Ein Mann trägt mehrere Packungen Klopapier während der Corona-Pandemie. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Rückblick auf Pandemie in RLP

Wissen Sie noch?! Zehn Kuriositäten aus dem Corona-Alltag

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AUTOR/IN
Jana Klimczak

Die Corona-Pandemie hat sich aus Rheinland-Pfalz nahezu komplett verabschiedet. Heute vor vier Jahren begann der erste Lockdown im Land und für viele damit eine neue Zeitrechnung.

Wissen Sie noch?! Am 26. Februar 2020 wurde der erste Corona-Fall im Land bekannt. Mit steigenden Fallzahlen kamen dann ein paar Wochen später, am 22. März, die ersten Einschränkungen. Heute vor vier Jahren änderte sich der Alltag in rasantem Tempo - und brachte einige kuriose Blüten mit sich. Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen, Klopapier hamstern - diese Szenen kommen uns heute teilweise wie aus einer anderen Zeit vor, sind aber doch erst vier Jahre her:

  1. Von Ausgangssperren und großen Umwegen
  2. Vom "neuen Gold" Toilettenpapier
  3. Von Wortneuschöpfungen und neuen Vokabeln
  4. Von "Happy Birthday" und Händewaschen
  5. Von schwierigen Rechenaufgaben vor Treffen mit Freunden
  6. Von neuen Hobbys und dem Verweilverbot
  7. Vom Schlangestehen an ungewöhnlichen Orten
  8. Vom Zuhause bleiben als politischem Statement
  9. Von Pappaufstellern und Online-Kultur
  10. Vom Masken-Auf-und-Ab in der Bahn

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Von Ausgangssperren und großen Umwegen

Auch ein Relikt vergangener Tage: Nächtliche Ausgangssperren. Zwischen 21 und 5 Uhr durften Rheinland-Pfälzer nur mit "triftigem Grund" draußen unterwegs sein. Verhängt wurde die Ausgangssperre aber nicht etwa landesweit, sondern je nach Höhe der Corona-Zahlen in einzelnen Regionen des Landes. Den Anfang machten im Dezember 2020 unter anderem Ludwigshafen, Speyer, Frankenthal und der Rhein-Pfalz-Kreis.

Vom "neuen Gold" Toilettenpapier

Dass Toilettenpapier in Deutschland mal so wertvoll werden könnte - und der Stoff, mit dem sich die Deutschen während einer weltweiten Pandemie sicher fühlen - hätte vermutlich keiner gedacht. Über Wochen: Immer wieder ausverkauft. Leere Regale in Supermärkten und Drogerien in Rheinland-Pfalz, nur in "haushaltsüblichen Mengen" zu kaufen. Aber: Was heißt das schon?

Ein leeres Regal mit Schild: Pro Haushalt darf nur eine Packung Toilettenpapier gekauft werden. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Tom Weller)
Wegen der Hamsterkäufe war Toilettenpapier auch in Rheinland-Pfalz nicht immer verfügbar.

Teils hielten Mitarbeitende bei den betroffenen Sortimenten "Wache" und gaben die entsprechende Menge direkt in die Hände der verzweifelten Kundinnen und Kunden. Für eine Packung Toilettenpapier musste man schon mal mehrere Geschäfte besuchen, um etwas vom "neuen Gold" ergattern zu können. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen wurden dafür sogar Autos aufgebrochen:

Keine Wertgegenstände im Fahrzeug lassen! - Diesen Tipp sollte man am besten immer & nicht nur in Zeiten von #Corona befolgen. In #Würselen wurde die Scheibe eines Pkw eingeschlagen & mehrere Rollen Klopapier gestohlen. https://t.co/dRUcIWJvVS

Von Wortneuschöpfungen und neuen Vokabeln

Die Corona-Pandemie erweiterte unseren Wortschatz um viele neue Vokabeln. Während die Worte "Hospitalisierungsrate" und "Herdenimmunität" am Anfang nur schwer über die Lippen stolpern wollten, wurden sie schließlich zum Smalltalk-Thema - und die Diskutierenden zu Hobbyvirologen. Inzidenz, Hotspot, R-Wert - Standard-Repertoire. Osterruhe, Wellenbrecher, Bundesnotbremse, Hust- und Nies-Ettikette, Kohortenregelung, 2G, 3G und das Plus - damals gar kein Problem. Aber wer kann heute bitte noch den Unterschied zwischen Lockdown, Shutdown, Brücken-Lockdown und Lockdown-Light erklären?

