Ein Mann erhält seine zweite Cov-19-Impfung von einer Apothekerin. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AAP | Albert Perez)

FAQ: Dritte Impfdosis, Antikörper & Co

Antworten auf offene Fragen rund um die Booster-Impfung

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Christine Sona
Bild von Christine Knoth (Foto: SWR)

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen erreicht Rekordwerte, Booster-Impfungen im großen Stil sollen die vierte Welle brechen. Was bringen sie? Für wen sind sie sinnvoll? Ein Überblick.

Warum brauche ich überhaupt eine Booster-Impfung?

Der Corona-Impfschutz lässt mit der Zeit nach. Wie lange er anhält, hängt von vielen Dingen ab: Welcher Impfstoff verwendet wurde, wie die Immunreaktion ausfällt und wie alt die geimpfte Person ist. Daten aus Großbritannien und Israel zeigen, dass der Impfschutz bei älteren Menschen stärker nachlässt. Eine britische Studie hat außerdem ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit, trotz Impfung zu erkranken, größer wird, je länger die Immunisierung zurückliegt.

In Israel haben Forschende eine Studie vorgelegt, aus der hervorgeht, dass eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 älteren Menschen einen deutlich höheren Schutz vor einer Ansteckung und einem schweren Verlauf bietet. Gerade für Ältere sowie für Menschen aus anderen Risikogruppen sei eine Drittimpfung daher medizinisch sinnvoll, betont der Berliner Infektiologe Leif Erik Sander.

Außerdem hat die EU-Kommission entschieden: Wenn man nicht geboostert ist, gilt das EU-Impfzertifikat nur noch neun Monate lang. Wer nach dieser Frist dann keine Booster-Impfung nachweisen kann, gilt als ungeimpft. Eine Booster-Impfung verlängert also die Gültigkeit des Nachweises.

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Wo bekomme ich die Booster-Impfung?

Die aktuelle Impfkampagne in Rheinland-Pfalz fußt auf vier Säulen: Ärzte, Impfzentren, Krankenhäuser und Impfbusse.

Erste Ansprechpartner bleiben Hausärzte und andere Praxen niedergelassener Mediziner. Die Kassenärztliche Vereinigung veröffentlicht eine Liste mit Ärzten, die auch Menschen impfen, die sonst nicht ihre Patienten sind.

Inzwischen sind neun der einst 32 Impfzentren im Land wieder geöffnet. Es handelt sich um die Impfzentren Koblenz, Kaiserslautern, Trier, Ludwigshafen, Neustadt an der Weinstraße, Wörth, Ingelheim, Mainz und Lahnstein. Es werden dort auch Erst- und Zweitimpfungen angeboten.

Anmelden kann man sich über die Hotline des Landes (0800 / 57 58 100; Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und am Wochenende von 9 bis 16 Uhr) oder über die Internetseite Impftermin.rlp.de.

Darüber hinaus gibt es auch Impfzentren, die auf Initiative der Kommunen ohne Unterstützung des Landes wieder öffnen, so zum Beispiel in Kusel und Pirmasens.

An mehreren Krankenhausstandorten werden zusätzlich dezentrale Impfzentren angeboten, die an speziellen Impftagen geöffnet sind. Angestrebt wird eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich impfen zu lassen.

Die Zahl der Impfbusse wurde auf bis zu zwölf erhöht. Sie sollen vor allem in Regionen Halt machen, in denen es keine Impfzentren mehr gibt. Zudem soll es mehr mobile Impfteams geben, die dann etwa in Gemeindezentren Impfungen anbieten.

Wann bekomme ich die Booster-Impfung frühestens?

Die Anmeldung zu einer Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus ist beim Impfportal des Landes Rheinland-Pfalz seit dem 1. Januar drei Monate nach der letzten Spritze möglich.

Auffrischungsimpfungen werden mittlerweile von der Ständigen Impfkommission (STIKO) ab zwöfl Jahren empfohlen. Die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante hat dazu geführt, dass die STIKO diese Empfehlung auf die Altersgruppe ab zwölf Jahren ausgeweitet hat. Ebenfalls wegen der Omikron-Variante hat die STIKO ihre Empfehlung für den Zeitraum angepasst - und rät seit dem 21. Dezember 2021zu einem Booster bereits mindestens drei Monate nach der Grundimmunisierung. Zuvor lag die Empfehlung bei sechs Monaten Abstand.

