Impressionen vom Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen (Foto: SWR)

Aerosole, Hygienekonzepte und Kontrollen

Wie groß ist die Gefahr, sich auf dem Weihnachtsmarkt mit Corona anzustecken?

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Rafaela Rübsamen

Nachdem im vergangenen Jahr die Weihnachtsmärkte aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurden, werden aktuell wieder überall in Rheinland-Pfalz Buden aufgebaut. Doch die Pandemie ist noch nicht vorbei.

Der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln, die Holzbuden, an denen man Christbaumschmuck kaufen kann und die Kinderkarussells - auf all das musste im vergangenen Jahr verzichtet werden. Doch dieses Jahr öffnen in rheinland-pfälzischen Städten wieder die Weihnachtsmärkte - trotz so hoher Inzidenzen wie noch nie während der Corona-Pandemie. Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Institutes, plädiert dafür, dass große Veranstaltungen abgesagt werden, die Städte planen jedoch weiterhin mit den Weihnachtsmärkten.

Doch wie hoch ist die Gefahr, sich mit Corona anzustecken, welche Hygienekonzepte müssen die Betreiber erfüllen und wie werden die Corona-Regeln kontrolliert? Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Gefahr von Ansteckung durch Aerosole
Gefahr vor Ansteckung in Menschenansammlungen
Hygienevorkehrungen der Schausteller
Kontrollen der Kommunen und Ordnungsbehörden

Gefahr von Ansteckung durch Aerosole

Dr. Christof Asbach ist Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF). Er sagt im Gespräch mit SWR Aktuell, dass die Gefahr, sich im Freien durch Aerosole anzustecken, äußerst gering ist, wenn man genügend Abstand zu anderen Menschen einhält. Gerade in den Wintermonaten würde die Luft, die Menschen ausatmen, durch die Kälte relativ schnell nach oben steigen und sich verteilen.

Die Gefahr, die in geschlossenen Räumen durch eine hohe Konzentration von Viren besteht, sei draußen nicht gegeben. Daher sei ein Weihnachtsmarkt auf öffentlichen Plätzen zunächst einmal kein Ort für ein potentielles Superspreader-Event - also eine Situation, in der ein Infizierter viele andere Menschen ansteckt, weil sich die Viren durch die Luft verteilen.

Gefahr durch Ansteckung durch Menschenansammlungen

Eine Gefahr bestehe nur, wenn Menschen sehr eng beieinander stehen, sagt Aerosolforscher Asbach. Denn wenn ein Infizierter ausatmet und ein anderer die virusbelastete Atemluft direkt einatmet, kann es leicht zu einer Ansteckung kommen. Diese Gefahr sieht Asbach vor allem dort, wo viele Menschen zusammenkommen, wie an Ständen oder im Gedränge.

Asbach empfiehlt daher, wann immer 1,5 Meter Abstand nicht möglich sind, eine Maske zu tragen. Auch bei Buden, in die man reingehen kann, und bei möglichen Kneipenbesuchen nach dem Gang auf den Weihnachtsmarkt, ist laut Asbach die Gefahr einer Ansteckung deutlich höher. Daher stehe er der generellen Absage von Weihnachtsmärkten auch ambivalent gegenüber. Das Risiko, dass sich die Menschen stattdessen in geschlossenen Räumen treffen, steige dadurch. Wenn sich die Menschen an die Regel "Abstand und Maske" halten würden, seien sie auf dem Weihnachtsmarkt gut geschützt, so Asbach.

Prof. Ulrich Pöschl vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz rät dagegen eher von einem Besuch ab: "Ich persönlich würde in einer Situation wie jetzt, in der die Ansteckungszahlen sehr massiv hochgehen, es mir gut überlegen, ob ich überhaupt in so eine Menschenmenge reingehe."

Der Experte empfiehlt, bei großen Menschenmengen immer eine Maske zu tragen. Dafür eigneten sich besonders die FFP2- oder sogar die FFP3-Masken. Je hochwertiger die medizinische Maske, desto besser schütze sie auch.

Hygienekonzepte der Standbetreiber

Nicht nur die potentiellen Besucher von Weihnachtsmärkten müssen sich schützen, sondern auch diejenigen, die dort ihre Waren verkaufen und die Attraktionen bereitstellen. Familie Sottile aus Mainz ist auf jedem großen Fest im Land vertreten. Margit Sottile erzählt, dass all ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sie für den Weihnachtsmarkt in Mainz angemeldet hat, geimpft sind. Ihr Sohn Marco ergänzt, dass sie an ihren Ständen schon immer hohe Vorkehrungen für Hygiene hätten. Unter anderem eine extrem leistungsstarke Spülmaschine, um die Tassen zu säubern, und überall Desinfektionsmittel.

Auch seien ihre Mitarbeiter insofern gut geschützt, dass die Abstände zu den Kunden und Kundinnen durch die Theken groß seien. Trotzdem hat Margit Sottile aktuell schlaflose Nächte, aus Sorge davor, wie viele Regeländerungen noch kommen werden. Ihr Sohn sagt, die Verträge seien damals unter der Prämisse geschlossen worden, dass es kaum Regeln geben werde. Nun stünden viele Standbetreiber vor dem Problem, dass ihre Hilfskräfte nicht geimpft seien und sie nicht wüssten, wie sie ihre Buden betreiben sollen, wenn die 2G-Regelung kommen sollte.

Kontrollen der Kommunen und Ordnungsbehörden

Der Ludwigshafener Weihnachtsmarkt hat schon vor einigen Tagen den Auftakt zur Saison gegeben. Aktuell gibt es dort wie auf vielen anderen Weihnachtsmärkten noch keine strengen Corona-Regeln. Nur beim Schlangestehen vor Verkaufsständen muss Abstand gehalten und Maske getragen werden. Florian Bittler, Pressesprecher der Stadt, sagt, dass der kommunale Vollzugsdienst überall in der Stadt kontrolliert und dementsprechend auch auf dem Weihnachtsmarkt. Noch warte man aber auf die neue Corona-Verordnung des Landes um weitere potentielle Anpassungen beim Weihnachtsmarkt anzugehen, sagte Bittler am Donnerstag (17. November).

Bei den Standbetreibern gebe es auch unabhängig von Corona unter anderem Kontrollen durch die Lebensmittelbehörde, weswegen Bittler die Stadt dort gut aufgestellt sieht. Und auch die Ludwigshafener Polizei hat die Corona-Kontrollen aktuell noch nicht ganz oben auf ihrer Agenda. Das sei nur eine Aufgabe von mehreren, die die Beamten vor Ort hätten. Dazu komme, dass zunächst einmal die Kommune zur Durchsetzung der Regelungen zuständig sei, so Thorsten Mischler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Rheinpfalz.

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Rafaela Rübsamen