Die 31 Corona-Impfzentren in Rheinland-Pfalz haben bereits Termine für mehr als 100.000 Menschen fest gemacht. Los ging es dann am Donnerstagmorgen, unter anderem in der Region Trier, in der Region Kaiserslautern und in Rheinhessen.
Auslastung noch lange nicht erreicht
In den fünf Zentren der Region Trier wurden nach Angaben der Behörden am ersten Tag etwa 570 Menschen geimpft. Landesweit hatten laut Gesundheitsministerium 2.710 Personen einen Impftermin. Weil der Impfstoff für die Corona-Schutzimpfung momentan noch knapp ist, wurden zunächst deutlich weniger Menschen geimpft, als es die Zentren leisten könnten. SWR-Reporter vor Ort berichteten von ihren Eindrücken:

Landesregierung verspricht sich neue Dynamik bei Impfungen
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, "wir gehen jetzt einen starken Schritt nach vorn in der Fläche". Bis Ende Januar sollten in den Zentren rund 100.000 Menschen aus der Gruppe mit dem höchsten Risiko geimpft sein, bis Mitte Februar 120.000 "Das ist ein schöner Tag voller Hoffnung", sagte Dreyer. Dies gelte umso mehr, weil mit dem Lockdown erneut harte Maßnahmen beschlossen worden seien. "Wir müssen noch eine Zeit lang durchhalten."
Auch Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) sprach von einer "neuen Dynamik". Derzeit liegt Rheinland-Pfalz gemessen an den Impfungen pro 1.000 Menschen in der Bevölkerung noch im unteren Drittel der Bundesländer. Dies liege vor allem daran, dass für den bundesweit vereinbarten ersten Schritt der Impfungen von Bewohnern und Mitarbeitern in Pflegeheimen kurz nach Weihnachten noch nicht so viele Einrichtungen bereit gewesen seien.
Die Impfung des medizinischen Personals in den acht koordinierenden Krankenhäusern des Landes solle bis Ende nächster Woche abgeschlossen und die Impfungen dann nach und nach auf die anderen Krankenhäuser im Land ausgeweitet werden, kündigte Bätzing-Lichtenthäler an. "Die breite Impfung der Bevölkerung ist ein Lichtblick und ein Weg zurück in die Normalität."
CDU fordert Koordination durch Staatskanzlei
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Christian Baldauf, sprach sich für eine zentrale Steuerung der Impfkoordination durch die Staatskanzlei aus. "Es steht viel auf dem Spiel. Der Impfstart ist alles andere als gut verlaufen. Die Menschen erwarten zu Recht, dass jetzt mögliche Impfungen schnell und reibungslos durchgeführt werden. Ministerpräsidentin Dreyer muss dies sofort zur Chefsache machen", so Baldauf.
Er kritisierte, das immer noch zu wenige der vorhandenen Impfdosen genutzt würden und dass die Telefon-Hotline sowie die Online-Seite zur Terminvergabe überlastet seien. Baldauf forderte mehr Personal zur Betreuung der Hotline.
Wer wird geimpft?
Geimpft werden nur Menschen aus der priorisierten Gruppe, also Über-80-Jährige und Mitarbeiter von Heimen oder ambulanten Diensten, die häufig mit alten oder pflegebedürftigen Menschen zu tun haben. Auch medizinisches Personal, das ein hohes Ansteckungsrisiko hat, und Mitarbeiter von Impfzentren können sich nun impfen lassen. Jeder Impfwillige muss zudem im Anmeldeverfahren einen bestätigten Termin vereinbart haben.
In Rheinland-Pfalz gibt es 31 Impfzentren mit 36 sogenannten Impfstraßen. Mit diesem Begriff ist der Durchlauf eines Impfkandidaten durch das Zentrum gemeint - von der Erfassung bis zur abschließenden Beobachtung nach dem Impfen. In größeren Zentren ist es also möglich, dass räumlich abgetrennt in zwei Straßen parallel geimpft wird.
Wie läuft eine Impfung ab?
