Anwohner beklagen sich über Raser rund um den Nürburgring

Stress rund um den Nürburgring

Zwischen Faszination und Gefahr - Warum Autofahrer rasen

Stand
Autor/in
Sascha Mache, Matthias Weber

Hochmotorisierte Autos faszinieren viele - vor allem junge Männer. Während das Rasen auf dem Nürburgring legal ist, führt es auf den Straßen in Rheinland-Pfalz zu bösen Unfällen.

Am Nürburgring dreht sich alles um PS und Geschwindigkeit. Motorsportfans pilgern hierher, um einmal eine Fahrt über die legendäre Nordschleife in der Eifel zu erleben. Jeder kann das: als Beifahrer im sogenannten Race Taxi, mit einem Rennprofi am Steuer.

Wer das einmal mitgemacht habe, für den sei es "ganz schwierig, von dieser Speed-Droge, die man auch manchmal so benennt", wieder wegzukommen, sagt Claudio Nellessen, Geschäftsführer von GetSpeed Race Taxi.

Den Kunden gefällt es. Aus Belgien ist Karel Vos angereist. Er sagt, er selbst fahre vorsichtig. Aber heute wolle er spüren, wie sich eine Fahrt auf der Rennstrecke anfühlt. Es ginge noch schneller, aber mit Kunden an Board fährt das Taxi nicht über 250 Stundenkilometer. "Die Geschwindigkeit, die Fliehkraft in Kurven. Das Auto kann so viel mehr als meines", schwärmt Karel Vos. "Einfach fantastisch."

Aber es sitzen nicht nur Profis am Steuer. Der Nürburgring ist auch beliebt bei Autofans, die hier mit ihrem eigenen Auto auf der Rennstrecke fahren können. Diese "Touristenfahrten" gibt es die ganze Saison über.

Raser auch außerhalb der Rennstrecke

Doch im normalen Straßenverkehr - auf den Land- und Kreisstraßen rund um den Ring - sorgen manche der Fans für Ärger bei den Anwohnern. In Adenau dokumentiert Rudolf Bell, wie rücksichtslos hier beschleunigt wird. "Diese hoch motorisierten Fahrzeuge, die hier als Touristen zum Nürburgring kommen, die meinen dann schon auf der Zufahrtsstraßen zu der Rennstrecke, sie wären teilweise schon auf der Rennstrecke selbst", beklagt Bell. "Die sind teilweise dann in einem rechtsfreien Raum."

Autofans sind in der Region willkommen, sie bringen Geld. Aber die Raser unter ihnen gefährden die Bewohner in der Eifel, wie im Juli als ein britisches Auto Spuren beim Beschleunigen über den Zebrastreifen zog. So rücksichtslos, dass die Polizei den Wagen beschlagnahmte.

Rudolf Bell ist empört, dass die Fahrer im Internet für ihr rücksichtsloses Verhalten von Fans auch noch gefeiert werden. "Das sind in meinen Augen keine Auto-Fans mehr, das sind Auto-Raser." Bisher gab es im Ort zum Glück noch keinen schweren Unfall. Aber Rudolf Bell kämpft seit Jahren für mehr Sicherheit auf der Straße.

Polizei kontrolliert häufiger

Mittlerweile haben die Behörden reagiert. So kontrolliert die Polizei rund um den Ring nun öfter die Geschwindigkeit und die Fahrzeugpapiere.

Ob jemand mit seinem Auto eine Gefahr für andere sei, lasse sich bei einer Kontrolle aber oft kaum erkennen, sagt Nils Christ, Pressesprecher der Polizeidirektion Mayen. Poser, die mit ihrem Auto angeben, würden eher nicht rasen, wenn sie gesehen werden wollen. Es liege nicht am Auto, sondern daran, was im Kopf der Person hinterm Steuer ablaufe.

Meist junge Männer als Raser

Raser seien meist "junge Männer aus reichen Familien, mit großen Autos und kleinem Selbstwertgefühl", erklärt der Verkehrspsychologe Richard Tank. Er arbeitet mit Menschen, die ihren Führerschein verloren haben, darunter vielen Rasern. Grund sei oft "fehlende Anerkennung, die er sucht und die er dann auf der Straße findet."

RLP

Mertin legt Strafverfolgungsstatistik vor Deutlich mehr Urteile wegen illegaler Autorennen in RLP

Die Zahl der illegalen Autorennen nimmt in Rheinland-Pfalz immer mehr zu. Das schlägt sich auch in der Strafverfolgungsstatistik für 2022 nieder, die das Justizministerium am Freitag vorgestellt hat.

Aktuell um 12 SWR1 Rheinland-Pfalz

In Mayen fuhr ein 20-Jähriger im August einen Fußgänger tot. Der Raser fuhr einen Mittelklassewagen. Im September wurde bei Mainz ein Lamborghini zu Schrott gefahren. Der Fahrer hatte ihn gemietet. Das geht bei vielen Sportwagenvermietungen ganz problemlos.

Beim Vermieter Drivar heißt es, oft werde ein Mindestalter von 21 Jahren oder fünf Jahre Fahrpraxis verlangt, sonst brauche man nur Geld für Miete und Kaution. "In Deutschland ist man berechtigt, mit einem Führerschein jedes Auto zu fahren, auch wenn es 10.000 PS hat. Da können wir am Ende auch schlecht aussieben", sagt Christopher Kohn von Drivar.

"Kein Grund, außerhalb der Rennstrecke die Sau rauszulassen"

Die Profis am Nürburgring fänden wichtig, erstmal richtig fahren zu lernen, bevor man mit 500 PS losrast. Wer Extreme beherrsche, habe im Straßenverkehr Sicherheitsreserven, betont Elöd Szarka, der im Fahrsicherheitszentrum zeigt, wie man dafür trainieren kann. Und: "Es ist jetzt kein Grund, weil man es auf der Rennstrecke kann, auf der Straße die Sau rauszulassen." Denn Rasen im täglichen Straßenverkehr habe mit gutem Autofahren rein gar nichts zu tun.

Zweibrücken

Aus dem Auto geschleudert Tödlicher Unfall bei Motorsportveranstaltung in Zweibrücken

Bei einer Motorsportveranstaltung auf dem Flughafen Zweibrücken ist am Samstag ein Teilnehmer ums Leben gekommen. Die Veranstaltung wurde abgebrochen.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Rheinland-Pfalz

Verkehrskontrollen in Rheinland-Pfalz Bis zu 90 km/h schneller als erlaubt - Bilanz des Blitzermarathons

Die Gefahren des zu schnellen Fahrens bewusst machen - das war das Ziel des Blitzermarathons am Freitag in Rheinland-Pfalz. Der war Teil der europaweiten Aktionswoche "Operation Speed". Jetzt liegen erste Ergebnisse vor.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Güllesheim

Beifahrer filmte die Fahrt Raser im Westerwald: Mit 195 Stundenkilometern unterwegs

Im Westerwald hat es am Wochenende vermutlich ein illegales Autorennen gegeben. Nach Polizeiangaben wurde ein Autofahrer gestoppt, der zeitweise mit 195 Stundenkilometern unterwegs war.

Am Tag SWR4 Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Sascha Mache, Matthias Weber