Es ist eine bange Frage für alle, die das Hochwasser getroffen hat: Wie viel wird das kosten? Und: Kann ich das stemmen? Häuser müssen gereinigt und repariert werden, Straßen, Brücken und Schulgebäude. Vielerorts sind Felder, Wiesen, Gemüse- und Obstplantagen überflutet. Was, wenn Öltanks geborsten sind? Noch kann niemand genaue Summen nennen, die jetzt auf die Geschädigten und öffentliche Haushalte zukommen. Die Sorge ist groß.
Haushalte mit geringerem Einkommen überdurchschnittlich betroffen
Einkommensschwache Haushalte sind verhältnismäßig stärker von Hochwasserschäden betroffen. Das hat vor Kurzem eine Studie des Mannheimer Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ergeben. Einkommensschwächere Haushalte haben demnach ein größeres Risiko, finanzielle Schäden durch Extremwetter wie Hochwasser zu erleiden. Sie wohnen zwar kleiner und haben absolut gesehen geringere Schäden. Aber sie müssen prozentual von ihrem Einkommen viel mehr Geld für Reparaturen ausgeben. Dazu kommt, dass sie sich häufiger als andere keine Vorsorge durch Baumaßnahmen oder eine Elementarschadenversicherung leisten können. Im Gespräch mit Michael Wegmer in der Sendung SWR Aktuell Wirtschaft hat der Autor der Studie, Dr. Daniel Osberghaus, die Ergebnisse genauer erklärt.
Welchen Versicherungsschutz brauche ich? Und was muss ich nach einem Schaden beim Melden und Dokumentieren beachten? Informationen dazu haben wir hier im Überblick für Sie zusammengestellt:
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Landwirtschaft befürchtet Schäden in Milliardenhöhe
Felder und Wiesen stehen unter Wasser, Obstbäume und Gemüse mitten im Schlamm. Keller sind vollgelaufen, Traktoren und andere Maschinen beschädigt. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau geht davon aus, dass die Schäden die Milliardengrenze überschreiten.
„Was wir in den letzten drei Jahren an Regen zu wenig hatten, ist dieses Jahr örtlich zur Katastrophe geworden.“

Getreideernte vielerorts unterbrochen
Etwas entspannter stellt sich die Lage in den südlichen Landesteilen von Rheinland-Pfalz dar. Aber auch hier sorgt die Nässe wie anderswo für Sorgenfalten. Die Feuchtigkeit fördert die Ausbreitung von Pilzen im Weinbau und Ackerbau.
Die Getreideernte war vielerorts schon angelaufen und musste abgebrochen werden. Getreide ist teilweise schon erntereif, aber die Halme liegen platt und müssen mindestens fünf Tage trocknen, bevor es weitergehen kann.
Wird Tierfutter knapp?
Tierhalter treibt eine spezielle Sorge um: Viele Wiesen sind so durchnässt, dass sie nicht darauf fahren und sie abernten könnten. Das könnte dazu führen, dass das Futter für die Tiere knapp wird. Um diese Situation zumindest etwas zu entspannen, hat das Landwirtschaftsministerium in Mainz jetzt ausnahmsweise auch ökologische Vorrangflächen zur Ernte freigegeben.

Weinberge an der Mosel kaum betroffen
Im Moment weniger problematisch ist dagegen die Situation der Winzer an der Mosel. In den Weinbergen gebe es nur vereinzelte Schäden, heißt es bei Moselwein e.V.. Zum Beispiel seien neu angelegte Weinberge durch die Regenmassen weggespült worden. Darüber hinaus könne der Jahrgang 2021 aber noch ein guter werden, heißt es. Entscheidend dafür sei nun ein schöner Spätsommer.
Helfer kämpfen gegen auslaufendes Öl
Welche Umweltschäden das Hochwasser angerichtet hat, ist noch nicht absehbar. Eine Sorge sind Öltanks. Sie müssen zwar mittlerweile gegen Hochwasser gesichert sein, aber wenn ein Haus eingestürzt ist, hält auch nichts mehr den Heizöltank. Außerdem stehen Tankstellen, Autos und Laster unter Wasser. Bisherige Hochwassererfahrungen zeigen, dass Ölschäden zwar großflächig, aber insgesamt eher gering ausfallen. Helfer arbeiten dagegen mit Ölabscheidern an.
Keimbelastung durch Schäden an Kläranlagen
Kläranlagen laufen über oder werden ganz geflutet. Das kann zu einer Belastung auch des Trinkwassers durch Keime führen. Dieses Risiko ist kalkulierbar und bekannt, Überläufe sind bei Kläranlagen für Fälle von Starkregen vorgesehen. Schwieriger ist das, wenn wie bei Köln die Kläranlage eines Chemieparks übergelaufen ist. Aber auch da hat das THW keine akuten Belastungen festgestellt.
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Chemikalien bereiten Sorgen
Industrieanlagen, Düngervorräte oder Chemielager sind bei Hochwassern allgemein problematisch. Vieles von dem, was das Wasser mitnimmt, gelangt verdünnt ins Meer. Anderes bleibt aber auch in den Schlämmen zurück, die vor Ort oder weiter unten am Fluss bleiben. Diese müssen untersucht und im Zweifel als Sondermüll verbrannt werden.

Verunreinigter Schlamm belastet Landwirtschaft
Der Schlamm auf den Äckern ist für die Bauern ein großes Problem. Denn zum Einen verdichtet er den Boden extrem - der Schlamm ist getrocknet hart wie Beton. Zum Anderen stellt er ein Altlasten-Risiko dar.
Als Umweltfolge des Hochwassers kann man es auch sehen, dass das Wasser etwa an der Ahr die ohnehin dünne Bodenauflage an vielen Hängen mitgenommen hat. Das ist kaum rückgängig zu machen.
Massen von Sperrmüll
Am Ende bleibt neben dem Schlamm auch viel Sperrmüll zurück. Beim Elbehochwasser 2013 mussten in einem einzigen Landkreis 200.000 Tonnen Sperrmüll abgefahren werden. Das meiste in die Müllverbrennungsanlagen.
Die Folgen der aktuellen Hochwasserkatastrophe zeigen sich nun schrittweise und werden erst langsam zusammengeführt und beziffert werden können. Berücksichtigt werden muss auch: Viele Daten zu Umweltfolgen von Hochwassern stammen von den großen Fluss-Hochwassern an Elbe, Donau oder Rhein. Dort ist die Situation anders als bei den relativ lokalen, kurzen, aber extremen Ereignissen an Bächen und kleinen Flüssen, die jetzt aufgetreten sind.