- Was empfiehlt die Ständige Impfkommission?
- Was gilt für Kinder, die bereits Corona hatten?
- Wer impft?
- Wie komme ich an einen Impftermin für meine Kinder?
- Wie groß ist das Interesse in Rheinland-Pfalz?
- Welcher Impfstoff wird verabreicht?
- Wie sicher ist der Impfstoff?
- Welche Nebenwirkungen könnten auftreten?
- Sollten Kinder auch eine Booster-Impfung bekommen?
- Wie sind die Erfahrungen aus anderen Ländern?
- Wie wichtig sind Kinder-Impfungen für die Eindämmung der Pandemie?
- Was ist mit Kindern unter 5 Jahren?
Das Covid-19-Risiko von Kindern gilt als eher gering. Zwar können auch sie sich infizieren, doch sind schwere Erkrankungen nach Einschätzung von Kinderärzten die Ausnahme. Kinder ab zwölf Jahren durften bereits gegen Corona geimpft werden, in der nächsten Woche soll auch die Altersklasse zwischen fünf und elf Jahren an die Reihe kommen.
Was empfiehlt die Ständige Impfkommission?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Corona-Impfung Kindern von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen. Dazu zählen zum Beispiel starkes Übergewicht, bestimmte chronische Lungenerkrankungen und schweres Asthma bronchiale, Tumorerkrankungen und das Down-Syndrom.
Zusätzlich wird die Impfung Kindern empfohlen, in deren Umfeld sich Kontaktpersonen mit hohem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, die selbst nicht oder nur unzureichend durch eine Impfung geschützt werden können.
Aber auch gesunde Kinder sollen auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden können. Grundsätzlich ist es nach Angaben des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte möglich, dass Eltern ihre Kinder impfen lassen, wenn sie dies wollen, und der Kinderarzt oder die Kinderärztin nach einem Aufklärungsgespräch dem Impfen zustimmt.
Es handelt sich noch nicht um eine finale STIKO-Empfehlung, es läuft nun noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern. Änderungen seien noch möglich, erklärte das Gremium.
Was gilt für Kinder, die bereits Corona hatten?
Von Covid-19 genesene Kinder mit einer der von der STIKO genannten Vorerkrankungen sollen eine Impfstoffdosis etwa sechs Monate nach ihrer Infektion erhalten. Liegen bei Kindern keine Vorerkrankungen vor, sei vorerst nach Genesung von Sars-CoV-2 keine Impfung angezeigt, hieß es.
Wann soll es losgehen und um wie viele Kinder geht es?
Geimpft werden soll offiziell ab Donnerstag, 16. Dezember. Einige Kinderärzte in Rheinland-Pfalz haben aber bereits damit begonnen, Kinder gegen Corona zu impfen. Ursprünglich war der 20. Dezember als bundesweiter Ausliefertermin für die ersten Vakzine vorgesehen. Doch der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech und sein US-Partner Pfizer gaben Ende November bekannt, dass sie eine Woche früher als geplant ihren Corona-Impfstoff für Kinder in der EU ausliefern wollen.
Gleichzeitig plant das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium spezielle Familienimpftage in den Impfzentren des Landes. Die sollen vom 22. Dezember an angeboten werden. In der Altersgruppe zwischen fünf und elf Jahren leben in Rheinland-Pfalz rund 250.000 Kinder.
Wer impft?
Erste Anlaufstelle bei der Schutzimpfung sollen nach Ansicht des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums die Kinderärztinnen und Kinderärzte im Land sein. Kinder von fünf bis elf können den schützenden Pieks aber auch in einem der neun Impfzentren des Landes erhalten. Die Impfungen sollen ausschließlich an speziellen Sonderimpftagen der einzelnen Impfzentren stattfinden. Außerdem soll es vom 22. Dezember an auch Familienimpftage in den Impfzentren geben.
Eltern mit einem hohen Beratungsbedarf sollten sich an Kinder- und Jugendärzte wenden. Doch in einem Großteil der Fälle seien sie und ihre Kinder in einem der Impfzentren genauso gut aufgehoben, erklärte der Landesvorsitzende des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Lothar Maurer. Zumal an den Impftagen für Fünf- bis Elfjährige in den Zentren meist auch Kinderärzte dabei sein würden.
Wie komme ich an einen Impftermin für meine Kinder?
Anmeldungen bei den Kinderärzten in Rheinland-Pfalz laufen direkt über die Praxen.
