Collage aus drei Bildern: Kerzen vor der Tankstelle in Idar-Oberstein, in der ein Kassierer erschossen wurden, das Foto einer Frau, die nach der Katastrophenflut mit einem Besen vor einem Haus sauber macht und der Lkw in der versunkenen Straße bei Kordel (Foto: dpa Bildfunk, Collage: SWR)

Meistgeklickt - Der Jahresrückblick

Was die Menschen in Rheinland-Pfalz 2021 bewegt hat

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Die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe haben 2021 die Nachrichten in Rheinland-Pfalz dominiert. Doch immer wieder gab es auch andere Ereignisse, die die Menschen beschäftigt haben.

Das zweite Jahr Corona und eine Jahrhundertkatastrophe - für Rheinland-Pfalz wird auch 2021 nicht in guter Erinnerung bleiben. Welche Artikel haben die Menschen besonders interessiert? Welche Themen haben die Rheinland-Pfälzer darüber hinaus beschäftigt? Ein Überblick besonders häufig geklickter Artikel nach Monaten.

Januar: Corona-Spaziergang und Loch im Dach

Rheinland-Pfalz startete in das neue Jahr 2021 mit einer Pandemie, die das Land fest im Griff hatte: Feuerwerksverbot, Lockdown, Fernunterricht. Für Aufregung sorgte inmitten aller Beschränkungen ein 21-Jähriger, der sich mit einer Corona-Infektion aus einer Wiesbadener Klinik aufmachte, um am Mainzer Hauptbahnhof einkaufen zu gehen.

Einer der meistgeklickten Artikel des Monats hatte jedoch mit Corona gar nichts zu tun. Es ging um einen Mieterstreit in Gerolstein in der Eifel, der am letzten Freitag im Januar eskalierte. Ein Mann riss dort mit einem Bagger ein Loch in das Haus, das er vermietete. Es war danach unbewohnbar. Der Vorfall sorgte im Gerolsteiner Stadtteil Michelbach für eine aufgewühlte Stimmung, so beschrieb es Bürgermeister Uwe Schneider (SPD). Die zentrale Frage: Befand sich der Mieter im Haus, als der Vermieter mit einem Bagger anrückte und die Schaufel ins Dach senkte?

Februar: Auf einmal war die Straße weg

Ein Auto und ein Holztransporter waren im Februar auf einer Straße bei Kordel im Kreis Trier-Saarburg unterwegs, als diese plötzlich unter ihnen mehrere Meter in die Tiefe sackte. Die beiden Fahrer mussten verletzt ins Krankenhaus. Der Lkw wurde in einer komplizierten, mehrstündigen Aktion aus dem Krater geborgen. Und die Menschen im Kordeler Ortsteil Hochmark standen vor einem Problem. Ein zehn Meter langes Loch in der Verbindungsstraße nach Kordel bedeutete für sie, dass sie von der Außenwelt abgeschnitten waren. Die Versorgung musste mit Geländewagen über Waldwege aufrechterhalten werden.

März: Kein Shopping, Shopping, Terminshopping?

Nach Monaten im Lockdown fing der März eigentlich gut an: Zuerst wurde in Rheinland-Pfalz in den meisten Kreisen und Städten das Terminshopping in Geschäften erlaubt. Eine Woche später folgte aufgrund von Inzidenzen unter 50 die reguläre Öffnung der Läden. Die Branche atmete auf. Die Kundschaft zeigte sich zwar noch zurückhaltend, das große Interesse am Artikel zur Öffnung macht aber deutlich: Das Thema beschäftigte die Menschen.

Lange standen die Zeichen allerdings nicht auf Lockerung. Die dritte Welle machte einen Strich durch die Rechnung. In vielen Kreisen und Städten hieß es seit Mitte März wieder: Shopping nur mit Termin. Und wie war das nochmal mit dieser Osterruhe?

April: Urlaubsfeeling in Rekordkälte

Der April war in diesem Jahr mit einer Durchschnittstemperatur von 6,5 Grad in Rheinland-Pfalz so kalt wie seit 1986 nicht mehr. Aufkommende Frühlingsgefühle konnte das trotzdem nicht verhindern: Nach dem langen Corona-Winter wollten die Menschen nur eines: raus. Wo aber hin, wenn Hotels und Campingplätze geschlossen sind? Die Lösung: Erstmal ins Wohnmobil setzen und vor Ort überlegen, wo man unterkommt. Und weil viele so dachten, wurde so mancher kleine Weinort an Mosel und Rhein von den Wohnmobilisten im April nahezu überrannt.

