Reisende und Bahnvertreter ziehen eine gemischte Bilanz. Eine Ursache der überfüllten Züge war erwartungsgemäß das 9-Euro-Ticket, das seit Anfang Juni gilt. Die 9-Euro-Ticket-Aktion habe wie erwartet einen großen Ansturm auf die Regionalzüge ausgelöst, sagte der Vize-Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Regio, Ralf Damde. Auch in Rheinland-Pfalz seien bestimmte Streckenabschnitte überlastet gewesen.
Massive Behinderungen zwischen Köln und Koblenz wegen Baustellen
Aber es gab auch noch andere Gründe, die zu überfüllten Zügen geführt haben, zum Beispiel auf der Rheinstrecke zwischen Koblenz und Köln. Da habe zu Pfingsten absolutes Chaos geherrscht, kritisierte Martin Mendel vom Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland-Pfalz. Dazu hätten mehrere Faktoren beigetragen: Das Festival Rock am Ring, Baustellen entlang der Rheinstrecken und dazu noch ein Böschungsbrand am Donnerstag, der den Verkehr noch am Freitag behinderte.
Entlastung für Pendler Alle Infos zum 9-Euro-Ticket in RLP
Von Juni bis August gelten die 9-Euro-Monatstickets für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Wo man sie kaufen kann und viele weitere Fragen beantworten wir in unserem FAQ.
Viele Fahrradausflügler im Lahntal
Entlang der linken Rheinseite seien Züge wegen Bauarbeiten ausgefallen und durch Busse ersetzt worden. In den anderen Landesteilen war es in den Zügen laut Pro Bahn voller als sonst – so seien zum Beispiel im Lahntal besonders viele Fahrradausflügler unterwegs gewesen. Es habe aber keine schwerwiegenden Probleme gegeben, Polizeieinsätze seien nicht nötig gewesen.
Einen relativ reibungslosen Ablauf mit dem 9-Euro-Ticket hat es den Angaben zufolge in der Region Trier gegeben. Bei einer Umfrage am Bahnhof Bullay äußerten sich viele zufrieden mit dem 9-Euro-Ticket. Viele Urlauber fuhren zu Wochenendausflügen an die Mosel.
Fahrgäste in der Pfalz teilweise nicht mitgenommen
Auch in der Pfalz waren an Pfingsten die Züge voll. Wie der Sprecher des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr (ZSPNV) RLP-Süd, Fritz Engbarth, sagte, waren vor allem die Regionalexpress-Züge in der Pfalz am Pfingstwochenende sehr beliebt. Das sind Züge, mit denen man im Nahverkehr in relativ kurzer Zeit eine relativ lange Strecke zurücklegen kann. Zumindest im südlichen Rheinland-Pfalz sei das befürchtete Chaos im Regionalverkehr ausgeblieben.
In "Einzelfällen" mussten Fahrgäste wegen Überfüllungen draußen bleiben. Auch Reisende mit Fahrrädern hätten nur in wenigen Fällen eine andere Fahrmöglichkeit wahrnehmen müssen.
Besonders stark ausgelastet waren demnach die Regional-Express-Züge in Nord-Süd-Richtung, zwischen Saarbrücken und Frankfurt/Main sowie über Kaiserslautern nach Mannheim und zurück. Auch die Züge zwischen Neustadt an der Weinstraße und Karlsruhe waren zum Teil sehr stark nachgefragt.
Der Sprecher machte wenig Hoffnung, dass man künftig mehr Züge einsetzen könne. Man habe an Pfingsten bereits "alles auf der Schiene gehabt, was rollen konnte."
Von überfüllten Zügen und etlichen Ausfällen berichtet der Fahrgastverband Pro Bahn auch im Nachbarland Baden-Württemberg. Viele Hauptstrecken seien bereits jetzt so überlastet, dass zusätzliche Züge auf den vollen Strecken gar nicht eingesetzt werden könnten. Sinnvoller wäre es gewesen, erst in die Infrastruktur zu investieren und dafür zu sorgen, dass eine Aktion wie das 9-Euro-Ticket reibungsloser abgewickelt werden kann.
Auch bundesweit ähnliche Probleme
Bundesweit war ebenfalls darüber berichtet worden, dass wegen überfüllter Züge einige Reisende - wie etwa im Großraum Berlin - nicht mitgenommen wurden. Besonders Fahrgäste, die mit Fahrrädern unterwegs waren, seien in einigen Fällen abgewiesen worden.
DB: Mehr als 6,5 Millionen Tickets verkauft
DB Regio-Chef Jörg Sandvoß teilte mit, allein bei der Bahn, DB Regio seien bisher über 6,5 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden. Man habe 700 zusätzliche Service- und Sicherheitskräfte bundesweit im Einsatz. Sie koordinierten zum Beispiel den Ein- und Ausstieg, unterstützen Reisende mit Gepäck oder Fahrrädern. Das seien viermal so viele Servicekräfte wie in einem normalen Sommer. Laut DB Regio-Chef Jörg Sandvoß waren es insgesamt 86.000 Zugfahrten, die es insgesamt über das lange Wochenende gegeben hat.