Für eine Impfung in einem Impfzentrum können Eltern ihre Kinder von fünf bis elf seit 1. Dezember online auf dem Impfportal des Landes sowie über die Hotline 0800 / 57 58 100 für eine Impfung registrieren lassen. Die Impfung erhalten sie dann an speziellen Sonderimpftagen in einem der neun Impfzentren des Landes. Nähere Einzelheiten erfahren Eltern bei der Registrierung.
Wie groß ist das Interesse an Kinder-Impfungen in Rheinland-Pfalz?
In Rheinland-Pfalz ist offenbar das Interesse von Eltern groß, ihre Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona impfen zu lassen. Der Vorsitzende des Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Lothar Maurer, sagte, in vielen Praxen liefen die Telefone bereits heiß. Viele Termine könnten aber noch nicht vergeben werden, da noch nicht feststehe, wie viel Impfstoff tatsächlich in den Praxen ankomme.
Auch bei den Impfzentren ist das Interesse groß: In der ersten Woche nach Freischaltung der Impftermin-Registrierung verzeichnete das Gesundheitsministerium bereits 20.000 angemeldete Kinder. Laut Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) sollen alle dieses Jahr noch ihren Termin für einen besonderen Familienimpftag bekommen, die vom 22. Dezember an angeboten werden sollen.
Eltern, die mit ihren Kindern zu einem solchen Familienimpftag kommen, soll dort zusätzlich eine Auffrischungsimpfung angeboten werden - sofern die zweite Impfung mehr als fünf Monate zurückliegt. Eine zusätzliche Anmeldung dazu soll nicht notwendig sein.
Welcher Impfstoff wird verabreicht?
Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen BioNTech/Pfizer-Impfstoff verwendet. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut STIKO zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden.
Wenn Ärzte bisher schon kleinere Kinder impften, verringerten sie in der Regel selbst die Dosis des ab zwölf Jahren zugelassenen Impfstoffs - dies fällt unter den sogenannten Off-Label-Use. Die STIKO-Empfehlung bezieht sich hingegen nur auf den speziellen Kinder-Impfstoff.
Wie sicher ist der Impfstoff für Kinder?
Eine im "New England Journal of Medicine" veröffentlichte Evaluation beurteilt die Studie zum Kinder-Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Die Autoren sahen "ein günstiges Sicherheitsprofil", es seien "keine schweren impfbedingten Nebenwirkungen beobachtet worden". Die Impfung sei sicher und effektiv, lautet das Fazit.
Allerdings wurden bei der Zulassungsstudie nur rund 1.500 Kinder mit dem Vakzin geimpft. Damit ist die Datengrundlage nach Angaben der STIKO noch sehr gering. "Es gibt zwar keinen direkten Hinweis auf ein Risiko der Impfung in dieser Altersgruppe, aber es gibt eben auch keine ausreichend sichere Datenbasis, um die Sicherheit abschließend zu bewerten", erklärte STIKO-Chef Thomas Mertens.
Bei Kindern gilt die Sicherheit der Impfung als besonders wichtig, da sie im Unterschied zu Erwachsenen viel weniger schwer an Covid-19 erkranken. Die Nutzen-Risiko-Abwägung ist also eine andere als bei Erwachsenen. Die Impfung sollte nicht gefährlicher für Kinder sein, als die Erkrankung selbst.
Welche Nebenwirkungen könnten bei Kindern auftreten?
Bei der Zulassungsstudie sind keine anderen Nebenwirkungen aufgetreten als bei den Erwachsenen. Beobachtet wurden beispielsweise Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit oder Kopfschmerzen.
Aber auch hier gilt: Die Studie war mit 1.518 geimpften Kindern in der entsprechenden Altersgruppe vergleichsweise klein. Sehr seltene Nebenwirkungen sind in einer so kleinen Gruppe nicht zu erkennen, sagt STIKO-Mitglied Fred Zepp aus Mainz, etwa Herzmuskelentzündungen: "Je jünger die Impflinge geworden sind, bis zum Alter von 12 Jahren, sind sie etwas häufiger aufgetreten. Wir wissen noch nicht, wie häufig das in der Altersgruppe von fünf bis elf Jahren geschehen wird." Das wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen, wenn es mehr wissenschaftliche Auswertungen, auch aus dem Ausland, geben wird.
Sollten Kinder auch eine Booster-Impfung bekommen?