Die Impfinteressenten werden bei ihrer Ankunft zunächst auf etwaige Krankheitssymptome untersucht. Dann wird die Berechtigung des Impfkandidaten überprüft, also ob er auch einen Termin hat. Mit der Vorlage ihres Ausweises müssen die Bürgerinnen und Bürger nachweisen, dass beispielsweise ihr bei der Anmeldung angegebenes Alter korrekt ist. Die anderen Impfberechtigten müssen ihre berufliche Tätigkeit nachweisen, durch die sie zu der priorisierten Gruppe gehören.
Außerdem müssen alle Impfwilligen den ausgefüllten Aufklärungsbogen mitbringen, der ihnen nach der Anmeldung zugeschickt wurde. In einem Gespräch werden die Impfwilligen dann über den Impfvorgang und mögliche Risiken aufgeklärt, bevor der schützende Piks kommt. Die Impfung wird in den Impfpass eingetragen. Nach einer kurzen Beobachtungsphase, ob alles gut vertragen wurde, können die Geimpften das Zentrum verlassen. Es werden zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen gespritzt. Das soll die Wirksamkeit des Impfstoffs erhöhen.
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Auslastung der Zentren hängt von Impfstoffmenge ab
Wann die 36 Impfstraßen in den 31 Zentren des Landes wie geplant 7.200 Menschen pro Tag impfen können, ist laut Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler noch nicht abzusehen. Das hänge vor allem von der Menge des verfügbaren Impfstoffes ab. Derzeit hat Rheinland-Pfalz gut 68.000 Dosen des Serums von Biontech/Pfizer. Bis Mitte Februar sollen es laut Bundesgesundheitsministerium 273.000 sein. Die nächste Lieferung von 34.125 Dosen wird an diesem Freitag erwartet. Diese Menge soll auch am 18./19. und 25./26. Januar sowie am 1./2., 8./9. und 15./16. Februar eintreffen.
Wie kommen die Menschen in die Zentren, wenn sie Hilfe benötigen?
Bettlägerige Menschen oder Personen mit Bewegungseinschränkungen sollen laut Ministerium daheim von ihrem Hausarzt geimpft werden. Dazu sollen sie sich an diesen wenden. Die Hausärzte sollen aber auch über ihren Berufsverband sensibilisiert werden, auf entsprechende Patienten zuzugehen. Mit diesen Impfungen werde gewartet, bis das Präparat des US-Herstellers Moderna verfügbar sei, weil dieses bereits gebrauchsfertig geliefert werde, einfacher in der Handhabung sei und nicht so stark wie das Präparat von Biontech/Pfizer gekühlt werden müsse. Einen genauen Termin dafür gibt es noch nicht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfahl am Mittwoch die bedingte Zulassung des Moderna-Impfstoffs für Personen ab 18 Jahren.
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Bätzing-Lichtenthäler appellierte an Nachbarn und Unterstützungsnetzwerke, alte Menschen ins Impfzentrum zu fahren, die das alleine nicht können. In einigen Regionen hätten sich bereits sogenannte Bürgerbusse dazu bereit erklärt. Wenn dies nicht möglich sei, sollten die Menschen mit ihrer Krankenkasse klären, ob diese eine Kranken- oder Taxifahrt bezahlen.
Kann ich mir den Impfstoff aussuchen?
Nein. Der Impfstoff von Moderna ist in Rheinland-Pfalz zunächst vor allem für die Daheim-Impfung von bettlägerigen Menschen und Personen mit Bewegungseinschränkungen vorgesehen. Außerdem rechnet das Gesundheitsministerium im ersten Quartal 2021 nur mit 90.000 Moderna-Dosen - also Impfstoff für 45.000 Menschen. Zum Vergleich: Von Biontech/Pfizer sind bereits 68.000 Dosen ausgeliefert worden. An diesem Freitag sowie am 18. Januar sollen dann noch einmal gut 34.000 Dosen folgen, und danach wöchentlich zunächst dieselbe Menge.
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