"Wir sind auf dem richtigen Weg, unsere Produktionskapazitäten zu erweitern", teilte das Unternehmen am Montag in Mainz mit. Die Umbauten im belgischen Pfizer-Werk Puurs seien erfolgreich abgeschlossen worden. "Nun sind wir zurück im eigentlichen Zeitplan für die Lieferung von Impfstoffdosen an die Europäische Union."
Biontech-Chef Sahin: Impfgipfel war wichtig
Biontech-Chef Ugur Sahin widersprach am Montagabend in den "Tagesthemen" dem Eindruck, dass der Impfstoffhersteller Schuld am holprigen Impfstart habe. Der nationale Impfgipfel sei wichtig gewesen, damit alle verstehen, "was da für eine Komplexität hinter den Prozessen steckt". Sahin sagte: "Wir produzieren in diesem Jahr zehntausendfach mehr Dosen, als wir im letzten Jahr produziert haben." Dabei sei Biontech selbst davon abhängig, dass die Zulieferer Materialien liefern.
Zur Diskussion, Biontech solle sein Patent abgeben, damit auch andere den Impfstoff produzieren könnten, sagte Sahin: "Selbst erfahrene große Unternehmen wie Novartis oder Sanofi benötigen für die reine Abfüllung mehrere Monate Vorbereitungszeit." Jeder neue Partner, der jetzt noch dazu komme, werde fünf bis sechs Monate brauchen, bis er in der Lage sei, mit der Produktion zu beginnen.
Liefermenge wird bis Sommer deutlich erhöht
Es hätte auch nicht geholfen, wenn die EU nachbestellt hätte, so Sahin in der ARD. "Die EU ist bezüglich dem, was wir liefern können, in eine Maximalleistung gegangen. Wir haben im Winter keine Möglichkeit, mehr zu produzieren als das, was geplant ist."
Bereits wenige Stunden vor Beginn des nationalen Impfgipfels hieß es, Pfizer und Biontech würden weiter an erhöhten Liefermengen arbeiten - von der Woche des 15. Februar an. Man wolle sicherstellen, dass man im ersten Quartal die Menge an Impfstoffdosen erfülle, auf die man sich vertraglich verpflichtet habe.
75 Millionen weitere Impfdosen im zweiten Quartal für EU
Im zweiten Quartal wolle man bis zu 75 Millionen weitere Dosen an die Europäische Union liefern können. Das Biontech-Werk im hessischen Marburg habe eine Lizenz erhalten und wolle im Februar die Produktion aufnehmen.
Weil die Kritik am schleppenden Impfstart, den Lieferschwierigkeiten einzelner Hersteller und den Problemen bei der Terminvergabe nicht abreißt, hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag mehrere Stunden lang mit den Ministerpräsidenten, Bundesministern und Vertretern der Pharmabranche über die Lage beraten. Zahlreiche Politiker und Verbandsvertreter hatten mehr Klarheit über Zeitpläne, Prioritäten für Bevölkerungsgruppen und verfügbare Impfstoffe gefordert.
Vorgesehen ist nun unter anderem ein nationaler Impfplan. Damit soll das Impfverfahren besser gesteuert werden. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte nach dem Gipfel, es sei klar geworden, dass die Hersteller mit Kooperationen alles versuchten, um möglichst viel Impfstoff zu produzieren. "Es ist aber auch klar geworden, dass es bis März nicht mehr zu einer wesentlichen Erhöhung der Impfstoffmenge kommen wird." Von den drei in der Europäischen Union bisher zugelassenen Impfstoffen werde lediglich Biontech die Liefermenge im ersten Quartal von 8,9 Millionen auf 10,9 Millionen Dosen erhöhen können.
Rheinland-Pfalz erwartet 40.000 Impfdosen
Rheinland-Pfalz hatte wegen ausbleibender Lieferungen zuletzt Erstimpfungen in den Impfzentren um drei Wochen verschieben müssen. Am Montag sollte das Land neuen Impfstoff erhalten. Das Gesundheitsministerium rechnete mit rund 35.000 Dosen von Biontech und rund 5.000 von Moderna.
Wann und in welchem Umfang der neu zugelassene Impfstoff von Astrazeneca nach Rheinland-Pfalz kommt, ist noch unklar.