Europaweit stehen seit Freitag Autofahrer unter besonderer Beobachtung durch die Polizei. Verkehrspolizisten im In- und Ausland beteiligen sich am sogenannten Blitzermarathon, um Raser zu stellen. Auch in Rheinland-Pfalz hat die Polizei verstärkt mobile Radarfallen im Einsatz. Federführend für die jeweiligen Aktionen sind laut Innenministerium die einzelnen Polizeipräsidien.
Polizei will an Unfallschwerpunkten kontrollieren
Wo genau die Blitzer stehen, wurde vorher nicht verraten. Die Polizei hielt sich zu den Standorten ihrer Radarfallen in Rheinland-Pfalz weitgehend bedeckt. So hieß es im Vorfeld zwar, dass auch Unfallschwerpunkte wie Schulen, Kitas, Altenheime, Autobahnauffahrten und gefährliche Kurven in den Blick genommen würden. Gleichzeitig lege man aber keinen besonderen Fokus auf bestimmte Örtlichkeiten. Geblitzt werden könne im Prinzip überall. Noch bis Sonntag will die Polizei verstärkt kontrollieren.
Mit dem Blitzermarathon will die Polizei auch erreichen, dass die Fahrerinnen und Fahrer ein Gefühl dafür bekommen, dass sie zu schnell unterwegs sind - was offenbar häufig nicht der Fall ist.
Spitzenreiter in Kaiserslautern
In Kaiserslautern zogen die Beamten am Freitagnachmittag eine erste Zwischenbilanz. Demnach seien allein in der Westpfalz bis 14 Uhr mehr als 33.000 Fahrzeuge geprüft worden. Davon seien knapp 1.400 Fahrer zu schnell gewesen. Spitzenreiter war bislang ein Autofahrer, der auf der A6 bei Kaiserslautern-West mit 169 Kilometern pro Stunde geblitzt wurde, wo maximal Tempo 100 erlaubt gewesen wären. Ihn erwarten ein Bußgeld, Punkte und ein Fahrverbot.
Viele Bundesländer beteiligen sich
In Deutschland machen nach Angaben des ADAC zehn der 16 Bundesländer beim Blitzermarathon mit. Er ist der Höhepunkt der Europäischen Speedwoche vom 17. bis 23. April, zu der das Verkehrspolizei-Netzwerk "Roadpol" aufgerufen hat. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hatten im Vorfeld erklärt, dass sie nicht nur während des Blitzermarathons, sondern auch an anderen Tagen der Speedwoche verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchführen werden. In Rheinland-Pfalz wurden die Kontrollen in der Speedwoche zwar nicht flächendeckend verstärkt, wohl aber in einigen Regionen - beispielsweise rund um Ludwigshafen, Koblenz und Germersheim.
Unfallrisiko überhöhte Geschwindigkeit
Nicht angepasste Geschwindigkeit ist nach wie vor eine der Hauptursachen für Verkehrsunfälle in Rheinland-Pfalz. Das Polizeipräsidium Rheinpfalz teilte mit, allein in seinem Zuständigkeitsbereich habe es im Jahr 2022 insgesamt 1.896 Verkehrsunfälle wegen überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit gegeben.
Zu schnelles Fahren ist teuer
Wer mit überhöhter Geschwindigkeit erwischt wird, für den kann es teuer werden. Schon 10 km/h mehr als erlaubt können innerorts ein Bußgeld von 30 Euro nach sich ziehen. Auch Punkte in Flensburg sind möglich, wenn die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um mehr als 20 km/h überschritten wurde. Ab einer Überschreitung von 26 km/h droht ein Fahrverbot. Dazu kommt es in der Regel, wenn es zweimal innerhalb eines Jahres zu einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 26 km/h oder mehr kommt.
Außerorts droht Autofahrern, die mehr als 20 km/h zu schnell unterwegs sind, neben einem Bußgeld von 100 Euro auch ein Punkt in Flensburg. Ab 26 km/h überhöhter Geschwindigkeit droht ein Fahrverbot von einem Monat. Und auch hier gilt: Ein Fahrverbot tritt in der Regel in Kraft, wenn es zweimal innerhalb eines Jahres zu einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 26 km/h oder mehr kommt.
Was bringen Blitzermarathons?
Wie das Polizeipräsidium Rheinpfalz anlässlich des Blitzermarathons mitteilt, sollen die Verkehrskontrollen die Unfallzahlen und die Zahl der Verkehrstoten senken. Es gehe nicht darum, möglichst viele Verkehrssünder zu erwischen, sondern man wolle die Risiken von überhöhter Geschwindigkeit im Straßenverkehr verstärkt ins öffentliche Bewusstsein rücken. Die Polizeikräfte würden bei ihren Kontrollen deshalb auch an die Einsicht der Verkehrsteilnehmenden appellieren, niemals die Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten und die Geschwindigkeit der jeweiligen Situation anzupassen.
Ob Blitzermarathons das Verhalten von Rasern jedoch langfristig ändern, ist fraglich. Eine Studie der Universität Passau aus dem vergangenen Jahr hat ergeben, dass der Effekt eines Blitzermarathons schnell verhalle und viele Autofahrer danach trotzdem wieder zu schnell unterwegs seien.