Die Katholischen Bischöfe haben bei der Frühjahrs-Vollversammlung in Dresden beschlossen, dass ein unabhängiger Expertenrat die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch kontrollieren soll. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Robert Michael)

Deutsche Bischofskonferenz

Unabhängige Experten sollen Kirche bei Aufarbeitung von Missbrauch unterstützen

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An der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Katholischen Kirche gibt es viel Kritik. Nun soll ein unabhängiger Expertenrat Abhilfe schaffen.

Ein neues Konzept soll für die Aufarbeitungen der unzähligen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Deutschland eingeführt werden. Ziel sei es, den Schutz vor sexualisierter Gewalt effektiv und kontinuierlich zu verbessern, sagte der Aachener Bischof Helmut Dieser bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischöfe in Dresden.

Expertenrat soll Aufarbeitung in Bistümern kontrollieren

Geplant ist ein Expertenrat, der zum 1. Januar 2024 seine Arbeit aufnehmen soll. Fachvertreter aus Medizin, Recht, Psychologie und Kriminalistik sollen demnach in diesem Rat sitzen. Die Auswahl der Mitglieder übernimmt laut Konzept eine Findungskommission. Aufgabe der neuen Expertengruppe wird ein übergreifender Jahresbericht sein, der Zahlen und Fakten über Fortschritte bei Prävention und Aufarbeitung aus allen 27 katholischen Diözesen enthalten soll.

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Daneben soll die Expertengruppe auch jedes Jahr eine andere Diözese näher untersuchen und Empfehlungen aussprechen. Bischof Dieser sprach von einem "TÜV" für die Umsetzung und Anwendung der vereinbarten Schutzmaßnahmen. Laut Dieser ist auch eine politische Beteiligung sowohl an der Auswahlkommission als auch an der späteren Expertengruppe denkbar. Der Expertenrat sei zwar kein politisches Instrument, betonte er, aber er brauche eine "gesellschaftlich anerkannte und kompatible Legitimation". Dabei könne die Politik helfen, sagte Dieser.

Bischofskonferenz begrüßt staatliche Ermittlungen

Er begrüße alle Vorstöße des Gesetzgebers, mehr Verantwortung beim Thema Missbrauch zu übernehmen, so Dieser. Er signalisierte aber zugleich, dass bisherige Gespräche über eine politische Beteiligung kaum Erfolg gezeigt hätten. Dieser ist Vorsitzender der Bischöflichen Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen, die ebenfalls Teil des neuen Modells ist und im vergangenen Herbst gegründet wurde. Der langjährige Missbrauchsbeauftragte, der Trierer Bischof Stefan Ackermann, hatte sein Amt im September abgegeben. Neben Dieser sitzen der Freiburger Bischof Stephan Burger als Stellvertreter sowie der Fuldaer Bischof Michael Gerber, der Würzburger Bischof Franz Jung, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der Passauer Bischof Stefan Oster und der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers in der Fachgruppe.

Betroffenenbeirat vertritt Belange der Missbrauchsopfer

Der Betroffenenbeirat, der bereits seit 2020 existiert, ist die dritte Säule des neuen Konzepts. Die Belange der Betroffenen und ihre Perspektive sollen konsequent berücksichtigt werden, sagte Dieser. Mehr Qualität bei der Aufarbeitung und Bekämpfung sexualisierter Gewalt solle durch einheitliche und verbindliche Standards gewährleistet werden.

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Die Bischofskonferenz habe bei ihrer Tagung auch das weitere Vorgehen beschlossen: Als Nächstes würden die Regelwerke für den Expertenrat, den Betroffenenbeirat und die Bischöfliche Fachgruppe erarbeitet und abgestimmt, dann werde die Auswahlkommission für den Expertenrat aufgestellt.

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