Mai: Das Drama um den Uhunachwuchs

Während der Mai das Ende der dritten Corona-Welle einleitete und die Landesregierung in Mainz mal wieder eines ihrer Stufenmodelle vorstellte - diesmal zwecks Lockerung - ereignete sich weiter nördlich etwas, das nicht nur bei Tierschützern für große Bestürzung sorgte.

In einer Felsnische im Ahrtal konnte jeder, der das wollte, seit März der Uhudame Lotte dabei zusehen, wie sie ihren Nachwuchs ausbrütete. Per Webcam wurden die Vorgänge im Felsen 24 Stunden am Tag ins Netz übertragen - ein Projekt der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen. Ab Mitte April war Lotte dann bei der Aufzucht ihrer zwei Küken zu beobachten, bis sich in der Nacht auf den 18. Mai das Unglück ereignete: Während Lotte auf Jagd war, kletterte ein Waschbär in die Felsnische und fraß beide Küken auf - live im Internet übertragen.

Juni: Fiese rote Punkte

Tiere spielen auch in einem der meistgeklickten Artikel im Juni eine Rolle. Statt Bestürzung lösen diese allerdings rote Pusteln aus. Sie selbst sind ebenfalls rot und winzig klein: In der Region Trier waren die Grasmilben los. In Apotheken führte das zu ausverkauften Salben. Und in der Realschule Konz sorgte das Insekt sogar dafür, dass alle Schüler nach Hause geschickt wurden.

Im Allgemeinen verbesserte sich die Lage an den Schulen im Juni jedoch: Bei landesweiten Inzidenzen, die bis in den einstelligen Bereich sanken, fiel die Maskenpflicht im Unterricht. Und für die Erwachsenen gab es auch Erleichterungen: Feiern und Veranstaltungen konnten wieder in größerem Rahmen stattfinden.

Juli: Die Katastrophenflut

Im Juli 2021 wurde Corona in Rheinland-Pfalz zur Nebensache. Denn in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli suchte ein Hochwasser katastrophalen Ausmaßes Teile des Landes heim.

In den ersten Stunden und Tagen danach war die Lage unübersichtlich. Welche Orte sind betroffen? Wieviele Vermisste und Tote gibt es? Wie groß ist das Ausmaß der Verwüstung? Der Versuch, einen ersten Überblick zu schaffen, spiegelte sich auch in unserer Berichterstattung wieder. Eine Momentaufnahme der Situation, wie sie sich am 17. Juli, zwei Tage nach der Flutnacht, darstellte.

Rheinland-Pfalz

Tote und Vermisste Hochwasserkatastrophe: Überblick über die Lage in Rheinland-Pfalz

Starke Regenfälle haben in Rheinland-Pfalz für Hochwasser und Überschwemmungen gesorgt. Mindestens 90 Menschen starben. Es gibt viele Vermisste. Ganze Orte wurden völlig verwüstet.

Es waren aber auch die persönlichen Schicksale der Menschen, die besonders bewegten. Menschen wie Monika Dewald aus Dernau, die die Hochwassernacht auf dem Dach ihres Hauses aussitzen musste - zusammen mit ihrem Mann, der Tochter, dem Schwiergesohn, dem siebenjährigen Enkelsohn und einem Fremden, der in Dernau gestrandet war. Am nächsten Morgen wurden sie von der Feuerwehr gerettet.

August: Ein Landrat im Visier der Behörden

135 Menschen kamen bei der Flut in Rheinland-Pfalz ums Leben, 134 davon im Ahrtal. Wurden die Menschen zu spät vor der Katastrophe gewarnt? Mit dieser Frage beschäftigte sich seit August neben der Politik auch die Staatsanwaltschaft. Ins Visier geriet unter anderem der damalige Landrat des Kreises Ahrweiler Jürgen Pföhler (CDU). Es geht um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen. Pföhler ließ sich nach der Flut krankschreiben.

Bad Neuenahr-Ahrweiler

Nach Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler Landrat Pföhler nimmt sein Amt nicht mehr wahr

Der in der Flutkatastrophe in die Kritik geratene Landrat im Kreis Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), wird sein Amt nicht mehr ausüben. Das teilte die CDU-Fraktion im Kreis Ahrweiler mit.

