Er habe Landrat Pföhler (CDU) am 14. Juli nur zwei Mal kurz in der Technischen Einsatzzentrale (TEL) gesehen, schilderte etwa der frühere Kreisbrandinspekteur Udo Schumacher. Einmal bei einem Fototermin von Pföhler mit Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) gegen 19.30 Uhr. Davor sei der Landrat einmal durch den Raum gegangen und habe kurz mit dem Leiter der Einsatzzentrale gesprochen.
Mitglieder der Einsatzleitung: Kein Kontakt zu Pföhler
"Ich habe keinerlei Kontakt zum Landrat gehabt", sagte Schumacher, der nach eigenen Angaben vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen im Einsatz war. Ihm sei auch nicht bekannt, dass andere TEL-Mitglieder Kontakt zu Pföhler gehabt hätten. Fast ein Jahr nach der Flutkatastrophe ist auch anderen Mitgliedern der Einsatzleitung nur der besagte Fototermin von Pföhler in der TEL in Erinnerung geblieben.
Feuerwehrmann Kai Bandt etwa sagte im Untersuchungsausschuss des Landtags, er habe nicht mitbekommen, dass der Landrat dort sonst involviert gewesen sei. Die Einsatzleitung habe der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Ahrweiler, Michael Zimmermann, geführt. Er selbst habe nicht mit Pföhler gesprochen, so Bandt.
Thomas Vollmer berichtete, in der TEL neben Einsatzleiter Zimmermann gesessen zu haben. Da habe er mitbekommen, dass Zimmermann mehrmals erfolglos versucht habe, Landrat Pföhler telefonisch zu erreichen.
"Von einem Landrat erwarte ich, dass er die Einsatzleitung unterstützt"
Udo Schumacher zeigte sich enttäuscht. Von einem Landrat erwarte er, dass er sich ein Bild mache und dann seine Kontakte für Aktivitäten einschalte, um die Einsatzleitung zu unterstützen, so der langjährige Feuerwehrmann. Schumacher war zur Zeit des Hochwassers 2016 Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises und damals Einsatzleiter. Pföhler habe sich damals komplett rausgehalten und die TEL auch nicht unterstützt, sagte Schumacher.
"Einsatzleitung war in der Flutnacht überfordert"
Die TEL war während der Sturzflut nach Schumachers Worten zwar professionell aufgestellt, aber überfordert. Für ihn sei über den Kreis Ahrweiler "ein Tsunami gezogen", sagte der erfahrene Katastrophenschützer. Dass die Situation in der Nacht so eskaliere, habe man in der Einsatzzentrale überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt, so Schumacher in seiner Zeugenaussage. Dennoch habe man, mit den Mitteln die man hatte, alles daran gesetzt, die Lage zu bewältigen. So habe man sich "die Finger wund gewählt", um an Hubschrauber zu kommen, sagte Schumacher.
Untersuchungsausschuss wirft Zeugen Absprachen vor
Die Darstellungen der sechs Zeugen waren für die Mitglieder des Untersuchungsausschusses allerdings nicht in allen Punkten überzeugend. Der Vorsitzende Martin Haller (SPD) sagte: "Der Ausschuss ist einstimmig zu dem Eindruck gekommen, dass heute über bestimmte Aspekte nicht wahrheitsgemäß ausgesagt wurde." Es sei auch der Eindruck entstanden, die Zeugen hätten sich möglicherweise abgesprochen.
Katastrophenschutzinspekteur des Kreises verweigert Aussage
Zu Beginn der Ausschusssitzung hatte der aktuelle Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises, Michael Zimmermann, die Aussage verweigert. Er machte von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn und den früheren Landrat Pföhler wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen.
Zur Begründung hieß es, die Fragen würden im Kern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn betreffen. Zimmermann hatte nach Angaben der Kreisverwaltung Ahrweiler in der Flutnacht Mitte Juli vergangenen Jahres die Leitung der Einsatzzentrale inne.
Flut-U-Ausschuss mit Ortstermin im Ahrtal Einsatzleitung in Ahrweiler: Begrenzter Handyempfang in Flutnacht
Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses zur Flutkatastrophe haben heute die damalige Einsatzzentrale des Kreises Ahrweiler besichtigt. Dabei ging es um die Kommunikation und die Ausstattung dort während der Flut.
Ausschuss-Mitglieder haben TEL in Ahrweiler besichtigt
Vor drei Wochen waren die Mitglieder des Landtags-Untersuchungsausschusses nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gereist, um sich vor Ort ein Bild von der Technischen Einsatzleitung zu machen. Es ging darum, zu sehen, unter welchen räumlichen und technischen Voraussetzungen die TEL während der Flutkatastrophe gearbeitet hat. Dabei wurde deutlich, dass etwa der Handyempfang in der Einsatzzentrale damals eingeschränkt war. Sie befand sich in einem Kellerraum der Kreisverwaltung.
Kreis Ahrweiler löste erst spät Katastrophenalarm aus
Von der Technischen Einsatzleitung in der Kreisverwaltung wurden während der Flutkatastrophe im vergangenen Juli zahlreiche Rettungseinsätze gesteuert. Katastrophenalarm löste der Kreis Ahrweiler damals allerdings erst kurz nach 23 Uhr aus, etliche Stunden, nachdem es bereits Pegelprognosen gegeben hatte, die auf ein extremes Hochwasserereignis hinwiesen.
Ex-Bürgermeisterin Weigand im U-Ausschuss Flutkatastrophe: Altenahr bat frühzeitig um Katastrophenalarm
Im Untersuchungsausschuss des Landtags hat die frühere Bürgermeisterin von Altenahr, Cornelia Weigand (parteilos), berichtet, wie sie die Flutkatastrophe im vergangenen Juli erlebt hat.
Anwohnerinnen und Anwohner der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig und Bad-Bodendorf, die 50 Meter rechts und links der Ahr wohnten, sollten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, hieß es in der Warnmeldung. Wegen der starken Überschwemmungen reichte der Aufruf bei weitem nicht aus. Auch in anderen Orten im Kreisgebiet gab es große Überschwemmungen.
Einsatzkräfte als Zeugen im Flut-Untersuchungsausschuss "Kein abgestimmer Hochwasser-Alarmplan im Ahrtal"
Im Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe ist deutlich geworden, dass es in betroffenen Landkreisen Defizite bei Alarm- und Einsatzplänen gibt. Das gilt auch für den Kreis Ahrweiler, der besonders stark von der Flut im vergangenen Juli betroffen war.
Laut Lewentz machte die Einsatzleitung einen kompetenten Eindruck
Im vergangenen April hatte Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) als Zeuge im Untersuchungsausschuss von seinem Besuch am Flutabend in der TEL in Bad Neuenahr-Ahrweiler berichtet. Er sagte, er habe damals "den Eindruck gehabt, dass man wirklich sehr kompetent und konzentriert arbeitet". Er sei zunächst von einem schweren, aber beherrschbaren Hochwasser ausgegangen, so Lewentz.
Der Blog zur Lage nach der Flutkatastrophe RLP setzt sich bei Umweltministerkonferenz für mehr Hochwasserschutz ein
In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
Der Untersuchungsausschuss soll klären, welche Versäumnisse es bei der Flutkatastrophe Mitte Juli gab und wer dafür verantwortlich ist. Die Flut hatte in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 für verheerende Zerstörungen gesorgt, 135 Menschen starben alleine in Rheinland-Pfalz. Das Land erhöht die Zahl der Todesopfer im Juni 2022 auf 136.