Zwei Schüler einer 1. Klasse stehen vor einer Tafel mit Wörtern in der Gundschule

Schulen und Kitas in der Krise

Bildungs-Appell: Verbände fordern mindestens 100 Milliarden Euro

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Die Gesellschaft erlebe eine der schwersten Bildungskrisen seit Gründung der Bundesrepublik, heißt es in einem Bildungsappell. Gefordert werden mehr Investitionen.

In den deutschen Schulen liegt einiges im Argen. Das hat in Rheinland-Pfalz zuletzt das Beispiel der Gräfenauschule in Ludwigshafen gezeigt, an der voraussichtlich 40 von 130 Schülern die erste Klasse wiederholen müssen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Situation an der Schillerschule in Ludwigshafen-Mundenheim nicht viel besser ist. Hier ist nach Angaben der Stadt bei 24 von 141 Erstklässlern die Versetzung gefährdet.

Bildungswende gefordert

Es besteht große Einigkeit darin, dass sich etwas am Bildungssystem ändern muss. Mehr als 90 Bildungsorganisationen, Gewerkschaften und Elternvertretungen aus ganz Deutschland haben am Mittwoch den Appell "Bildungswende Jetzt" veröffentlicht. Sie fordern ein gerechtes und inklusives Bildungssystem, das auf die Zukunft vorbereitet. Zu den Initiatioren des Appells gehört neben der Bildungskampagne "Schule muss anders" und den "Teachers for future" auch die Elternvertretung "ARGE-SEB" - die Arbeitsgemeinschaft der Schulelternbeiräte an weiterführenden Schulen in Mainz und Umgebung. Ihr Sprecher Markus Sänger sagt, die Eltern hätten die Politik schon vor langer Zeit auf die Probleme in den Schulen aufmerksam gemacht.

"Wir brauchen unbedingt mehr Geld in die Bildung. Wir brauchen eine konzertierte Aktion in der Lehrkräftebildung für das gesamte Bundesgebiet. Die Problemstellung, wenn ich mit Eltern spreche, auch außerhalb des Landes Rheinland-Pfalz sind alle gleich: Wir haben zu wenig Lehrer, wir haben zu wenig Erzieher."

Sondervermögen Bildung

Die Unterzeichner des Appells fordern ein Sondervermögen Bildung in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro für Kitas und Schulen sowie jährliche Ausgaben für Bildung und Forschung von mindestens zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so wie dies bei einem Bildungsgipfel im Jahr 2008 unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vereinbart wurde. Nach den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts lagen die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft 2021 bei 9,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Verbesserung bei der Lehrerausbildung

Außerdem fordern die Unterzeichner des Bildungsappells einen Staatsvertrag, in dem sich alle Bundesländer dazu verpflichten, genügend Lehrkräfte auszubilden und die Studienabschlüsse gegenseitig anzuerkennen.

Damit allein ist es nach Ansicht von Sänger aber nicht getan. Zum einen sei die Lehrerausbildung an sich verbesserungsbedürftig. Sie müsse mehr mit der Schule verzahnt sein, so Sänger. Zum anderen fordert er mehr Schulsozialarbeiter, die sich um die Bedürfnisse der Kinder kümmern können.

Veraltetes System mit zu wenig Lehrkräften

Studien belegen immer wieder, dass der Bildungserfolg in Deutschland stark von der Herkunft abhängt. Auch dieser Aspekt hat Eingang in die Analyse des Bildungsappells gefunden: Ein enormer und sich vergrößernder Lehrkräfte- und Erziehermangel treffe auf ein "veraltetes, unterfinanziertes und segregiertes Bildungssystem, das sozial ungerecht ist", heißt es dort. Kurzum: Die Gesellschaft erlebe aktuell eine der schwersten Bildungskrisen seit Gründung der Bundesrepublik.

Bildungsgipfel zur Problemlösung

Um diese Probleme anzugehen, müsse die Bundesregierung einen Bildungsgipfel einberufen. Dort dürften nicht nur Politiker sitzen, sondern Menschen, die täglich in der Praxis mit dem Bildungswesen zu tun hätten - also auch Lehrer, Schüler und Eltern.

"In einem komplexen System wie dem Bildungssystem von Deutschland sind auch die Probleme herausfordernd. Und nur mit vielen neuen und guten Ideen können wir dieses Problem, können wir diese Herausforderung meistern."

An einer Lösung der Bildungskrise führt nach Ansicht von Sänger kein Weg vorbei, wenn Deutschland zukunftsfähig bleiben will, denn: "Schlussendlich haben wir in Deutschland ja nicht besonders viele Rohstoffe, außer unserer Bildung", bilanziert Sänger.

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SWR