Die SPD-Politikerin Malu Dreyer sitzt vor einem Gemälde und erklärt etwas (Foto: IMAGO, Andrea Enderlein)

Porträt Malu Dreyer

Die Charmante mit dem eisernen Willen

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Andreas Heerwig

Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Verlässlichkeit und vor allem Haltung: Das sind die Pfeiler des politischen Lebens von Malu Dreyer. Das fordert sie von sich selbst - und von ihrer Partei.

Freundlich lächelnd, meist charmant, aber eisern in der Sache - so kennt man Malu Dreyer. Seit 2013 als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, seit 2017 als Bundes-Vize der SPD in Berlin - und künftig wohl als SPD-Chefin. Zumindest kommissarisch als Teil eines Trios.

Bewiesen, dass sie auch anders kann

Dreyer wird von Weggefährten und Menschen, die ihr begegnen, stets als sympathisch beschrieben. Doch die 58-Jährige kann auch anders. Das bewies sie beispielsweise im November 2014. Damals baute sie ihr Mainzer Kabinett radikal um und schreckte auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurück: Altgediente Sozialdemokraten wie Carsten Kühl als Finanzminister und Fraktionschef Hendrik Hering als ehemaliger Wirtschaftsminister, die beide in der Nürburgring-Affäre keine gute Figur gemacht hatten, verloren ihre Ämter.

Malu Dreyer stammt aus einem CDU-geprägten Elternhaus. Der Vater war Schuldirektor, die Mutter Erzieherin. Die bekennende Christin hat sich früh aufgelehnt, kämpfte als Studentin in Mainz für den Feminismus und war bei Amnesty International. Soziales, Arbeit und Gesundheit waren ihre Themen - lange bevor sie mit 34 Jahren den Weg in die SPD fand – als "Quereinsteigerin", wie sie heute noch manchmal bekennt.

"Königin der Herzen" statt "Politik mit Bart"

Als Kurt Beck sie zu seiner Nachfolgerin machte, war ihre Berufung sein letzter großer Schachzug. Noch einmal brachte er die CDU-Konkurrenz in große Not. Denn plötzlich war da nicht mehr der alte Haudegen aus der Pfalz. Nicht mehr "Politik mit Bart", wie ihn die CDU hart attackierte, sondern eine "Königin der Herzen", "beliebt wie Freibier und Hitzefrei", wie SPD-Granden Dreyer deutlich überhöht beschrieben.

Malu Dreyer und Kurt Beck (beide SPD) (Foto: SWR)
Malu Dreyer und Kurt Beck (beide SPD) im Jahr 2013

16-Stunden-Tage in Mainz oder Berlin

Lange hatte sie niemand auf der Liste der Beck-Erben. Der Grund: Malu Dreyer hat Multiple Sklerose, allerdings eine sehr langsam verlaufende Form der Krankheit. Seit Jahren meistert die 58-Jährige immer wieder 16-Stunden-Tage. In Mainz oder - gerade in Zeiten der Parteikrise - auch in Berlin. Als kommissarische Parteichefin noch viel häufiger. Und bald vielleicht dauerhaft? Das schloss sie bislang stets aus.

Die Krankheit wäre am Ende wohl kein K.o.-Kriterium. Denn irgendwann, so sagt sie, habe sie die Entscheidung getroffen, sich dadurch nicht mehr behindern zu lassen. Sie versuche, das Leben zu meistern - mal mit Rollstuhl, mal ohne.

Chefin einer Ampel

Das tut Dreyer als Ministerpräsidentin. Im März 2016 wurde sie im Amt bestätigt und führt das Land seitdem in einer Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen. Auch wenn sie den Einzug der AfD in den Landtag nicht verhindern konnte, ist ihr klares Ziel, der Partei mit "glasklarer Haltung gegen Rechts" Paroli zu bieten. Denn für sie ist die AfD nicht nur "rechtspopulistisch", sondern "in Teilen rechtsextrem".

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Andreas Heerwig