Für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren empfiehlt die STIKO seit dem 9. Dezember 2021 eine Impfung, falls Vorerkrankungen vorliegen oder sich im Umfeld der betroffenen Kinder Kontaktpersonen mit hohem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die selbst nicht oder nur unzureichend durch eine Impfung geschützt werden können.

Bei Menschen, die ihre Grundimmunisierung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben, wird ein Booster bereits nach vier Wochen empfohlen.

Welche Impfstoffe werden für die Booster-Impfungen verwendet?

Alle Booster-Impfungen in Rheinland-Pfalz werden bislang mit einem der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (BioNTech oder Moderna) durchgeführt. Dabei spielt es keine Rolle, mit welchem Impfstoff die Grundimmunisierung stattgefunden hat. Der Impfstoff von Moderna wird aber nur für Personen ab 30 Jahre genutzt.

Wie ist das denn eigentlich ist mit dem Mixen von Impfstoffen? Zum Beispiel: erst zweimal BioNTech, dann Booster-Impfung mit Moderna. Muss man sich da Sorgen machen?

"Bedenken sind aus meiner Sicht nicht berechtigt", sagt Bernhard Lenhard, Hausarzt aus Saulheim. Moderna sei ein mRNA-Wirkstoff, der genauso aufgebaut sei wie BioNTech. Es habe die STIKO-Empfehlung gegeben, dass möglichst mit dem gleichen Impfstoff geimpft werden soll - damit habe man jedoch längst aufgehört - schon als diejenigen, die mit AstraZeneca erstgeimpft wurden, die zweite Spritze von BioNTech bekommen haben. "Es scheint sich sogar herauszustellen, dass eine Kreuzimpfung einen noch etwas besseren Impfschutz liefert."

Bei Patienten mit speziellen Vorerkrankungen wie beispielsweise Multiple Sklerose empfiehlt der Hausarzt jedoch denselben Impfstoff zum Auffrischen zu nehmen, sollte er auch beim ersten Mal gut vertragen worden sein.

Sind die Booster-Impfstoffe an die Virusvarianten angepasst worden?

Bisher nicht. Aber alle Impfstoffhersteller haben angekündigt, dass sie aktuell prüfen, wie wirksam ihre Impfstoffe auch gegen die neue Corona-Variante Omikron sind. Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech teilte mit, man arbeite auch an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs - vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. 

Rheinland-Pfalz

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Ist bei der Booster-Impfung mit anderen Impfreaktionen zu rechnen?

"Wir können uns entspannt zurücklehnen, weil wir wissen, was nach dem Boostern auf uns zukommt", sagt der Virologe Martin Stürmer. Die Nebenwirkungen seien in etwa die gleichen wie bei der zweiten Impfung. Es gibt keine Hinweise darauf, dass darüber hinaus unerwünschte Nebenwirkungen vermehrt auftreten können.

Wenn man bei der Booster-Impfung aber mit einem anderen Impfstoff als bei der Grund-Immunisierung geimpft wird, kann es sein, dass auch andere Nebenwirkungen auftreten, da sich die Nebenwirkungsprofile unterscheiden, beispielsweise von BioNTech und Moderna.

Sind Antikörpertests sinnvoll?

Auch wenn Laboruntersuchungen zu Antikörperspiegeln möglich sind: Sie erlauben keine direkte Schlussfolgerung auf die Schutzwirkung beim Menschen. Es gibt bisher keinen definierten Schwellenwert, der aussagen könnte, ob jemand immun oder vor einem schweren Verlauf geschützt ist.

"Es bilden auch nicht alle Geimpften messbare Level an Antikörpern - was aber nicht bedeutet, dass man nicht geschützt ist", sagt Christine Dahlke von der Abteilung Klinische Infektionsimmunologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das liege an den Gedächtniszellen, die in kürzester Zeit nach einer Infektion die Antikörper wieder auf ein ausreichendes Niveau heben würden. 

Ich bin genesen, aber mein Status ist abgelaufen. Laut eines Labors habe ich immer noch hohe Antikörperwerte. Warum sollte ich mich boostern lassen?

