Blumen zum Muttertag (Foto: IMAGO, Danist / Panthermedia)

Zwischen Tradition und Kommerz

Brauchen wir noch einen Muttertag?

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Martin Heuser
Martin Heuser ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz (Foto: SWR)

Für die Blumenhändler ist er das Geschäft des Jahres: der Muttertag. Doch ist der nicht langsam überholt? Wir haben in Rheinland-Pfalz nachgefragt.

Nahezu überall auf der Welt wird der Muttertag gefeiert. Sehr häufig am zweiten Sonntag im Mai, dem Tag, an dem ihn seine "Erfinderin" Anna Marie Jarvis in den USA eingeführt hatte. Die Briten feiern ihn dagegen am vierten Fastensonntag Ende März und unsere französischen Nachbarn am letzten Sonntag im Mai.

In Russland und vielen osteuropäischen Ländern - ebenso wie in der ehemaligen DDR - gab es ihn gar nicht. Hier wurde stattdessen der Internationale Frauentag am 8. März begangen.

Muttertag - Mutter-Vater-Tag - Elterntag - Ersatzlos streichen?

Immer wieder wird aber in regelmäßigen Abständen der Sinn dieses Tages hinterfragt. "Ich plädiere für die ersatzlose Streichung dieses antiquierten Rituals, das dazu noch völlig kommerzialisiert ist", kritisiert etwa die Vorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter Rheinland-Pfalz, Sonja Orantek. Frauen würden immer noch nicht für ihre ganzjährige unentgeltliche Sorgearbeit gewertschätzt und müssten viele Nachteile bis hin zur Altersarmut dafür in Kauf nehmen.

Viele Frauenrechtlerinnen stören sich an den immer noch von der Werbung zelebrierten alten Rollenbildern, in denen Frauen die Kinder erziehen. "Mutter- und Vatertag - beides passt nicht mehr in unsere Gesellschaft", meint Focus Online-Autorin Johanna Lindner und fordert die Abschaffung. Stattdessen solle lieber ein Elterntag gefeiert werden.

Galerie: Stimmen zum Muttertag

Miriam Welte, Bahnrad-Olympiasiegerin aus Kaiserslautern (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Miriam Welte, Bahnrad-Olympiasiegerin aus Kaiserslautern: "Der Muttertag ist ein schöner Anlass, um der Mama etwas Gutes zu tun. Ich finde selbstgemachte Dinge - wie zum Beispiel einen Kuchen backen oder lecker für die Mama zu Hause kochen - wunderbar, um Danke zu sagen." Bild in Detailansicht öffnen
Christian Baldauf, CDU-Landes- und Fraktionsvorsitziender Rheinland-Pfalz (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Christian Baldauf, CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender Rheinland-Pfalz: "Mütter haben sich diesen Tag mehr als verdient. Sie sind es noch immer, die neben Arbeit und Beruf das Gros der Kinderbetreuung und Hausarbeit leisten. Sie schultern den Familienalltag und haben gerade in den vergangenen Coronajahren Großartiges geleistet. Viel wichtiger als Debatten um die Abschaffung des Muttertages ist deshalb aus meiner Sicht: Wir müssen Familien - Müttern und Vätern - ermöglichen, die Aufgaben gerechter zu verteilen. Das fängt bei flexiblen Arbeitszeitmodellen und Familienzeitkonten im Beruf an. Aber es geht auch darüber hinaus: Es berührt Geschlechterfragen, die wir als Politik nicht lösen können. Für mich steht jedenfalls fest: Kinder sind das Wertvollste, das wir haben. Deshalb danken wir doch einfach Müttern und Vätern!" Bild in Detailansicht öffnen

Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte vom 1. FC Kaiserslautern hält es dagegen mit der traditionellen Variante des Muttertages. Einen Kuchen zu backen oder etwas für die Mutter zu kochen sei "wunderbar, um Danke zu sagen".

Der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen CDU, Christian Baldauf, meint, "wichtiger als Debatten um die Abschaffung des Muttertages ist deshalb aus meiner Sicht: Wir müssen Familien - Müttern und Vätern - ermöglichen, die Aufgaben gerechter zu verteilen".

Was denken Sie über den Muttertag?

Viele Mütter und Väter haben abseits dieser Diskussion längst ihre eigenen Umgang entwickelt: Am Muttertag (oder auch am Vatertag) werden Ausflüge mit den Kindern unternommen oder Familientreffen mit Großeltern und Geschwistern organisiert. Da wird der Muttertag einfach zum Familientag gemacht.

Was denken Sie über den Muttertag? Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung in die Kommentare!

Brauchtum Ist der Muttertag eine Erfindung der Nazis?

Nein. Den Muttertag, den wir heute kennen, hat 1907 eine engagierte Christin in den USA eingeführt: Anna Marie Jarvis – als Gedenktag für ihre eigene verstorbene Mutter. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Trier

Verkaufsoffener Sonntag Offene Geschäfte an Muttertag: Trierer Händlerin findet das unverschämt

In Trier wurden am Muttertag die Geschäfte geöffnet. Manche Händler sprachen von einer "Ohrfeige" für arbeitende Mütter und ließen ihren Laden geschlossen.

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Martin Heuser ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz (Foto: SWR)