Von "Happy Birthday" und Händewaschen

Wie wäscht man sich ordentlich die Hände? Richtig, mit Wasser, Seife - und dem Lied "Happy Birthday". Ein oft gegebener Tipp in den Anfängen der Corona-Pandemie. Denn Händewaschen war ein wichtiger Baustein, um der Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken. Und: Richtiges Händewaschen will gelernt sein. Etwa 30 Sekunden sollen Innenseiten und Rücken der Hände, Fingerzwischenräume, Fingernägel und Daumen sorgfältig eingeseift werden. Die Merkhilfe für die richtige Länge, die in der Corona-Pandemie Schule machte: zwei Mal "Happy Birthday" dabei singen. Wie oft das Geburtstagslied wohl heute noch in öffentlichen Toiletten ertönt?

Polizisten laufen in der Nacht Streife und kontrollieren die Einhaltung der Ausgangssperre. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael)
Polizisten laufen in der Nacht Streife und kontrollieren die Einhaltung der Ausgangssperre.

Diese Regelung führte aber auch zu einigen Irritationen an den Grenzen von Kreisen, Städten und Kommunen im Land. Denn: Was gilt "nebenan"? Und: Darf ich eigentlich in der Nacht durch einen anderen Kreis fahren, wenn dort Ausgangssperre herrscht? Unsicherheiten und viele Fragen führten teils zu großen Umwegen auf dem Nachhauseweg.

Von schwierigen Rechenaufgaben vor Treffen mit Freunden

Der "Haushalt" wurde in der Corona-Zeit zur maßgeblichen Größeneinheit für das Treffen von Freunden und Familie. Mal durften sich in Rheinland-Pfalz nur Menschen aus demselben Haushalt in der Öffentlichkeit treffen oder maximal zehn Personen aus zwei Haushalten. Mal war es ein Haushalt mit einer weiteren Person, wie in der Corona-Verordnung im Januar 2021 beschrieben. Kinder unter 14 Jahren nicht mitgerechnet. Das machte Treffen in der Öffentlichkeit mitunter zur schwierigen Rechenaufgabe. Wie viele sind wir, wer ist wie alt, wer wohnt bei wem?

Mit der Verordnung von Januar 2021 ergab sich zudem ein noch größeres Fragezeichen: Alleinlebende konnten zwar ein befreundetes Pärchen oder eine WG besuchen - im Umkehrschluss durfte aber nur ein Teil dieser Haushalte zu ihnen kommen.

Von neuen Hobbys und dem Verweilverbot

Der neue Volkssport: Spazierengehen. Der gemeinsame Gang durch Städte, Parks und Wälder avancierte von einer betulichen Rentner-Beschäftigung zum aufregenden neuen Hobby. 'Willst du mit mir spazierengehen' wurde zu einer häufig gestellten Frage, in einer Zeit, in der Kinos, Theater, Bars oder Geschäfte geschlossen bleiben mussten, die Fußball-Bundesliga ruhte, und auch sonst einfach nichts los war. Das belegten auch diverse Umfragen von Krankenkassen.

Aber auch fürs Spazierengehen gab es Regeln: Verweilen - nicht erlaubt. Etwa in Ludwigshafen durfte man sich im März 2021 nicht einfach aufs Gras - oder behüte - auf Parkbänke setzen. Teils waren die sogar mit Absperrband versehen. Auch auf der Geierlaybrücke im Rhein-Hunsrück-Kreis musste man immer in Bewegung bleiben. Stehen bleiben, um Fotos zu machen - nicht erlaubt.

Vom Schlangestehen an ungewöhnlichen Orten

Geduld, eine wichtige Tugend im Corona-Alltag. Lange Wartezeiten und Schlangestehen kamen in der Pandemie ganz neu in Mode. Im März 2021 etwa öffnete in Rheinland-Pfalz wieder der Einzelhandel. Wie viele Kunden gleichzeitig im Geschäft anwesend sein durften, hing zu diesem Zeitpunkt von der Größe des Ladens ab. Für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche durfte sich zunächst ein Kunde je zehn Quadratmeter aufhalten. Für die anderen hieß es: warten.