Wie bereits in der vorherigen Frage erklärt, gibt es bisher keinen definierten Schwellenwert, der aussagen könnte, ob jemand immun oder vor einem schweren Verlauf geschützt ist. "Es gibt Werte, die sicherlich eher als gut zu bewerten sind", erklärt Hausarzt Bernhard Lenhard aus Saulheim. Das Problem sei, dass man nicht wisse, wie schnell der Wert zurückgeht. "Wir wissen nicht: Bleibt der Wert lange hoch? Oder sinkt er schnell wieder?" Er rät daher definitiv zur Auffrischungsimpfung, auch wenn das Labor einen hohen Antikörperwert bescheinigt.

Kann ich mich trotz Vorerkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck impfen lassen?

Unbedingt, sagt Hausarzt Lenhard. Bluthochdruck ist eine chronische Grunderkrankung. Heißt: Wer Bluthochdruck hat, ist Risikopatient für einen schweren Corona-Verlauf. Daher sollte man sich auf jeden Fall impfen und auch boostern lassen, so Lenhard.

Grundsätzlich sollte im Fall von Vorerkrankungen, aber auch im Fall von akuten Erkrankungen, wie beispielsweise Gürtelrose, individuell mit dem Hausarzt gesprochen werden.

Muss ich nach der Grippe-Impfung mit der Booster-Impfung warten?

Nein. Gemäß Empfehlung der STIKO muss zwischen COVID-19-Impfungen und der Verabreichung des Grippe-Impfstoffs kein Impfabstand mehr eingehalten werden. Die Impfungen könnten simultan verabreicht werden, die Injektionen sollten aber jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen. Voraussetzung sei aber, dass es sich bei der Grippe-Impfung um einen Totimpfstoff handelt, was fast immer der Fall sei.

Ist Sport nach der Impfung erlaubt?

In Sachen Sport heißt es vom Robert Koch-Institut, sportliche Aktivitäten nach Impfungen stellen generell kein Problem dar. Aber besondere Belastungen unmittelbar nach der Impfung seien nicht unbedingt zu empfehlen. Heißt übersetzt: Ein Marathon ist sicher keine so gute Idee, ein bisschen Fahrradfahren aber eher kein Problem.

Sport, Alkohol, Medikamente Was ist nach einer Covid-19 Impfung erlaubt?

Was darf ich nach einer Impfung? Die einen sagen: Alkohol - 14 Tage lang nein und auch keinen Sport. Dann liest man wieder: stimmt alles nicht, kommt drauf an, wie es einem geht. Was stimmt nun?

Wie lange bleiben Coronaviren auf Gegenständen und Oberflächen "kleben"?

Emanuel Goldman, Professor für Mikrobiologie an der Rutgers University in New Jersey, geht nicht davon aus, dass Oberflächen einen wesentlichen Beitrag zum Infektionsgeschehen leisten. In einem Kommentar in der Fachzeitschrift "The Lancet" vom 30. Juli beschreibt er Bedingungen, unter denen eine Ansteckung über eine Oberfläche möglich sein könnte.

Eine infizierte Person niest auf eine Oberfläche, jemand berührt innerhalb von zwei Stunden diese Oberfläche - länger würden Viren laut Goldman unter Realbedingungen nicht überleben - und fasst sich danach ins Gesicht ohne sich davor die Hände zu waschen. Allerdings müsste dann auch noch die Menge der Viren ausreichend sein, um eine Infektion auslösen zu können. Ob das unter Realbedingungen der Fall sein kann, wurde in der australischen Studie ebenfalls nicht untersucht.

Australische Studie Welche Infektionsgefahr geht von Oberflächen aus?

Bis zu 28 Tage lang soll das Coronavirus auf Oberflächen überleben können – deutlich länger als bisher angenommen – so eine australische Studie. Ist das plausibel?

Muss die Impfung auch zukünftig regelmäßig aufgefrischt werden?

Die Anzeichen verdichten sich, dass regelmäßige Auffrischungen nötig sein könnten. Man wisse nicht, wie lange der Booster-Schutz bei der Omikron-Variante anhalte, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Es sei nicht auszuschließen, dass der Impfschutz nicht allzu dauerhaft sei. Eine Empfehlung der STIKO für eine vierte Impfung gibt es aber bislang nicht.

Israel hat bereits damit begonnen, eine zweite Booster-Impfung zu verabreichen. Wer sie erhalten hat, ist somit durch insgesamt vier Dosen geschützt. Die Wirksamkeit der Aktion ist aber unter Experten umstritten.

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