In der STIKO-Empfehlung ist bisher von zwei Impfdosen im Abstand von drei bis sechs Wochen die Rede. Eine Auffrischungsimpfung wird aktuell noch nicht empfohlen. Das könnte sich aber auch noch ändern, wenn mehr Daten zur Kinder-Impfung vorliegen.
Wie riskant ist eine Corona-Infektion für Kinder?
Generell erkranken Kinder nur sehr selten schwer an Covid-19. "Bei sehr wenigen Kindern - weniger als 1 von 10.000 Infizierten in dieser Altersgruppe - wird eine Krankenhausbehandlung nötig. Und selbst bei ihnen ist der Verlauf günstig", erklärte STIKO-Chef Thomas Mertens. Meist verliefen Infektionen bei Kindern ohne oder nur mit sehr milden Krankheitsanzeichen.
Darüberhinaus könnten mögliche Langzeit- oder Spätfolgen auftreten, zum Beispiel Long Covid oder PIMS (Pädiatrisches Inflammatorisches Multisystemisches Syndrom). Letzteres ist ein Entzündungssyndrom, das bei Kindern einige Wochen nach der Corona-Infektion auftreten kann. Es gilt zwar als gut behandelbar, die kleinen Patienten müssen jedoch ins Krankenhaus. Unter Long Covid werden verschiedene Symptome wie zum Beispiel langanhaltende Müdigkeit gefasst.
Die STIKO hat sich auch mit diesen Themen beschäftigt. Mertens sagte, etwa drei von 10.000 infizierten Kindern hätten PIMS entwickelt. "Aber auch da hat es keine Todesfälle gegeben und die Kinder konnten erfolgreich behandelt werden." Long Covid sei bei diesen Kindern "wissenschaftlich gesehen immer noch sehr unklar". Es gebe kaum wirklich zuverlässige Studien, die eine Unterscheidung erlaubten, ob Symptome durch pandemiebedingte Einschränkungen oder die Infektion hervorgerufen wurden. "Bisherige Studien mit Kontrollgruppen zeigen keinen sicheren spezifischen Effekt der Infektion", sagte Mertens.
Wie sind die Erfahrungen aus anderen Ländern?
Die meisten Covid-19-Impfungen in der Altersgruppe gab es in den vergangenen Wochen in den USA: Dort haben nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC bisher rund fünf Millionen Kinder zwischen fünf und elf Jahren mindestens eine Impfung erhalten. Auch Kanada und Israel haben Zehntausende Kinder zumindest erstgeimpft. Über ernsthafte Nebenwirkungen ist bisher nichts bekannt geworden.
Die Daten aus den USA sind Mertens zufolge noch nicht sicher. Den meisten Kindern fehle noch die zweite Impfung. "Wir haben von Kollegen aus den USA mündlich berichtet bekommen, dass es dort sehr wenige, gut verlaufene Fälle von Herzmuskelentzündungen nach Impfungen auch bei Fünf- bis Elfjährigen gegeben hat." Aber über die Häufigkeit und Bedeutung könne man im Moment nichts sagen.
Wie wichtig sind Kinder-Impfungen für die Eindämmung der Pandemie?
Die Impfungen von Kindern sind eher ein kleines Puzzleteil in der Pandemie-Bekämpfung. Einige Experten betonen, dass fehlende Impfungen bei Erwachsenen, insbesondere ab 60 Jahren, das Hauptproblem in Deutschland seien. Denn diese Gruppen haben ein wesentlich höheres Risiko als kleine Kinder, im Fall einer Infektion eine aufwändige und langwierige Intensivbehandlung zu benötigen.
Auch STIKO-Chef Mertens sagte, aus Modellierungen habe man Hinweise darauf, dass der tatsächliche Effekt des Impfens der jungen Altersgruppe auf den weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens in Deutschland "eher gering" sei.
Einen positiven Effekt hat die Impfung laut SWR-Wissenschaftsredaktion besonders für Kinder mit Vorerkrankungen, um sich zu schützen. Außerdem könne sich durch die Impfungen die Lage an den Schulen entspannen und Infektionsketten in den Familien verhindert werden.
Was ist mit Kindern unter 5 Jahren?
Noch gibt es für sie keinen zugelassenen Impfstoff. Zu den Altersgruppen zwei bis unter fünf Jahren und sechs Monate bis unter zwei Jahren erwarten die Unternehmen BioNTech/Pfizer nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr oder Anfang des ersten Quartals 2022 erste Ergebnisse der laufenden klinischen Studien. In den USA werden Impfungen für Kinder unter fünf Jahren für 2022 erwartet.