Ein Grabstein in Kreuzform umgeben von Bäumen (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Felix Kästle)

Wie die Kommunen in RLP damit umgehen

Einsam im Tod - Wenn Menschen ohne Angehörige sterben

Stand

Immer wieder kommt es vor, dass Menschen sterben, ohne dass sich Partner oder Verwandte um ihre Bestattung kümmern. In solchen Fällen müssen die Kommunen einspringen.

Viele Menschen leben allein und sterben einsam. In einigen Fällen gibt es keinen einzigen Verwandten der Verstorbenen. "Wer zu Lebzeiten keine Angehörigen hat, hat auch im Tod keine", sagt der Geschäftsführer des Bestatterverbandes Rheinland-Pfalz, Christian Jäger.

"Nach unserer Erfahrung hat die Zahl der Fälle, in denen Menschen völlig ohne Angehörige sterben, in den vergangenen Jahren zugenommen."

Angehörige sind "bestattungspflichtig"

In der Regel sind Ehepartner, Lebenspartner, Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern und Enkelkinder "bestattungspflichtig", müssen also dafür sorgen, dass eine Leiche ordnungsgemäß bestattet wird. Gibt es keine Angehörigen, muss sich dennoch jemand um die Toten und deren letzte Ruhe kümmern - und in letzter Konsequenz auch die Kosten übernehmen: die Kommunen.

In Mainz gab es im vergangenen Jahr 52 Sterbefälle ohne bestattungspflichtige Angehörige, wie die Stadt mitteilte. In diesem Jahr sind es bislang 44 Fälle (Stand Mitte November). In Ludwigshafen werden den Ordnungsbehörden nach Angaben der Stadtverwaltung jährlich rund 150 Fälle gemeldet, bei denen ein Verstorbener in einer Wohnung oder einem Haus aufgefunden wurde, ohne dass das nähere familiäre Umfeld bekannt ist.

Ordnungsämter müssen nach Angehörigen suchen

Dann geht die Suche nach eventuellen Angehörigen los, und in etwa der Hälfte dieser Fälle werden welche gefunden, oder es gibt eine entsprechende Bestattungsvorsorge. Zudem muss geklärt werden, ob es einen Bestattungswunsch des oder der Verstorbenen gibt.

In Rheinland-Pfalz müssen nach Angaben der Stadt Koblenz Verstorbene aufgrund gesetzlicher Vorgaben in der Regel innerhalb von zehn Tagen bestattet werden. Diese Fristen können laut Bestatterverband in Einzelfällen auch verlängert werden.

Auch Nachbarn und Bekannte werden befragt

Unmittelbar nach der Meldung eines Sterbefalles beginnt das jeweilige Ordnungsamt am Nachlassgericht oder beim Standesamt mit der Suche nach bestattungspflichtigen Personen. In Mainz beispielsweise werden auch eventuelle Kontaktpersonen befragt, beispielsweise Nachbarn, Bekannte oder Betreuer.

Außerdem fordert das Ordnungsamt die relevanten Personenstandseinträge an: Geburts-, Heirats- und eventuell der Sterbeeintrag eines Angehörigen, der Heiratseintrag der Eltern, um diese und mögliche Geschwister zu ermitteln, und eine Meldebescheinigung vom Wohnort, wenn der oder die Tote nicht in der Landeshauptstadt wohnte.

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Schlichte Bestattung bei erfolgloser Suche

Sobald die Suche erfolgreich war, nimmt nach Angaben der Stadtverwaltung Koblenz das Ordnungsamt Kontakt zu dem Angehörigen auf und informiert ihn über die bestehende Bestattungspflicht. Sollte die Suche erfolglos bleiben und sich auch sonst niemand um die Beisetzung der verstorbenen Person gekümmert haben, beauftragt das Amt ein Bestattungsinstitut mit der Beisetzung des oder der Toten.

Derartige Bestattungen seien meist ganz schlicht, da die Ordnungsämter gesetzlich verpflichtet seien, die Kosten möglichst gering zu halten, erklärt Jäger. Die Leichen würden oft eingeäschert und anonym in der Urne beigesetzt.

Trauerredner kommen dennoch zum Einsatz

In Ludwigshafen kostet eine Bestattung, die von der Ordnungsbehörde angeordnet wird, nach Angaben der Stadtverwaltung rund 2.500 Euro. Mainz gibt die Kosten für die sogenannten ordnungsbehördlichen Bestattungen mit 2.100 bis 4.000 Euro an - abhängig von der Art der Bestattung, Arztkosten, Überführung, Tageszeit, Wochentag.

In der Landeshauptstadt werden alle derartigen Bestattungen von Trauerrednern begleitet, die dies zum Teil als Pfarrer und Pfarrerinnen übernehmen oder ehrenamtlich tätig sind, wie eine Sprecherin erklärte. Kontaktpersonen werden, wenn sie es wünschen, den Angaben zufolge von der Friedhofsverwaltung über den Beisetzungstermin informiert.

Oft gebe es im Vorfeld dann auch ein Gespräch zwischen einer Kontaktperson und dem Trauerredner oder der Trauerrednerin. "Hierdurch erhalten die Beisetzungen einen würdevollen Rahmen", teilte eine Sprecherin mit.

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In Ludwigshafen können sich Bekannte oder Freunde bei der Ordnungsbehörde melden und mitteilen, dass sie an der Beisetzung teilnehmen möchten. Findet die Bestattung in Ludwigshafen statt, wird ihnen der Termin mitgeteilt. Die entsprechenden Gräberfelder befinden sich nach Angaben der Stadtverwaltung mitten im Hauptfriedhof und sind nicht ausgegrenzt. "Die Beisetzung wird immer, auch wenn keine Angehörigen anwesend sind, würdevoll durchgeführt", betonte eine Sprecherin.

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SWR