September: Weil er keine Maske tragen wollte

Im September beantragte Pföhler seine dauerhafte Dienstunfähigkeit. Und eine weitere Personalie stieß auf Interesse: Im Zuge der Bundestagswahl verlor die damalige CDU-Landesvorsitzende und Bundeslandwirtschaftministerin Julia Klöckner ihr Direktmandat im Wahlkreis Kreuznach.

Rund eine Woche vor der Wahl rückte Rheinland-Pfalz abermals in den Fokus internationaler Berichterstattung: An einer Tankstelle in Idar-Oberstin erschoss ein Kunde den 20-jährigen Kassierer, nachdem dieser ihn aufgefordert hatte, aufgrund der Corona-Bestimmungen eine Maske zu tragen.

Die Tragödie führte zu einer öffentlichen Debatte über die Radikalisierung von Corona-Leugnern. In der Folge wurden zudem mehrere Fälle aus anderen Teilen des Landes bekannt, in denen Menschen beispielsweise in Supermärkten gegenüber anderen Nachahmungstaten androhten.

Oktober: Seniorenheim wird zum Corona-Hotspot

Im Herbst rückte Corona wieder stärker in den Fokus. In einem Seniorenheim in Osthofen im Landkreis Alzey-Worms infizierten sich seit Anfang Oktober nach und nach immer mehr Bewohner und Angestellte mit dem Virus. Auf dem Höhepunkt waren es mehr als 100. Fast alle Betroffenen seien grundimmunisiert, heißt es von der Kreisverwaltung. 13 der Infizierten starben. Wie das Virus ins Heim gelang und sich so schnell verbreiten konnte, bleibt ein Rätsel.

November: Pandemie der Ungeimpften?

Im November ging auf einmal alles ganz schnell: Ab Mitte des Monats schossen die Inzidenzen plötzlich in ungeahnte Höhen - die vierte Welle donnerte heran. Die Intensivstationen füllten sich - in Rheinland-Pfalz zum Glück nicht ganz so stark wie im Osten und in Bayern. Und eine Debatte wurde allgegenwärtig: Wer steckt hier eigentlich wen an? Wer landet in den Krankenhäusern? Handelt es sich um eine Pandemie der Ungeimpften, wie das häufig zum Beispiel aus der Politik zu hören ist? Intensivmediziner in Rheinland-Pfalz sehen das nicht uneingeschränkt so.

Dass die Impfungen grundsätzlich wirken und mehr Ungeimpfte schwere Verläufe haben, darüber herrscht jedoch weitgehend Einigkeit. Die Politik in Rheinland-Pfalz reagierte entsprechend: Sie verhängte Ende November einen Lockdown für Ungeimpfte. "Alle, die sich nicht geimpft haben, müssen mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben", verkündete Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD).

Während die Debatte um Corona wieder Fahrt aufnahm, ging eine andere Geschichte im November zu Ende. Die Salzbachtalbrücke an der A66 bei Wiesbaden fiel der Sprengung anheim. Das marode Bauwerk war im Juni gesperrt worden, nachdem zwei Autofahrer herunterfallende Betonbrocken gemeldet hatten. Die Sperrung führte anfänglich zu Pendlerfrust und einem Verkehrschaos rund um Wiesbaden.

Dezember: Stunt auf der Autobahn

Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Nicht die Salzbachtalbrücke sondern die Schwarzbachtalbrücke war Schauplatz eines spektakulären Unfalls, der sich im Dezember in der Südwestpfalz ereignete. Mitten auf der Brücke der A62 bei Thaleischweiler-Fröschen legte ein Propellerflugzeug nach einem Motorausfall eine Notlandung hin. Ein Sattelzug konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen - es kam zum Crash. Sowohl Pilot als auch Lkw-Fahrer hatten jedoch fähige Schutzengel und wurden nicht, beziehungsweise kaum verletzt.

Und Corona? Happy End aktuell nicht in Sicht. Die Omikron-Variante sorgt zum Jahresende für Verunsicherung. Die Boosterkampagne könnte durch fehlenden Impfstoff verlangsamt werden und die Möglichkeit einer allgemeinen Impfpflicht führt zu Gegenwehr im Netz und auf der Straße. Bleibt zu hoffen, dass wir diese Geschichte im nächsten Jahr ins Archiv verbannen können.

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