, wenn es dennoch dazu käme. "Bei Bedarf können wir kurzfristig eine zweite Kasse öffnen, um Warteschlangen zu vermeiden."
Rheinland-Pfalz 365-Euro-Ticket in RLP voraussichtlich 2024
Rheinland-Pfalz steigt voraussichtlich im ersten Halbjahr 2024 in das im Koalitionsvertrag verankerte 365-Euro-Ticket für junge Menschen ein.
Am Freitag hatte der Bundesrat dem Gesetzesentwurf zugestimmt. Die Bundesregierung will mit dem 9-Euro-Ticket die hohen Sprit- und Energiepreise abfedern und mehr Menschen zum Umsteigen in den Öffentlichen Nahverkehr bewegen. Die Kosten der Sonder-Aktion liegen bei 2,5 Milliarden Euro.