Childhood-Haus (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Einrichtung für misshandelte Kinder

Landtag soll weiter über Childhood-Haus in RLP beraten

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Der Landtag will weiter darüber beraten, ob in Rheinland-Pfalz ein sogenanntes Childhood-Haus eingerichtet wird, in dem Kinder, die sexuelle Gewalt erlebt haben, bei Strafverfahren betreut werden. Der Familienausschuss soll sich damit befassen.

Die CDU-Fraktion hatte den Antrag für die Einrichtung eines solches Childhood-Hauses im Land eingebracht, wie es sie schon in acht anderen deutschen Städten gibt. Das Parlament entschied einstimmig, sich damit weiter im zuständigen Ausschuss zu befassen.

Was ist ein Childhood-Haus genau?

Ein Childhood-Haus ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben, in einem geschützten Umfeld alle wichtigen Hilfen bekommen. Der Name kommt von der Childhood-Stiftung, die sich für den Schutz von Kindern für Gewalt einsetzt. In den Häusern werden vor allem Kinder und Jugendliche betreut, die als Opfer sexueller Gewalt in Strafverfahren eingebunden sind.

Das bedeutet: In solch einem Haus findet von der ersten Beratung, über die Anzeige bei der Polizei bis hin zu Aussagen in Gerichtsprozessen alles statt. In einem Childhood-Haus können die Befragungen direkt vor Ort und nicht im Gericht stattfinden, etwa per Videovernehmung. Auch Termine mit dem Jugendamt, therapeutische Gespräche oder medizinische Untersuchungen sind dort möglich.

Was fordert die CDU?

Die CDU-Fraktion fordert die Landesregierung auf, ein solches Childhood-Haus in Rheinland-Pfalz zu errichten, um Gewalttaten an Kindern im Sinne der Opfer sensibler strafrechtlich verfolgen zu können. Im Antrag der Fraktion heißt es: Rheinland-Pfalz besitze mit den Kinderschutzdiensten eine gut etablierte Struktur, die Kindern und Jugendlichen enorm helfe.

Der Schwerpunkt der Arbeit dieser Dienste liege aber im Opferschutz, nicht in der Straftäterverfolgung. Um die Arbeit der Kinderschutzdienste im Land noch breiter aufzustellen, sei eine Ergänzung durch Childhood-Häuser der richtige Weg. CDU-Fraktionschef Christian Baldauf sagte: "Ganz wichtig ist ein sensibler Umgang mit Betroffenen, das geht am besten an einer Stelle." Dazu brauche es einen rechtssicheren Rahmen.

Was sagt die Landesregierung?

Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat ihre Absicht bekräftigt, einen Pakt gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu schmieden. Dieser solle unter Einbeziehung von Betroffenen sowie Schulen, Jugendämtern, Polizei und Justiz bestehende Schutzkonzepte in Rheinland-Pfalz stärken, sagte Familienministerin Katharina Binz (Grüne) im Landtag.

"Wir fangen hier nicht bei null an", so Binz. Es werde viel getan für Prävention, Aufklärung und Strafverfolgung. Die Jugendämter seien die ersten und wichtigsten Ansprechpartner bei einer Kindeswohlgefährdung. Als niedrigschwellige Anlaufstellen gebe es an 18 Standorten in Rheinland-Pfalz Kinderschutzdienste, die "schon vieles von dem leisten, was auch ein Childhood-Haus leisten soll".


Wo gibt es solche Häuser bereits?

Deutschlandweit gibt es bereits mehrere Childhood-Häuser, unter anderem in Düsseldorf, Leipzig, Hamburg, Berlin und Heidelberg. Auch in Frankfurt soll noch in diesem Jahr ein Childhood-Haus eröffnen. Es wäre das erste in Hessen. Es soll an der Frankfurter Uniklinik entstehen.

Wie viele Missbrauchsfälle gibt es in RLP?

In Rheinland-Pfalz werden die Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Demnach gab es im vergangenen Jahr 673 Fälle. Nach Angaben des Innenministeriums haben sich die Fallzahlen in den vergangenen zehn Jahren relativ wenig verändert. Der Mittelwert lag demnach bei rund 654 Fällen.

Ganz anders sieht die Entwicklung bei der Verbreitung kinderpornografischer Schriften aus. Hier gab es 2021 einen Anstieg um fast 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2055 Fälle. Das rheinland-pfälzische Innenministerium führt das darauf zurück, dass immer mehr Menschen Smartphones und andere internetfähige Geräte nutzen. Entsprechende Bild- und Videodateien können dann etwa über Social-Media-Plattformen schnell verbreitet werden.

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