Junge Weinreben stehen in einem Weinberg im Sonnenschein auf trockenem Boden. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Karl-Josef Hildenbrand)

Feuchter September hilft nur kurzfristig

Immer weniger Grundwasser in den Böden von Rheinland-Pfalz

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Nadine Gode

In Rheinland-Pfalz sind die Böden nach dem regnerischen September wieder feuchter. Das kann sich positiv auf die Grundwasserbildung auswirken. Aber nicht auf lange Sicht.

Im September hat es in Rheinland-Pfalz mehr als doppelt so viel geregnet wie üblich. Damit war es laut dem Deutschen Wetterdienst das zweitnasseste Bundesland. "Diese vermehrten Regenfälle können jetzt tatsächlich zu mehr Grundwasserbildung führen", erklärt das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU). Denn durch den anhaltenden Regen haben große Teile des Bodens so viel Wasser aufgenommen, dass sie nun gesättigt sind. "Jeder Tropfen, der jetzt obendrauf tropft und nicht verdunstet oder oberflächlich abfließt, tropft dann auch unten in das Grundwasser", führt das LfU weiter aus. Damit fange die Phase der Grundwasserbildung genau jetzt an.

RLP braucht mehr Regen, um Trockenheit auszugleichen

Wie viel Grundwasser sich bildet, sei noch nicht absehbar. Das lasse sich erst im Frühjahr konkret feststellen, wenn das Maximum erreicht ist. Um das langfristig unterdurchschnittliche Niveau auszugleichen, werde es laut LfU aber nicht reichen: "Wir bräuchten schon mehrere nasse Winter, um die vielen trockenen Sommer wieder auszugleichen."

In Rheinland-Pfalz sind die Böden nach dem regnerischen September wieder feuchter. Das kann sich positiv auf die Grundwasserbildung auswirken. Aber nicht auf lange Sicht. (Foto: SWR)

Grundwasser bildet sich nicht mehr so schnell neu

Prinzipiell bildet sich Grundwasser dann, wenn es kein Pflanzenwachstum gibt. Diese Zeit beginnt, wenn die Blätter der Stieleiche fallen und endet mit der Haselnussblüte. Durch die globale Erwärmung hat sich diese Phase bereits um dreieinhalb Wochen verkürzt und damit auch die Zeit für die Grundwasserneubildung. In Rheinland-Pfalz ist die jeweils neu gebildete Grundwassermenge in den vergangenen 20 Jahren um 25 Prozent zurückgegangen. Von 1,6 Milliarden Kubikmeter auf heute nur noch 1,2 Milliarden pro Jahr.

Wasserverlust entspricht Füllmenge des Bodensees

Für ganz Deutschland haben Daten der Grace-Satelliten ergeben, dass die Böden der Bundesrepublik in den vergangenen 20 Jahren bereits 2,5 Gigatonnen Wasser verloren haben. Das entspricht etwa der Füllmenge des Bodensees. Damit gehört Deutschland zu den Regionen, die weltweit den höchsten Wasserverlust haben.

Keine Probleme mit der Wasserversorgung in RLP

Übersteigt der Verbrauch des Grundwassers dann die Neubildung, sinken die Grundwasserspiegel weiter. Aktuell gibt es in Rheinland-Pfalz laut LfU trotzdem noch keine Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung. Wenn einzelne Gemeinden ihre Bürger in diesem trockenen Sommer zum Sparen aufgefordert haben, dann, weil die Brunnen und Leitungen dem enormen Bedarf für Rasenbewässerung und Pools zu Spitzenzeiten nicht mehr gerecht werden konnten.

Starkregen und Trockenheit werden zunehmen

"Die Rechnung ist einfach: Grundwasserbildung ist Niederschlag minus Verdunstung und dem, was abfließt", ordnet das LfU ein. Steigende Temperaturen und zunehmender Starkregen wirken der Bildung von neuem Grundwasser entgegen, denn die Böden können so weniger Wasser aufnehmen. Eine Entwicklung, die sich laut der Klimaprognosen des Umweltbundesamtes in den kommenden Jahren noch verstärken wird und zu mehr Wasserknappheit führen könne. In anderen Regionen der Welt – von Kalifornien bis Indien – läuft dieser Prozess seit Jahrzehnten und es hat keine Verhaltensveränderung gegeben. Die Folge ist, dass dann der Grundwasserspiegel tatsächlich um mehr als 100 Meter gesunken ist. 

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