Und so bildeten sich - auch bedingt durch die Abstandsregel von 1,5 Metern - lange Schlangen vor Bekleidungsgeschäften oder Büchereien. Vorher undenkbar. Vor Teststationen, Arztpraxen, Apotheken oder Impfzentren: das gleiche Bild.

Menschen warten vor einer Teststation in Kaiserslautern auf ihren Schnelltest (Foto: SWR)
Menschen warten vor einer Teststation in Kaiserslautern.

Vom Zuhause bleiben als politischem Statement

Zuhause bleiben: Das wurde im März 2020 zum vorherrschenden Lebensgefühl und Statement. Politiker, Ärzte, Pflegepersonal: Sie alle machten sich dafür stark.

Unsere Kliniken und Praxen arbeiten auf besonderen Hochtouren. Dafür sagen wir allen DANKE! Wir können sie unterstützen: „Helft uns alle, damit wir allen helfen können – passt auf euch auf und bleibt bitte zu Hause!“ #WirBleibenFürEuchDa #SocialDistancing #WirBleibenZuhause https://t.co/ACLKWOAIEZ

Schnell verbreitete sich der Hashtag #stayathome weltweit bei Social Media, gab es GIFs und Sticker. 'Wir bleiben zu Hause', verkündeten wir voller Stolz. Gleichzeitig prangten von Kindern gemalte Regenbögen mit dieser Aussage an vielen Fenstern, auch in Rheinland-Pfalz. Noch nie war es so einfach für andere einzustehen und quasi die Welt zu retten.

Von Pappaufstellern und Online-Kultur

Kinos, Theater, Museen: in der Pandemie zeitweise geschlossen. Großveranstaltungen im Sport wie Fußballspiele oder Tennisturniere: vor leeren Rängen. Volksfeste, Konzerte: abgesagt. Die Kulturszene lag mit dem ersten Lockdown brach. Viele wurden kreativ und schufen Übergangslösungen: Wer hätte gedacht, dass man mal von der heimischen Couch aus einer Theaterpremiere beiwohnen oder an virtuellen Museumsrundgängen, Konzerten oder Escape Games teilnehmen könnte?

Damit sich Künstler und Sportler auf Rasen oder Bühne nicht allzu einsam dabei fühlten, gab es auch vor Ort eine Übergangslösung: Pappaufsteller mit Fotos der Fans versehen, manchmal gar eine LED-Wand, auf der man sich live einwählen konnte. Auch bei der Fastnachtssitzung "Mainz bleibt Mainz", die 2021 ohne Publikum voraufgezeichnet wurde, füllten Pappausteller kurzum die leeren Plätze auf:

Ein Saal voller Stühle, vor denen lebensechte Pappaufsteller stehen, dazwischen sitzt ein Mann mit übergroßer schwarzer Brille (Foto: SWR, Stefan Schmelzer)
Ein Aktiver sitzt zwischen Pappkameraden, die als Zuschauerinnen und Zuschauer im Mainzer Schloss stehen.

Vom Masken-Auf-und-Ab in der Bahn

Zum 2. Februar 2023 wurde die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen in Rheinland-Pfalz endgültig abgeschafft. Damit fiel eine der am längsten durchgehend geltenden Corona-Regeln. Die brachte aber auf ihre letzten Tage noch eine Kuriosität mit sich. Denn wer mit dem öffentlichen Nahverkehr zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg unterwegs war, musste in der Theorie die Maske im Verkehrsmittel ab und wieder aufsetzen. Denn in Baden-Württemberg war die Maskenpflicht schon am 31. Januar aufgehoben worden.

Aber nicht nur bei der Maskenpflicht, auch sonst unterschieden sich die Corona-Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern in den vergangenen Jahren heftig. Was in Rheinland-Pfalz galt, konnte über die Landesgrenze hinweg schon ganz anders aussehen.

Welche kuriosen Geschichten haben Sie in der Corona-Zeit erlebt? Erzählen Sie uns gerne davon - in den Kommentaren.

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